Die Erben der Schöpfung
sinken und weinte hemmungslos.
Ayala zielte mit ihrem Gewehr auf den Schimpansen am Boden, der noch lebte, jedoch einen heftig blutenden Bauchschuss hatte.
»Sparen Sie sich die Kugel«, rief Paulo.
Ayala ignorierte seine Anweisung und schoss zweimal, bis der Schimpanse reglos liegen blieb. Dann ging sie hin und trat brutal auf ihn ein.
38
Sie konnten Carlos nicht einfach so liegen lassen. Das ging allen durch den Kopf, doch nur Paulo sprach es aus. Ayala stimmte ihm zu, und er begann, ein flaches Grab für ihren toten Kameraden auszuheben.
Während Paulo an der Arbeit war, trat Stiles zu dem toten Schimpansen. Er blieb kurz über ihm stehen, ehe er ein paar Utensilien aus seiner Umhängetasche nahm. Mit einer Spitzhacke, die er in Carlos’ Rucksack fand, spaltete er dem Affen den Schädel und legte das angeschwollene Gehirn frei. Er arbeitete schnell und effizient, während Jamie ihm erstaunt zusah.
»Was machen Sie denn da?«
»Ich wäre ein Idiot, wenn ich ihn hier draußen verrotten ließe, nachdem mir sein Gehirn praktisch in den Schoß gefallen ist.«
Er nahm ein schmales Messer, zerteilte das Gehirn, entnahm eine Gewebeprobe und legte sie in ein kleines, mit einer Flüssigkeit gefülltes Fläschchen. Dann trennte er die obere Schicht des Gehirns ab, indem er sie abschälte wie bei einem weichen Apfel. Diesen dünnen Film verteilte er auf mehrere Objektträger, besprühte sie aus einer winzigen Flasche mit Fixiermittel, ehe er alles in eine verschließbare Klarsichttüte schob und in seine Umhängetasche steckte.
Jamie schüttelte den Kopf. Sie war unschlüssig, ob sie Stiles’ Kaltblütigkeit bewundernswert oder widerlich finden sollte.
Paulo und die anderen deckten das Grab mit Blättern und Steinen ab, während Ayala erklärte, dass sie vor Einbruch der Dunkelheit einen Lagerplatz finden mussten. Sameer nahm Carlos’ Rucksack, und sie brachen auf.
Niemand hatte Lust weiterzugehen, am wenigsten Jamie. Sie fragte sich, wo die Schimpansen wohl waren. Sicher nicht weit. Jedenfalls machte sie sich keine Illusionen mehr über deren Absichten.
Schweigend marschierten sie eine Stunde lang hintereinander her. Paulo ging als Erster, während Ayala mit gezogener Waffe die Absicherung nach hinten übernahm.
Susan ging es nicht gut. Wie in Trance war sie um den toten Carlos herumgelaufen, wobei die Angst nie lang genug aus ihrem Blick gewichen war, um irgendjemanden erkennen zu lassen, was ihr alles durch den Kopf ging. Nun marschierte sie in der Mitte der Gruppe und hatte seit dem Überfall kein Wort mehr gesagt.
Auf einmal blieb Paulo stehen und zeigte auf einen Hügel am Horizont, wo ein letzter Rest Abendlicht durch eine breite Lücke in den Bäumen strömte. Wenige Minuten später kamen sie dort an, und Paulo setzte seinen Rucksack ab.
»Wir bleiben hier.«
Niemand war zu Protesten aufgelegt.
»Roger, Sameer, ihr macht Feuer. Ayala, wir sehen uns mal um, was es hier an Deckung gibt.« Ayala nickte.
Jamie zeigte Susan einen Felsen, auf den sie sich setzen konnte. Während Susan sich ausruhte, sammelte Jamie ein paar Farnwedel und glättete den Boden, um vier Liegeflächen einzurichten. Vier genügten, denn zwei Personen müssten ohnehin stets Wache halten. Regen hin oder her, in dieser Nacht würde wohl niemand von ihnen quasi auf dem Präsentierteller im Zelt schlafen wollen. Sie fragte sich, ob sie überhaupt ein Auge zutun würde.
Sie setzte sich neben Susan auf die Erde, ein gutes Stück von dem prasselnden Feuer entfernt, das Sameer und Stiles entfacht hatten. Die Temperatur war zwar mit dem Sonnenuntergang etwas gefallen, aber nicht viel, und die drückende Luftfeuchtigkeit machte das Feuer zu einem notwendigen Übel.
Paulo und Ayala kehrten von ihrem Erkundungsgang zurück, und Paulo setzte sich zu Jamie, während Ayala in die andere Richtung schaute und mit auf die Bäume gerichtetem Blick träge mit ihrer Pistole spielte. Sameer ließ sich neben die anderen auf die Erde fallen und trank gierig aus seiner Feldflasche.
Stiles ließ sich etwas näher am Feuer nieder und stützte sich nach hinten auf die Ellbogen, während er die Flammen und den Wald dahinter betrachtete. Neben sich hatte er eine provisorische Fackel in den Boden gerammt.
»Schade, dass wir das Mistvieh nicht zu Hotdogs verarbeitet haben.«
»Das hilft uns auch nicht weiter, Roger, und wir müssen alle essen«, schalt Jamie. Sie machte ihren und Paulos Rucksack auf und verteilte getrocknetes Fleisch und Brot, ehe sie
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