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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Nick mit einer leichten Verbeugung. Er hatte diesen Pfad beschritten und musste ihn nun auch zu Ende gehen, gleich was die Folgen waren. Es gab kein Zurück mehr.
    Kaum dass er seinen Fuß auf das Deck des britischen Schiffs gesetzt hatte, hatte Nick der verblüfften Besatzung erklärt, dass er von adligem Geblüt und der lange verschollene Spross des Hauses Graydon sei. Natürlich hatte man ihm zunächst kein Wort geglaubt, aber nachdem sich Pater O’Rorke als Ordensmann zu erkennen gegeben und bei seinem Gelübde beteuert hatte, dass Nick die Wahrheit sprach, hatten sich erste Zweifel geregt. Als Nick dann auch noch das Medaillon vorgezeigt hatte, war es ihm immerhin gelungen zu verhindern, dass seine Freunde und er in den Bugraum gesperrt wurden.
    Wie sie erfahren hatten, stammten die Fregatte und dieBrigantine, denen sie vor der Küste Hispaniolas begegnet waren, von der Insel Cigateo, einer britischen Besitzung südöstlich von New Providence. Vor geraumer Zeit hatten die Briten hier eine Siedlung gegründet, die in den vergangenen Monaten zum provisorischen Militärstützpunkt ausgebaut worden war. Der Plan sah vor, von hier aus die an die Freibeuter verlorenen Territorien nach und nach zurückzuerobern.
    Nick bezweifelte, dass ein Palisadenfort und eine Hand voll Kriegsschiffe genügen würden, um all die Piratennester auszuheben, die sich auf New Providence in beinahe jeder Bucht gebildet hatten, von Jamaica ganz zu schweigen. Aber er hoffte, aus dieser neuen Konstellation, die sich so unverhofft aufgetan hatte, einen Vorteil ziehen zu können.
    Von Jamaica waren seine Kameraden und er weiter entfernt als je zuvor. Etliche Seemeilen trennten sie von Port Royal, und sein Vorhaben, Elena de Navarro aus den Klauen Bricassarts zu befreien, war in weite Ferne gerückt. Dennoch hatte Nick einen kühnen Plan entwickelt, wie er vielleicht doch noch Gelegenheit erhalten würde, sich an Bricassart zu rächen und Elena zu befreien – und die Briten spielten dabei eine zentrale Rolle. Der Rat, den der alte Angus Nick gegeben hatte, seinem Stern zu folgen und nach seiner wahren Herkunft zu forschen, hatte plötzlich eine besondere Bedeutung bekommen …
    »Nicolas Graydon«, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch noch einmal, und der Blick, mit dem er Nick dabei bedachte, war so prüfend, dass dieser schon fürchtete, seine geheimen Pläne und Absichten könnten durchschaut werden.
    »Mit Eurer Erlaubnis, Sir«, erwiderte er deshalb beflissen und verbeugte sich abermals. Die Schule des guten Benehmens hatte Nick nie durchlaufen – er ahmte lediglich nach, was er zu verschiedenen Gelegenheiten bei seinen spanischen Herren gesehenhatte und was ihm passend erschien. Scheinbar traf er den richtigen Ton, denn die kargen Züge des Admirals entkrampften sich zu einem Lächeln.
    »Habt Ihr jemals etwas von Gordon Lancaster gehört, junger Mann?«, fragte er.
    »Offen gestanden – nein, Sir.«
    »Das hatte ich auch nicht erwartet.« Der Admiral rang sich ein weiteres Lächeln ab. »Aber lasst Euch sagen, dass ich dieser Gordon Lancaster bin. Und dass ich Euren Vater gut gekannt habe.«
    »Ihr … Ihr habt meinen Vater gekannt?« Jetzt war es Nick, der überrascht war, obwohl er sich vorgenommen hatte, das Heft des Handelns in den Händen zu behalten.
    »Das will ich meinen. In jungen Jahren haben wir beide als Offiziere in der Kriegsflotte Seiner Majestät gedient. Wir haben gemeinsam gegen die Holländer gekämpft und waren dabei, als am Tag des heiligen James der große Sieg errungen wurde. Nach dem Krieg allerdings trennten sich unsere Wege, und wir haben uns aus den Augen verloren. Erst viel später erfuhr ich, welch tragisches Schicksal Clifford widerfahren war. Es hieß, er hätte seinen gesamten Besitz verloren auf der Suche nach seiner Familie, und als er selbst nichts mehr besaß, besorgte er sich angeblich einen holländischen Kaperbrief und betätigte sich als Freibeuter, um sein Schiff und seine Mannschaft zu unterhalten. Wisst Ihr etwas darüber?«
    »Nein, Sir«, erwiderte Nick ohne Zögern. »Ich wuchs an einem weit entfernten Ort auf, in der Obhut eines einfachen Seemanns, den ich meinen Vater nannte, bis er mir kurz vor seinem Tod enthüllte, dass er mich einst aus Seenot gerettet und an Kindes statt angenommen hatte. Einige Jahre lang fuhr ich mit ihm zur See, ehe unser Schiff von spanischen Sklavenhändlernaufgebracht und geentert wurde. Die nächsten zwölf Jahre verbrachte ich im Sklavenlager von

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