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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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sich an Susan wandte. »Wir kennen uns noch gar nicht richtig«, sagte sie.
    Susan schwieg.
    »Ich bin Jamie.« Erwartungsvoll zog sie die Brauen hoch.
    Susan wandte langsam den Kopf zur Seite. »Es ist meine Schuld, dass er sterben musste«, sagte sie mit matter, tonloser Stimme.
    »Das ist doch Schwachsinn, junge Frau. Aber mit dieser Einstellung werden wir anderen auch noch dran glauben müssen«, warf Ayala ein.
    »Ich habe ihn hierhergeholt«, fuhr Susan fort. »Es war meine Idee.«
    »Was war Ihre Idee?«, fragte Jamie leise.
    »Der Schimpanse. Carlos hat den Schimpansen entdeckt. Ich habe davon gehört. Und ich wollte ihn haben.«
    »Wie hat er von der Sache erfahren?«
    Wütend wandte sich Susan zu Jamie um. »Na gut. Ich erzähl’s Ihnen. Er ist Industriespion. Sein Auftraggeber hat mich auf die Geschichte aufmerksam gemacht. Ich bin Reporterin. Mir war einfach die Vorstellung zuwider, dass menschliche Feten in Schimpansen gezüchtet und dann im Namen der Forschung aufgeschlitzt werden. Ich dachte, ich könnte es beweisen, wenn ich den Schimpansen hätte.«
    Stiles wandte sich abrupt um. »Was reden Sie da?«
    »Ja, ich weiß alles über Ihre Experimente.«
    »Dann klären Sie uns mal lieber auf. Ich habe nämlich keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Susan sah verwirrt drein. »Carlos war in Nakamuras Labor und hat in die Gefrierschränke geschaut.«
    Stiles kam herüber und setzte sich neben Susan und Jamie auf die Erde, wobei er seine Fackel ein Stück weit weghielt. »Dann sind wohl mittlerweile alle tot, die je einen Blick in diese Gefrierschränke geworfen haben.«
    Jetzt drehten sich auch Sameer und Paulo um und lauschten aufmerksam. »Was hat er denn gemacht?«, fragte Sameer.
    »Erzählen Sie mir bloß nicht, Sie alle wissen nichts darüber.«
    Jamie legte eine Hand auf Susans Arm. »Nakamura hat uns erst in den letzten Wochen eingestellt, damit wir seinen Schimpansen studieren. Wir haben keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Sameer machte große Augen. »Ich habe über fünf Jahre im Labor gearbeitet, und mir gegenüber hat nie jemand etwas von dem erwähnt, was Sie gerade angesprochen haben. Sind Sie sicher, dass Carlos die Wahrheit gesagt hat?«
    Susan nickte matt.
    »Wir helfen Ihnen auch bei Ihrer Geschichte«, versprach Jamie. »Hauptsache, wir kommen alle heil hier raus.«
    Noch während Jamie sprach, wirbelte Ayala herum. »Auf den Boden!«, schrie sie.
    Jamie nahm eine flitzende Bewegung wahr, als ein Schimpanse durch ihr Lager aufs Feuer zuhuschte und mit einem brennenden Holzscheit auf der anderen Seite wieder in den Wald lief. Ayalas Schüsse hallten hinter den Bäumen hervor, während der Schimpanse mitsamt der Flamme im Wald verschwand.
    Paulo hatte sich bereits hinter Ayala in flankierende Position begeben und zielte nun mit seiner Waffe in die Bäume. Die anderen duckten sich dazwischen.
    Die Insekten summten ohrenbetäubend. In der unbewegten Luft bemühte sich Jamie, das Rascheln im Laub auszumachen, das bedeuten würde, dass die Schimpansen da waren.
    Und sie beobachteten.
    »Worauf warten sie noch? Warum haben sie uns nicht schon längst alle umgebracht?«, fragte Susan. Ihr war anzusehen, dass sie kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren.
    »Sie haben uns hierhergeführt«, erwiderte Stiles. »Und jetzt studieren sie uns, die eingebildeten Biester.«
    »Wir können doch nicht einfach so dasitzen und warten, bis sie uns umbringen.« Susan schüttelte den Kopf. Sie ging zum Feuer, zog einen langen Ast heraus und hielt das Ende in die Flammen.
    Jamie trat zu ihr. »O doch. Wir gehen nicht weiter, bis wir ebenso gut sehen können wie die Affen. Und wir müssen schlafen.«
    »Ja, sicher.«
    Jamie folgte Susans Beispiel, machte sich eine Fackel und bedeutete Sameer, es ihr nachzutun.
    »Was sie wohl heute Nacht tun werden?«, fragte Sameer.
    Niemand antwortete.
    »Was ist das?«, fragte Susan auf einmal.
    Jamie lauschte. Aus den umstehenden Bäumen ertönte ein leises, rhythmisches Geräusch. Zuerst ganz leise, schwoll der unmenschliche Gesang in Tempo und Lautstärke an, bis jede wiederholte Silbe summend nachhallte und der Rhythmus mit jeder weiteren Stimme komplexer wurde.
    Dann sah sie die Lichter – fern, flackernd, wie Leuchtkäfer im nächtlichen Wald. Langsam drehte sie sich einmal um sich selbst. Auf allen Seiten, durch die Bäume kaum sichtbar, schimmerte das matte Glühen von zwei Dutzend Fackeln, die sie umzingelten, während der Klang des Primatengesangs mit

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