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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nie kennen gelernt hatte, und Lancaster stellte eine Verbindung zu ihm dar.
    Scarborough bedachte Nick mit bohrenden Blicken, während der Admiral in Gedanken versunken schien, hin und her gerissen zwischen wehmütiger Erinnerung und Sorgfaltspflicht als Offizier der Krone. Nick war nicht sicher, welche Seite am Ende siegen würde, zumal das Wort des skeptischen Scarborough schwer zu wiegen schien.
    »Wisst Ihr, wie man diese Insel nennt?«, fragte der Admiral ihn schließlich.
    »Cigateo«, gab Nick den Namen wieder, den Scarborough ihm genannt hatte.
    »So haben die Eingeborenen sie einst genannt, und auf den meisten Seekarten ist sie auch so verzeichnet. William Sayle allerdings, der diese Insel einst für die Krone in Besitz nahm und die erste Siedlung auf ihr gründete, hat ihr den Namen ›Eleuthera‹ gegeben. Wisst Ihr, was dieses Wort bedeutet?«
    »Nein, Sir.«
    »Es ist eine Abwandlung des griechischen Wortes für Freiheit, Sohn, und ich fürchte, in Eurem Fall ist dieser Name besonders zutreffend. Denn als frei könnt Ihr Euch und Eure Leute ab sofort betrachten.«
    »Dann glaubt Ihr mir also?«
    »In der Tat, Sohn. Eure Geschichte scheint mir zu verrückt zu sein, als dass Ihr sie Euch ausgedacht haben könntet. Zudem sehe ich in jeder Eurer Bewegungen und in der Art, wie Ihr sprecht, Euren Vater vor mir. Einst schworen er und ich, uns Beistand zu gewähren, gegen jeden Feind und alle Widerstände. Unglücklicherweise konnte ich mein Versprechen bei ihm nicht einlösen, deshalb erneuere ich es nun an Euch. Ihr und Eure Freunde seid frei, Master Graydon, und könnt gehen, wohin Ihr wollt. Wenn Ihr es wünscht, könnt Ihr mit dem nächsten Versorgungsschiff nach Barbados gelangen. Ich werde Euch eine Vollmacht ausstellen, die es Euch ermöglicht, von dort aus so bald wie möglich in die alte Heimat zurückzukehren.«
    »Das ist sehr großzügig von Euch, Sir«, anerkannte Nick. »Aber, bei allem Respekt, ich möchte nicht in die Heimat zurück.«
    »Nein?«
    »Jedenfalls jetzt noch nicht«, schränkte Nick ein. »Vorher habe ich noch eine Rechnung mit einem Piraten namens Bricassart zu begleichen.«
    »Ha!«, machte Lancaster und schlug mit der flachen Hand aufden Tisch. »Hört Euch das an, Scarborough! Das ist ein Bursche nach meinem Geschmack. Das Blut Eures Vaters ist wahrhaft in Euch lebendig, mein Junge! Aber ich fürchte, aus Euren Racheplänen wird nichts werden.«
    »Weshalb nicht, Sir?«
    »Weil, mein junger Freund, wir seit zwei Monaten erfolglos versuchen, Bricassart vor die Kanonen zu bekommen. Dieser vermaledeite Hundesohn ist wie Nebel – man kann ihn aus der Ferne sehen, aber man bekommt ihn nicht zu fassen.«
    »Mit Verlaub, Sir – mir ist es gelungen.«
    »Zufall«, beschied Scarborough bissig. »Darauf werdet Ihr Euch wohl nichts einbilden?«
    »Kaum, zumal jene Konfrontation für mich mit einer Niederlage endete. Aber ich habe mir geschworen, dass die nächste Begegnung mit dem Piraten anders ausgehen wird. Bricassart wird bezahlen, und wenn ich ihn auf seinem eigenen Terrain herausfordern muss – auf Jamaica.«
    »Stellt Euch das nur nicht zu einfach vor«, warf Scarborough ein. »Natürlich ist uns bekannt, wo sich Bricassart und seine Mordbrenner versteckt halten. Aber die Passage nach Port Royal wird streng bewacht. Jedes Schiff, das sich durch den Riffgürtel nähert, wird von der Festung aus unter Feuer genommen und auf den Grund des Meeres geschickt.«
    »Ich fürchte, der Captain hat Recht, Sohn«, pflichtete der Admiral bei. »Stünden mir mehr Männer und Schiffe zur Verfügung, hätte ich den Schlupfwinkel dieses Halunken längst ausgeräuchert. Aber wegen des Krieges sind mir die Hände gebunden. Eine Hand voll Schiffe mag genügen, um die Leviathan auf offener See zu jagen – für einen Angriff auf eine befestigte Hafenstadt jedoch reicht es bei weitem nicht aus.«
    »Es kommt darauf an, Sir«, sagte Nick forsch.
    »Worauf?«
    »Ob man eine andere Passage kennt. Einer meiner Kameraden, der Chinese, hat das zweifelhafte Vergnügen von Bricassarts Gefangenschaft genossen. Er hat seine Zunge dabei eingebüßt, aber seine Augen waren wach und offen. Er kennt die Festungsanlage und ihre Bewaffnung und weiß, wie man auf sicherem Weg nach Port Royal gelangt.«
    »Was Ihr nicht sagt.« Scarborough war wenig beeindruckt.
    »Dem Hafen vorgelagert sind mehrere Riffs und kleine Inseln«, erklärte Nick. »Die Hauptpassage wird durch die Festungsgeschütze in Schach gehalten –

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