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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Maracaibo.«
    »Diese elenden Spanier«, wetterte der Admiral. »Freie Engländer zu Sklaven zu machen! Wäre es nach mir gegangen, hätte es das verlogene Bündnis mit diesen Pfauen niemals gegeben. Aber so liegen die Dinge nun einmal – Politik, wenn Ihr versteht. Dann habt Ihr wohl einiges hinter Euch, mein junger Freund?«
    »Das will ich meinen. Nachdem wir aus Maracaibo geflohen waren, sind wir in die Gewalt von Piraten geraten.«
    »In die Gewalt von Piraten?« Lancasters Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    »Allerdings, Sir. Es waren Seeräuber aus Jamaica, deren Schiff so schwarz war wie die Nacht und dessen Segel sich wie dunkle Schwingen über das Wasser breiteten.«
    »Die Leviathan «, ächzte der Admiral. »Alle Wetter, Junge! Wollt Ihr behaupten, Ihr hättet das Geisterschiff zu sehen bekommen?«
    »Und ob, Sir, und ich kann Euch versichern, dass es sich keineswegs um ein Geisterschiff handelt, sondern um eine französische Pinasse, die vom Bug bis zum Heck schwer bewaffnet ist.«
    »Was Ihr nicht sagt! Und habt Ihr auch diesen Teufel Bricassart gesehen?«
    »Nicht nur das, Sir – wir haben sogar die Klingen gekreuzt. Die Schusswunde, die Ihr hier seht, brachte der Feigling mir bei, als er im Zweikampf zu unterliegen drohte.«
    »Ist das wahr?« Die schmalen Augen des Admirals waren groß und größer geworden. »Potztausend, Scarborough, hört Ihr das?«
    Die Frage galt dem Offizier, der bislang starr wie eine Galionsfigur dabeigestanden und das Gespräch verfolgt hatte.
    Vincent Scarborough war der Kapitän der Prosecutor, jenes Schiffs, das Nick und seine Freunde aufgegriffen hatte. Obwohler in Wahrheit nur wenig älter war als Nick, wirkte Scarborough mit der weiß gepuderten Perücke wie ein Greis, ein Eindruck, der durch seine blassen, geröteten Züge noch verstärkt wurde. Unter eng stehenden Augen zogen sich hohle Wangen zu einem dünnen Mund. Vom ersten Augenblick an waren der Captain und Nick sich nicht eben grün gewesen – und daran hatte sich nichts geändert …
    »Ich höre es, Sir«, erwiderte der Marineoffizier steif, »aber wie Ihr wisst, versuchen wir seit Wochen, die Leviathan zum Gefecht zu stellen – bislang völlig erfolglos. Da fällt es mir einigermaßen schwer zu glauben, dass jemand ihr rein zufällig begegnen sollte.«
    »Aye, Captain«, versetzte Nick mit unverschämtem Grinsen, »sieht so aus, als hätten wir mehr Glück gehabt als Ihr.«
    »Bei allen Wettern«, platzte es aus Admiral Lancaster heraus, »Ihr scheint mir ein rechter Teufelskerl zu sein, Nicolas Graydon. Was mich nicht weiter wundert, wenn ich an Euren Vater denke …«
    »Ihr seid sehr großzügig, Sir«, sagte Nick. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Begegnung mit Bricassart nicht überlebt hätte, wären meine Freunde mir nicht zu Hilfe gekommen – jene Männer, die sich in meiner Gesellschaft befanden, als wir von der Prosecutor und ihrem Begleitschiff abgefangen wurden.«
    »Eine illustre Gemeinschaft, in der Tat«, kommentierte Scarborough säuerlich. »Ein irischer Mönch, ein Indianer, ein Schwarzer und ein Chinese.«
    »Die beste Mannschaft, die sich denken lässt«, versicherte Nick.
    »Sagtet Ihr Mannschaft?«
    »Gefährten«, verbesserte Nick sich schnell. »In den vergangenen Wochen haben wir so viel zusammen durchgemacht, dass ichdas Gefühl habe, mit diesen Männern eine verschworene Gemeinschaft zu bilden. Könnt Ihr das verstehen, Admiral?«
    »Ich denke schon.« Das Lächeln kehrte auf Lancasters Züge zurück. »Auch Euer Vater und ich bildeten einst eine solche Gemeinschaft. Wir gingen zusammen durch dick und dünn und hätten uns mit jedem geschlagen, der es wagte, uns ein falsches Wort zu geben.«
    »Dann wisst Ihr, wovon ich rede.«
    »Ich weiß es«, versicherte der Admiral und betrachtete zum ungezählten Mal das Medaillon, das vor ihm auf dem Tisch lag. »Soll ich Euch also glauben, dass Ihr derjenige seid, der Ihr zu sein vorgebt? Gewiss, dieses Medaillon, welches das Antlitz Lady Jamillas zeigt, befand sich in Eurem Besitz. Und wenn ich mich recht an die Züge meines Freundes Clifford erinnere, so ist eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihm und Euch nicht zu leugnen.«
    Nick erwiderte nichts darauf – wie sollte er die Bedenken des Admirals zerstreuen, wenn er sich selbst nicht sicher war? Andererseits versetzte ihn der Gedanke, dass Lancaster seinen Vater gekannt hatte, in seltsame Euphorie. Zum ersten Mal empfand er etwas wie Stolz auf den Mann, den er

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