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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nichts, was sich hier nähert, hat eine Chance, die Bucht unbeschadet zu erreichen, da habt Ihr zweifellos Recht. Aber es gibt eine zweite Passage durch den Riffgürtel, die von den Piraten selbst benutzt wird und unbewacht ist. Auf ihr wäre es möglich, in den Hafen zu gelangen. Ist dies erst gelungen, sind die Kanonen der Festung wirkungslos, denn Bricassart würde damit nicht nur die Schiffe der Angreifer, sondern auch seine eigenen zerstören.«
    »Donnerwetter!«, rief Lancaster aus. »Seid Ihr sicher, Junge?«
    »So sicher ich nur sein kann. Der Chinese genießt mein volles Vertrauen. Natürlich birgt ein solcher Angriff Risiken. Aber wenn Ihr erfolgreich seid, werden Bricassart und seine Mordbande bald der Vergangenheit angehören.«
    »Das ist unmöglich, völlig unmöglich!«, protestierte Scarborough entschieden. »Wir sind Offiziere Seiner Majestät und keine gemeinen Piraten. Wir schleichen uns nicht des Nachts in fremde Häfen und eröffnen ohne Vorwarnung das Feuer.«
    »Dann braucht Ihr Euch nicht zu wundern, wenn Ihr den Kürzeren zieht«, erwiderte Nick ungerührt, »denn Eure Gegner machen es so, wie ich aus Erfahrung berichten kann.«
    »Er hat Recht, Captain«, stimmte Lancaster zu. »Mit veralteten Strategien kommen wir hier nicht weiter. Wenn wir Bricassart und seiner Bande das Handwerk legen und unser Territorium zurückerobern wollen, sollten wir unsere Taktik ändern.«
    »Und selbst zu Piraten werden?«, ächzte Scarborough entrüstet. Seine Gesichtszüge waren noch röter geworden.
    »Wenn Ihr den Sieg erst in Händen haltet, wird niemand mehr fragen, wie er errungen wurde«, beteuerte Nick. »Statt Bricassarts Jolly Roger wird wieder das Georgskreuz über der Festung wehen, und es wird Euer Name sein, Admiral, den man mit der Befreiung Port Royals in Verbindung bringt.«
    Lancaster antwortete nicht sofort, aber ihm war anzusehen, dass ihm der Gedanke gefiel. Seinem verklärten Gesichtsausdruck nach zu schließen, sah er sich schon in Pomp und Orden beim feierlichen Empfang am königlichen Hof. Nicht selten wurden Offiziere, die sich besonders hervorgetan hatten, für ihre Verdienste geadelt und mit ansehnlichem Grundbesitz bedacht. Solche Überlegungen mochten eine Rolle spielen, als der Admiral schließlich nickte.
    »Ich denke, Ihr habt Recht, mein junger Freund«, sagte er.
    »Was?«, schnappte Scarborough. »Das kann unmöglich Euer Ernst sein, Sir …«
    »Mein voller Ernst, Captain. Ich bin gläubig genug, um anzunehmen, dass es göttlicher Wille war, der diesen jungen Mann zu uns führte, und ich müsste ein Narr sein, wenn ich die Chance, die er uns bietet, ungenutzt verstreichen ließe.«
    »Dann werdet Ihr den Angriff auf Port Royal durchführen?«, fragte Nick hoffnungsvoll; dass sich die Dinge für ihn so vorteilhaft entwickeln würden, hatte er nicht einmal zu träumen gewagt.
    »Allerdings. Wenn es uns nicht gelingt, Bricassart aus seinemVersteck zu locken, werden wir ihn eben auf seinem eigenen Terrain schlagen.«
    »Eine mutige Entscheidung, Sir«, sagte Nick anerkennend. »Ich kann gut verstehen, dass mein Vater in Euch einen treuen Freund und Kameraden sah. Deshalb ersuche ich Euch, mir dasselbe Vertrauen zu gewähren, das Ihr auch ihm erwiesen habt. Gebt mir das Kommando über eines Eurer Schiffe, und ich schwöre Euch, dass ich Euch Bricassart bringen werde, tot oder lebendig. Dann wird sich alle Welt davon überzeugen können, dass er keineswegs ein Geist ist, sondern ein gewöhnlicher Mensch aus Fleisch und Blut.«
    »Das steht nun wirklich nicht zur Debatte, Sir!«, ereiferte sich Scarborough abermals, der nun nicht nur seinen Einfluss, sondern auch seine Befehlsgewalt schwinden sah. »Graydon ist weder ein Offizier, noch hat er ein Kapitänspatent.«
    »Ich fürchte, damit hat unser werter Captain nur zu Recht, Nick«, stimmte Admiral Lancaster zu. »Bei aller Sympathie, die ich für Euren Vater hegte, solltet Ihr es nicht übertreiben. Sagtet Ihr nicht vorhin, Ihr wärt in Eurem Leben kaum etwas anderes gewesen als ein Moses 18 ? Euch ein Kommando zu übertragen, kommt nicht in Frage. Aber wenn Ihr es wünscht, werde ich Euch gestatten, als Beobachter an der Expedition teilzunehmen.«
    »Gilt dieses Angebot auch für meine Kameraden?«
    »Natürlich. Die Dienste des Chinesen werden ohnehin benötigt. Und was den Mönch betrifft – ein wenig geistlicher Beistand kann meinen Leuten nicht schaden, auch wenn er von einem Katholiken kommt. Hier in der Neuen Welt

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