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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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bist du ja selbst für die Überfälle der letzten Zeit verantwortlich! Dabei höre ich dich noch zu den Offizieren der Armada sprechen. Du hast sie beschuldigt, ihre Pflicht zu vernachlässigen …«
    »Das musste ich tun, um den Verdacht von mir abzulenken«, antwortete Navarro. Nach menschlichen Begriffen war nicht zu ermessen, wie tief der Conde damit im Ansehen seiner Tochter sank.
    »O Vater«, flüsterte sie. »Schon immer hast du Dinge getan, die ich nicht verstanden habe. Ich konnte nie nachvollziehen, weshalb du Mutter und mich verlassen hast und in die Kolonien gegangen bist, und ich weiß wohl, dass du dir einen Sohn gewünscht hattest anstelle der Tochter, die dir zuteil wurde. Ich habe stets versucht, deinen Ansprüchen zu genügen. Ich habe dich immer verteidigt und trotz aller Bedenken versucht, deinen Standpunkt zu teilen – aber nun, Vater, kann ich es nicht mehr.«
    »Du vergisst dich, Tochter.«
    »Nein, Vater.« Elena schüttelte den Kopf. »Du bist es, der sich und seine Pflichten vergessen hat. Du hast dich diesem schwarzen Teufel dort verschrieben, hast ihm um deiner Macht und deines Ansehens willen deine Seele verkauft. Nick Flanagan hatte Recht. In all den Jahren kannte ich dich niemals wirklich. Aber nun hast du dein wahres Gesicht gezeigt, und mir schaudert vor dir, Vater.«
    »Da hört Ihr es, werter Conde«, versetzte der alte Bricassart unter gurgelndem Gelächter. »Eure Tochter scheint EurenPragmatismus nicht zu teilen. Offenbar haben wir hier jemanden, der noch an Ideale glaubt, und es kommt mir so vor, als hätte ihr Entführer nicht unbeträchtlichen Anteil daran.«
    »Nick Flanagan war ein Mann von Ehre«, erwiderte Elena mit zornbebender Stimme. Tränen ohnmächtiger Wut traten ihr in die Augen. »Er mag ein Pirat gewesen sein, aber er wusste, wofür er kämpfte und wer seine Feinde waren – und im Gegensatz zu Euch hatte er vornehmes Blut in den Adern.«
    »Wie dies?«, fragte Bricassart. »Ich dachte, er wäre ein entlaufener Sklave gewesen?«
    »Das war er wohl, aber er war auch der Sohn eines englischen Adligen. Er ging verloren, als das Schiff seines Vaters vor vielen Jahren von Piraten angegriffen wurde. Von Piraten wie Euch, Bricassart – von ruchlosen Mördern, die sich nicht scheuen, für eine Schiffsladung Silber zu meucheln und zu morden.«
    »Er war der Sohn eines englischen Adligen?« Für einen kurzen Augenblick schien Bricassarts feiste Miene nachdenklich zu werden.
    »So ist es. Erschreckt Euch dieser Gedanke?«
    »Keineswegs.« Mit einer einzigen Bewegung seiner fleischigen Rechten wischte Bricassart alle Nachdenklichkeit beiseite. »Er ist tot, also was schert es mich? Zudem wird auch meinem Haus schon bald die Ehre adligen Blutes zuteil werden, sodass dieser Makel nicht länger an uns haften wird.«
    »Die Ehre adligen Blutes?« Elena horchte auf. »Was soll das heißen?«
    »Könnt Ihr es Euch nicht denken?« Bricassart grinste. »Seit hunderten von Jahren werden Bündnisse mächtiger Männer auf diese Weise besiegelt – durch eine Heirat.«
    »Eine Heirat?«, wiederholte Elena voller Argwohn.
    »Gewiss, mein Kind«, tönte der Pirat. »Eine Verbindungzwischen Euch und Damian, dem Spross und Erben meines Hauses. Gemeinsam mit ihm werdet Ihr eine Dynastie gründen – eine Dynastie, die von Port Royal aus die Kolonien erobern und einst über die Neue Welt herrschen wird!«
    Augenblicke lang war Elena nicht in der Lage, darauf etwas zu erwidern. Stumm vor Abscheu und Entsetzen blickte sie zuerst auf den fleischigen Koloss, dessen rotes Auge sie bedrohlich anfunkelte, dann auf Damian, der noch immer neben ihr stand und dessen überhebliches Grinsen von einem Ohr zum anderen reichte.
    »Ihr seid wahnsinnig, alle beide«, rief Elena, während sie noch weiter zurückwich – und plötzlich gegen ein Hindernis stieß. Erschrocken stellte sie fest, dass es ihr eigener Vater war, der ihr den Weg versperrte.
    »Vater!«, flehte sie. »Das kannst du nicht zulassen!«
    »Es tut mir Leid, Elena«, erwiderte Navarro ohne sichtbares Bedauern. »Es ist bereits beschlossen. Du wirst Damian Bricassart ehelichen, und unser Rang und Titel werden dadurch auf ihn übergehen.«
    »Bien« , stimmte der junge Bricassart zu. »Ein Graf von echtem Schrot und Korn zu sein könnte mir gefallen.«
    »Schlagt Euch das aus dem Kopf«, zischte Elena. »Ich werde Euch nicht heiraten. Niemals, hört Ihr? Eher stürze ich mich von der höchsten Klippe ins Meer.«
    »Wehre dich nicht dagegen,

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