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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der Seadragon .
    Nick hatte darauf verzichtet, die Kapitänskajüte abzuschließen. Da es ringsum nichts gab als das weite Meer, konnte Navarros Tochter nicht entkommen und durfte sich folglich auf dem Schiff frei bewegen. Dennoch war er überrascht, als sie tatsächlich auf dem Achterdeck erschien.
    Wie sie sich verändert hatte!
    Von dem schmutzverkrusteten Wesen, das er tags zuvor in der Kapitänskajüte angetroffen hatte, war nichts mehr zu sehen. Gewaschen, neu eingekleidet und mit zum Zopf geflochtenem Haar sah Elena de Navarro wunderschön aus – eine natürliche Art allerdings, die nach Nicks Ansicht nicht zu ihrem Charakter passte. Die Seeleute und befreiten Sklaven, die das Oberdeck bevölkerten, würdigte die Tochter des Conde keines Blickes. Stattdessen begab sie sich auf das Achterdeck und trat an die Heckreling, wo sie einmal mehr voller Sehnsucht zum Horizont sah.
    »Guten Morgen«, sagte Nick. »Gut geschlafen?«
    Weder gab sie ihm Antwort, noch würdigte sie ihn eines Blickes.
    »Habt Ihr das Bad genossen? Gefällt Euch das Kleid?«
    Eisiges Schweigen.
    »Ihr solltet ein wenig mehr Dankbarkeit zeigen, Mylady. Immerhin stünde es mir frei, Euch ganz anders zu behandeln. Was würdet Ihr davon halten, wenn ich Euch die gleiche Art von Gastfreundschaft gewährte, die Euer Vater mir angedeihen ließ?«
    »Tu, was du nicht lassen kannst, Sklave«, kam es zurück.
    Nick merkte, wie sein Blut erneut in Wallung geriet – und das,obwohl er wusste, dass sie ihn nur provozieren wollte. Etwas an dieser jungen Frau versetzte ihn in maßlose Aufregung: ihr Aussehen, ihre Blicke, die Art, wie sie sprach und sich bewegte. Vielleicht auch alles zusammen.
    »Vorsicht, Mylady«, warnte er sie. »Ihr seid hier nicht mehr in Maracaibo. Wir sind freie Männer und keine Leibeigenen.«
    »Dennoch könnt ihr nicht tun, was euch beliebt«, konterte sie. »Wenn ihr wollt, dass mein Vater das Lösegeld zahlt, so dürft ihr mir kein Haar krümmen. Also behandelt mich gut und sorgt dafür, dass es mir an nichts fehlt.«
    »Nichts anderes hatte ich vor«, versicherte Nick. »Allerdings erwarte ich dafür ein wenig Bereitschaft zur Zusammenarbeit.«
    »Ich soll meinem Entführer auch noch zuarbeiten?« Die junge Frau lachte freudlos. »Das ist zu viel verlangt. Wofür hältst du dich? Du bist nichts weiter als ein gemeiner, hinterhältiger Pirat, der eine wehrlose Dame entführt hat.«
    »Ich habe meine Gründe dafür«, sagte Nick nur.
    »Das will ich meinen – und jeder einzelne davon ist in Gold gepresst und trägt das Antlitz des Königs. Ich bezweifle allerdings, dass eine Kiste voller Dublonen eine verbrecherische Tat wie diese rechtfertigt. Und ich kann und will nicht glauben, dass …«
    Sie unterbrach sich, als sie Pater O’Rorke gewahrte, der beim Steuermann stand und den Kompass studierte.
    »Es befindet sich ein Geistlicher an Bord?«, fragte sie verblüfft.
    »Wie Ihr seht.«
    »So wurde er entführt, genau wie ich?«
    »Keineswegs.« Nick schüttelte den Kopf. »Er gehört zu meiner Mannschaft, ist ein Bukanier und Ausgestoßener wie wir alle. Möchtet Ihr mit ihm sprechen?«
    Elena schien einen Augenblick zu zögern. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Wann immer Ihr geistlichen Beistand wünscht, lasst es mich wissen«, sagte Nick. »Pater O’Rorke ist nicht nur ein Mitglied meiner Mannschaft, er ist auch unser Beichtvater und hat stets ein offenes Ohr für das, was uns bewegt. Wenn Ihr Euch ihm anvertrauen wollt …«
    »Nein danke«, zischte die Grafentochter energisch. »Ich verzichte auf den Beistand eines Paters, der ganz offensichtlich alles vergessen hat, was in der Kirche des Herrn gelehrt wird.«
    Sie hatte so laut gesprochen, dass O’Rorke jedes Wort gehört hatte. »Im Gegenteil, Mylady«, erwiderte er mit wie immer mildem Lächeln. »Nicht weil ich die Lehre unseres Herrn Jesus vergessen habe, bin ich hier, sondern weil ich seiner Weisung folge und mein Netz dort ausgeworfen habe, wo ich am meisten gebraucht werde. Wie heißt es beim Evangelisten Markus? ›Kommt und folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.‹«
    »Und deshalb rechtfertigt Ihr die Taten dieser Männer?«
    »Ich bete für sie«, erwiderte der Mönch ausweichend, »auf dass ihre guten Taten Bestand haben und ihre Sünden ihnen vergeben werden.«
    »Welche guten Taten?«, fragte Elena schnaubend und ließ ihren Blick entrüstet über das Oberdeck schweifen, wo sich schmutzige, abgerissene Gestalten drängten. »Wohin ich

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