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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Mannes nicht unbedingt etwas über seine Tapferkeit aussagt?«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Ich habe Offiziere erlebt, die ihr Schiff kampflos übergeben haben, als sich der Feind nur zeigte. Und ich habe einfache Seeleute bis zum letzten Atemzug fechten sehen und sich selbst opfern, um den Rückzug ihrer Kameraden zu decken. Tapferkeit ist kein Privileg, Captain. Sie wird durch Taten erworben.«
    »Und Ihr seid sicher, dass Ihr der Aufgabe gewachsen seid?Den Admiral mögt Ihr mit Eurem Gerede beeindruckt haben, aber nicht mich. Ihr verlangt von mir, dass ich Euch mein Leben und das meiner Männer anvertraue. Aber Ihr seid für mich nichts als ein dahergelaufener Fremder. Was, wenn Ihr bei der Erfüllung Eures Auftrags scheitert? Wenn es Euch nicht gelingt, Bricassart zu töten? Ich sage Euch, was dann geschehen wird: Die Piraten werden gewarnt sein und uns einen vernichtenden Empfang bereiten, den vermutlich keines unserer Schiffe überstehen wird.«
    »Was habt Ihr erwartet, Captain?« Nick zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht behauptet, dass es ein Spaziergang werden würde.«
    »Das nicht. Aber ich sehe auch nicht ein, weshalb wir mit dem Angriff warten sollten, bis Ihr das Signal dazu gebt. Es wäre vernünftiger, die Piraten im Schlaf zu überraschen.«
    »Vernünftiger vielleicht, aber auch gefährlicher«, räumte Nick ein. »Sollte der Angriff erfolgen, solange wir Bricassart nicht beseitigt haben, wird es zu einer erbitterten Schlacht um Port Royal kommen, deren Ausgang höchst ungewiss ist. Sagtet Ihr nicht gerade, Ihr wolltet das Leben Eurer Mannschaft nicht unnötig gefährden?«
    »Nun, ich …«
    »In Wahrheit geht es Euch gar nicht um Eure Leute, oder? Ihr wollt einem dahergelaufenen Fremden nur nicht den Ruhm und die Ehre überlassen, den gefürchteten Bricassart im Alleingang gestürzt zu haben. Das ist es, nicht wahr?«
    »Unsinn«, gab Scarborough barsch zurück, aber seiner Miene war deutlich anzusehen, dass Nick den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    »In diesem Fall«, fuhr Nick unbeirrt fort, »frage ich mich nur, wieso Ihr Euch nicht selbst für diese Mission gemeldet habt, wenn es Euch offenbar so danach gelüstet, den Helden zu spielen.«
    »Sehr einfach – weil ich der Befehlshaber dieses Verbandes bin und an Bord dringend gebraucht werde.«
    Nick grinste nur. »Wie ich schon sagte, Captain – Tapferkeit ist kein Privileg des Offiziersstandes.«
    »Wollt Ihr mich beleidigen?«
    »Fühlt Ihr Euch denn angesprochen?«
    Nick ließ den schnaubenden Offizier einfach stehen und gesellte sich an die Reling zu Pater O’Rorke und den anderen, die nach Südwesten blickten, wo die ferne Küstenlinie Kubas als dünner Strich zwischen Kimm und Himmel zu erkennen war. Da Admiral Lancaster ihnen einen Beobachterstatus zugewiesen hatte, brauchte keiner von Nicks Freunden auf Deck Hand anzulegen.
    »Hältst du das für klug, Sohn?«, fragte O’Rorke besorgt.
    »Was meint Ihr, Pater?«
    »Sich Scarborough zum Feind zu machen.«
    »Ich mache ihn mir nicht zum Feind.«
    »Du hast ihn in seiner Ehre gekränkt, und das wird er dir nicht verzeihen.«
    »Vielleicht. Aber hier geht es um Wichtigeres als um persönliche Ehrsucht. Durch Admiral Lancaster erhalten wir die Gelegenheit, uns bei Bricassart für die Versenkung der Seadragon und den Tod unserer Kameraden zu revanchieren. Und nichts anderes wollen wir, oder?«
    »Aye«, stimmte Nobody Jim zu und griff grinsend nach seinem Säbel. »Ich brenne schon darauf, McCabes Namen in ihre hässlichen Visagen zu ritzen.«
    »Geduld«, mahnte Nick. »Unsere Chance wird kommen, wir dürfen nur nichts überstürzen.
    »Und du glaubst, Scarborough wird sich an den Plan halten?«, erkundigte sich Pater O’Rorke skeptisch.
    »Das muss er wohl, schließlich stammt die Order von Admiral Lancaster persönlich.«
    »Und Doña Elena?«, fragte der Mönch.
    Nick spürte einen Stich in seinem Herzen. In den letzten Tagen hatte er sich bemüht, jeden Gedanken an Navarros Tochter zu verdrängen. Die Vorstellung, dass sie Bricassarts Gefangene war, brachte ihn halb um den Verstand, zumal er sicher war, dass der Franzose und seine Spießgesellen sich weniger Zurückhaltung auferlegen würden, was den Umgang mit ihrer Geisel betraf. Möglicherweise – und Nick ertappte sich dabei, dass er dies inständig hoffte – hatte Graf Navarro inzwischen das Lösegeld bezahlt, und Elena war bereits auf dem Weg nach Hause. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass es nicht so war.
    Er

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