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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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nicht so zu halten?«
    »Was weißt du schon von vornehmen Frauen?« Sie lachte spöttisch. »Glaubst du, ich ahne nicht, was sich hinter deiner Freundlichkeit verbirgt? Denkst du, ich wüsste nicht, worauf du es abgesehen hast?«
    »Keine Sorge«, versicherte Nick. »Solange ich hier an Bord etwas zu sagen habe, wird keiner meiner Leute Hand an dich legen.«
    »Natürlich nicht«, entgegnete sie bissig. »Dazu bin ich eine zu wertvolle Beute, nicht wahr? Aber was wird geschehen, wenn mein Vater das Lösegeld erst bezahlt hat?«
    »In diesem Fall werde ich dafür sorgen, dass du wohlbehalten zu ihm zurückgebracht wirst«, versicherte Nick, und er sagte es so überzeugend, dass sie noch nicht einmal darüber spotten konnte.
    »Trotzdem«, beharrte sie störrisch. »lieber verrotte ich in diesen stinkenden Kleidern, als dass ich mich vor dir und deinen geifernden Kumpanen entkleide.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, erwiderte Nick darauf – und zu Elenas sichtlicher Verblüffung zogen sowohl er als auch seine Leute sich aus der Kapitänskajüte zurück. »Ihr solltet nicht vorschnell urteilen, Mylady«, sagte er, ehe er die Tür hinter sichschloss und die Tochter des Conde allein ließ mit ihren Vorurteilen und Ängsten – und dem dampfenden Zuber.
    Augenblicke stand sie unentschlossen, wartete halb darauf, dass draußen Schritte erklingen und die Piraten zurückkehren würden. Aber nichts regte sich außer dem immer gleichen Knarren und Knacken, mit dem sich das Schiff in der Dünung wiegte.
    Elenas Blick fiel auf den Spiegel an der Wand, und sie erschrak über das, was sie sah. Diese verdreckte, elende Gestalt sollte sie sein? Wo war ihr Stolz geblieben, wo ihre Schönheit?
    Entsetzt fuhr sie sich durchs Haar und fühlte nichts als verkrusteten Schlamm – und ihr dämmerte die Erkenntnis, dass ein Bad doch keine so schlechte Idee war, wie sie zunächst angenommen hatte.
    Zögernd trat sie an den Bottich, tauchte zaghaft die Hand ins Wasser. Es war angenehm warm, hatte genau die richtige Temperatur. Argwöhnisch blickte die Grafentochter sich um.
    Vielleicht, wenn sie schnell genug war …
    Rasch löste sie die Verschnürung des zerschlissenen Nachtgewandes und ließ es an sich herabgleiten. Dann stieg sie in den Zuber – dass ihr statt des gewohnten Duftes von ätherischen Ölen beißender Fischgeruch in die Nase stieg, versuchte sie so gut wie möglich zu ignorieren.
    Elena lehnte sich zurück und schloss die Augen, versuchte, nicht an das zu denken, was ihre Zofe ihr noch gestern über Piraten erzählt hatte. Trotz ihrer verzweifelten Lage empfand sie ein wenig Trost und Hoffnung, während die wohlige Wärme sie umfloss.
    Sie ahnte nicht, dass sie beobachtet wurde.Cutlass Joes breiter Mund war zu einem lüsternen Grinsen verzerrt, während er durch das kleine Loch in der Tür jener Kajüte blickte, die er einst bewohnt hatte. Jetzt hauste ein Frauenzimmer dort, obwohl jedermann wusste, dass es Unglück brachte, eine Frau an Bord eines Schiffes zu nehmen.
    Allerdings musste Cutlass zugeben, dass die Tochter des Conde ein überaus schönes Weib war. Keuchend hatte er zugesehen, wie sie sich entkleidet hatte und in den Zuber gestiegen war, und plötzlich konnte er verstehen, dass der junge Flanagan das ganze Wagnis auf sich genommen hatte, um sie zu bekommen.
    Elena de Navarro war nicht wie die Dirnen, die in den Straßen von New Providence ihre Reize feilboten; ihr Körper war schlank und von zartem Wuchs, und ihre Haut hatte die Farbe weißer Korallen, von ihrem sanft wogenden Busen ganz zu schweigen. Und noch während er wie gebannt durch das Astloch starrte, wusste der Pirat, dass er sie haben musste.
    Er mochte nicht mehr Kapitän der Seadragon sein, aber in seinen Augen hatte er eine Belohnung dafür verdient, dass er Flanagan in Maracaibo in die Höhle des Löwen begleitet hatte – und diese Belohnung sollte Elena de Navarro sein. Schon griff die Hand des Frevlers nach der Klinke, um die Tür zu öffnen, als er knarrende Schritte hörte. Jemand kam die Kajüttreppe herab, im denkbar ungünstigsten Augenblick.
    Cutlass Joe stieß eine Verwünschung aus.
    Dabei erwischt zu werden, wie er der spanischen Lady nachstellte, würde ihm jede Menge Ärger einbringen. Er würde sich also noch ein wenig gedulden müssen, ob es ihm gefiel oder nicht.
    »Auf bald, Schätzchen«, flüsterte er und schlich davon, noch ehe er gesehen wurde.

2.
    A m nächsten Morgen betrat Elena de Navarro zum ersten Mal das Deck

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