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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nur so etwas tun, Vater?«
    »Scheltet ihn nicht deswegen, Doña Elena«, höhnte der alte Bricassart. »Er hat es nur für Euch getan. Was kann es Schöneres und Aufrichtigeres geben als die Liebe eines Vaters zu seinem Kinde?«
    »Bricassart«, erwiderte Elena zähneknirschend, hin und her gerissen zwischen Abscheu und Trotz. »Ich glaube kaum, dass jemand wie Ihr beurteilen kann, was Liebe ist oder was ein Vater gegenüber seinem Kind empfindet. Ihr seid nichts weiter als ein widerwärtiger Dieb und Mörder, genau wie Euer Sohn. Tausendmal lieber wäre ich Nick Flanagans Gefangene geblieben, als von Euch gerettet zu werden.«
    »Elena!«, wies ihr Vater sie streng zurecht. »Wie kannst du so etwas sagen? Der Commodore und sein Sohn sind unsere Verbündeten und Freunde.«
    »Wir haben neuerdings Freunde unter Piraten?«, fragte Elenabitter. »Was ist nur in dich gefahren, Vater? Sagtest du nicht immer, die Piraterie sei das größte Übel der Neuen Welt und müsse um jeden Preis ausgerottet werden?«
    »Wenn ich je so gesprochen habe«, erwiderte der Conde, »dann war es ein Irrtum. Ich bin ein Narr gewesen, Tochter. Aber ich habe erkannt, dass uns ein Bündnis mit jenen, die wir so lange bekämpft haben, dabei helfen kann, einen Sieg gegen unsere eigentlichen Feinde zu erringen.«
    »Gegen unsere eigentlichen Feinde? Was meinst du?« Elena war verunsichert, nicht nur wegen der Worte ihres Vaters, sondern auch wegen der Art, wie er sprach. Seine einstige Entschlossenheit war verschwunden. Der Conde redete mit leiernder Stimme, sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos.
    »Nur zu, mein guter Graf«, munterte ihn der alte Bricassart auf. »Sagt Eurer Tochter ruhig, wie es um Euch steht. Eröffnet ihr, dass Ihr am spanischen Hof in Ungnade gefallen seid und fürchten müsst, vom Vizekönig entmachtet zu werden. Dass Ihr keine andere Wahl hattet, als Euch mit mir zu verbünden, wenn Ihr Eure Macht behaupten wollt.«
    »Ist das wahr, Vater?«, erkundigte sich Elena, die all das zum ersten Mal hörte.
    Der Conde de Navarro gab ihr keine Antwort, sondern blickte nur weiter starr vor sich hin – für Elena war das Antwort genug.
    »O Vater«, flüsterte sie. »Wie konnte das nur geschehen? Was hast du getan?«
    »Macht ihm keine Vorwürfe deswegen, Doña Elena – er hat nur getan, was für ihn und für Euch das Beste war.«
    »Für mich das Beste?« Elena schnaubte. »Warum glaubt jeder zu wissen, was für mich das Beste ist? Nick Flanagan hat mich entführt und mir seine Sicht der Wahrheit geschildert. Und du, Vater, hast gemeinsame Sache mit ehrlosen Räubern gemacht.Als ich erfuhr, dass du Piraten zu meiner Rettung geschickt hattest, wollte ich es zunächst nicht glauben, weil ich an deinem guten Charakter und deiner Rechtschaffenheit festhielt … weil ich davon überzeugt war, dass du ein Mann von Ehre bist. Aber nun erkenne ich, dass alles, was man mir über dich erzählt hat, der Wahrheit entspricht.«
    »Ich habe getan, was ich für die Ehre und den Einfluss meiner Familie für richtig hielt«, verteidigte sich der Conde.
    »Nein«, widersprach Elena. »Du hast getan, was du für dich selbst für richtig hieltest. Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich je um meine Meinung gefragt hättest – ich hätte einem solchen Bündnis niemals zugestimmt.«
    »Dieses Bündnis hat dir das Leben gerettet, Tochter.«
    »Und wenn schon. Ich habe gelernt, dass ein ehrenvoller Tod bisweilen die geringere Strafe ist als ein Leben in Schande. Was musstest du ihnen dafür geben, dass sie mich befreiten? Worin besteht der Handel, den du mit diesen Leuten abgeschlossen hast?«
    Der Conde antwortete nicht sofort, sondern schielte Hilfe suchend nach seinem Verbündeten, der feist und fett auf seinem Podium thronte. »Nur zu, Navarro«, forderte Bricassart ihn auf. »Eröffnet Eurer Tochter ruhig, welch wertvolle Dienste Ihr uns geleistet habt. Ich bin sicher, sie wird sich sehr dafür interessieren.«
    »Was hast du getan, Vater?«, fragte Elena schaudernd, der nun dämmerte, dass der Pakt des Conde mit den Piraten noch ungleich weiterging, als sie bislang geahnt hatte. »Wozu haben diese schrecklichen Leute dich getrieben?«
    »Ich habe die Routen unserer Silberschiffe verraten«, entgegnete Navarro ohne Zögern.
    »Du hast was getan?«
    »Ich habe die Geheimrouten der armada de la plata Commodore Bricassart und seinem Sohn übermittelt.«
    »Du hast deine eigenen Leute verraten?«
    Der Conde antwortete nicht.
    »Aber dann – dann

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