Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
nachdem sie in die Stadt gekommen war, erneuerte er seine Werbung.
    Er fand sie im Garten ihres Stadthauses auf einer rostigen Bank sitzend, die Finger emsig mit einer Nadelarbeit beschäftigt. Die Hündin Juwel lag zu ihren Füßen, hob jedoch den Kopf und knurrte leise, als er sich ihrer Herrin näherte.
    »Ruhig, sei ein braves Mädchen«, schalt Erminie den Hund sanft. »Du müßtest meinen Cousin doch inzwischen kennen, er ist oft genug hier gewesen. Leg dich, Juwel«, befahl sie, und der Hund rollte sich zu ihren Füßen zusammen.
    »Ich bin nur froh, daß du eine so treue Freundin hast, denn einen anderen Beschützer hast du ja nicht. Sollte sich mein Wunsch erfüllen, wird Juwel mich schon noch besser kennenlernen«, sagte Valentin Hastur mit einem bedeutungsvollen Lächeln.
    Erminie blickte in die tiefgrauen Augen des Mannes, der sich neben sie setzte. Sein Haar war leicht sandfarben geworden, aber ansonsten war er unverändert – derselbe Mann, der ihr seit nahezu zwei Jahrzehnten Hufe angeboten und für sie Zuneigung empfunden hatte. Sie seufzte. »Vetter Val, ich bin dir dankbar wie immer. Aber du weißt doch, warum ich noch nein sagen muß.«
    »Verdammt will ich sein, wenn ich das weiß«, gab Lord Valentin hitzig zurück. »Du kannst doch nicht mehr um den alten Herzog trauern, obwohl du die Leute das vielleicht glauben machen willst.«
    Juwel rieb sich an Erminies Knien und winselte, nach der Aufmerksamkeit verlangend, die ihr verweigert wurde. Erminie streichelte sie geistesabwesend.
    »Valentin, du weißt, ich habe dich gern«, sagte sie, »und es ist wahr, ich trauere nicht mehr um Rascard, obwohl er ein guter Ehemann und meinen Kindern ein liebevoller Vater war. Aber meines Sohnes wegen fühle ich mich im Augenblick nicht frei zu heiraten.«
    »Im Namen Avarras, Verwandte, wie kann es einen anderen als günstigen Einfluß auf das Geschick deines Sohnes haben, wenn seine Mutter in die Hastur-Sippe einheiratet?« fragte Valentin Hastur. »Angenommen, er wird statt eines Hammerfell ein Hastur, oder ich gelobe, daß ich mich der Aufgabe weihen werde, ihm alles, was ihm zusteht, den Rang und das Erbe, wiederzubeschaffen, was dann?«
    »Als ich nach Thendara kam, hast du dich meiner und des Kindes angenommen. Wir verdanken dir unser Leben.« Valentin wischte das beiseite. »Es wäre ein schlechter Dank für deine Freundlichkeit, dich in diese alte, unbeendete Blutrache zu verwickeln«, fuhr Erminie fort.
    »Ich habe nicht mehr getan, als ich einer Verwandten schuldig war«, erklärte Valentin. »Und ich bin es, der für ewig in deiner Schuld steht, meine Liebe. Aber wie kannst du diese alte Fehde immer noch unbeendet nennen, Erminie, wenn kein Mann der Hammerfell-Linie mehr am Leben ist außer deinem Sohn, der erst ein Jahr alt war, als sein Vater und dessen ganzer Haushalt beim Brand der Feste ums Leben kamen?«
    »Es ist mir nun einmal nicht möglich, ein anderes Bündnis einzugehen, solange mein Sohn nicht wieder in sein Erbe eingesetzt ist«, sagte Erminie. »Als ich seinen Vater heiratete, habe ich geschworen, mich dem Wohl des Hauses Hammerfell zu widmen. Diesen Eid werde ich nicht brechen, und ich werde auch keinen anderen mit hineinziehen.«
    »Ein Versprechen, das einem jetzt Toten gegeben wurde, gilt nicht mehr«, protestierte Valentin heftig. »Ich lebe, und ich finde, du schuldest mir mehr als dem Toten.«
    Erminie lächelte Valentin freundlich zu.
»Mein lieber Verwandter, ich schulde dir in der Tat viel.« Denn als sie nach Thendara gekommen war – halb verhungert, ohne Geld, in Lumpen -, hatte er sie bei sich aufgenommen, und zwar so, daß kein Schatten auf ihren Ruf gefallen war. Zu der Zeit war er mit einer edlen Dame aus der Mac-Aran-Sippe verheiratet gewesen. Valentin und seine Lady hatten Erminie und ihr Bund gespeist und gekleidet, dieses Haus, das sie jetzt noch bewohnte, für sie besorgt und sie in den Turm gebracht. Damit war die Grundlage für ihre gegenwärtige hohe Stellung in der Gesellschaft von Thendara geschaffen. An all das dachten sie beide, während er vor ihr stand und ihr in die traurigen Augen sah. Der Hastur-Lord senkte den Blick zuerst.
»Verzeih mir, meine liebe Erminie, du schuldest mir gar nichts. Das habe ich vorhin schon einmal gesagt, und es war mir ernst. Wenn überhaupt eine Schuld besteht, dann ist es die meine, weil ich in all diesen Jahren das Privileg deiner Freundschaft und Zuneigung genossen habe. Auch meine Frau liebte dich sehr. Es würde ihr

Weitere Kostenlose Bücher