Die Erben von Hammerfell - 5
Sänger produziert.
In diesem Augenblick gab es Tumult auf der Straße, und es wurde an die Tür geklopft. Erminies Haushofmeister öffnete sie und trat überrascht zurück. Dann erholte er sich von seinem Schrecken und verkündete: »Seine Gnaden Aidan Hastur von Elhalyn und Ihre Gnaden Königin Antonella.«
Der Tanz wurde unterbrochen, und aller Augen wandten sich der Tür zu. Das königliche Paar legte die Mäntel ab. Conn erkannte sofort den Mann, mit dem er – oder war es sein Bruder gewesen? – in seiner Vision gesprochen hatte. Königin Antonella war klein und dick und hinkte, denn eines ihrer Beine war kürzer als das andere. König Aidan war ebenfalls von kleiner Statur, weißhaarig und ganz unscheinbar. Trotzdem herrschte respektvolles Schweigen, während Erminie vortrat und sich verbeugte.
»Meine Lady, seid willkommen. Mein Lord, das ist eine unerwartete Ehre.«
»Bitte, keine Umstände«, wehrte der Hastur-König leutselig ab. »Ich komme heute abend lediglich als Freund. Die Geschichte über Euren Sohn ist oft wiederholt worden; ich habe so viele Gerüchte gehört, daß ich herausfinden möchte, was wirklich geschehen ist.« Er lachte schallend und nahm ihnen allen die Verlegenheit.
Alastair kam mit Floria am Arm näher, und Aidan winkte ihn zu sich. »Nun, junger Mann, habt Ihr über die Angelegenheit, von der wir sprachen, nachgedacht?«
»Das habe ich, Euer Gnaden.«
»Dann kommt und laßt uns miteinander reden«, sagte der König, »und Euren Bruder hätte ich auch gern dabei.«
»Gewiß«, antwortete Alastair, »aber ich bin der Herzog, und die Entscheidung hegt allem bei nur, vai dom.«
»Ja, natürlich«, stimmte Aidan friedfertig zu, »aber Euer Bruder hat schließlich in jenem Land gelebt und kann uns genau berichten, was dort vor sich geht.«
Erminie gab den Musikern ein Zeichen, wieder zu spielen, und führte die Königin hinein.
»Wollt Ihr, Euer Gnaden, eine Erfrischung zu Euch nehmen, während die Männer reden?« fragte sie höflich und bot Königin Antonella den Arm. Die alte Königin sah zu Alastair und Conn hinüber. »Wie zwei Schoten an einem Federschotenbaum, nicht wahr? Glückliche Erminie, die Ihr nicht nur einen schönen Sohn, sondern gleich zwei habt.« Es klang beinahe sehnsüchtig. Sie blieb stehen, lächelte Gavin an, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn zärtlich auf die Wange.
»Wie groß du geworden bist«, sagte sie, und Erminie mußte lächeln, denn so klein Gavin war, neben der kleinen Königin wirkte er wie ein Mann von respektabler Größe. Die Königin wandte sich König Aidan zu. »Ist er nicht prächtig herangewachsen? Er hat ganz die Augen der lieben Marcia, nicht wahr?«
»Ich wünschte, meine Mutter wäre noch am Leben und könnte Euch das sagen hören, Verwandte.« Gavin beugte sich voller Verehrung über die Hand der alten Königin. »Und wird Lady Floria nun, wenn meine Verwandten mit Seiner Gnaden sprechen, mir die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen?«
Erminie gab Floria ein Zeichen, mit Gavin zu tanzen, und führte Königin Antonella in den anderen Raum. Ihre Söhne begaben sich mit dem König in einen kleinen Salon neben dem Saal, in dem getanzt wurde.
Sobald sie am Feuer saßen, schenkte Alastair Wein ein. Der König nahm sein Glas entgegen und hob es schweigend. Nach einer Weile sagte er: »Nun, sollen wir auf den Wiederaufbau von Hammerfell trinken? Glaubt Ihr, geloben zu können, daß Ihr mein getreuer Vasall in den Bergen sein wollt, Alastair?«
»Ich denke schon«, antwortete Alastair. »Heißt das, Ihr wollt mir Männer und Waffen zur Verfügung stellen, Sire?«
»Ganz so einfach ist das nicht«, sagte Aidan. »Würde ich eine Armee schicken, ohne provoziert zu sein, wäre ich ein Aggressor. Doch wenn es dort einen Aufstand geben sollte, kann ich die Ordnung wiederherstellen. Euer Vater – der alte Herzog von Hammerfell – hatte Soldaten. Was ist aus ihnen geworden, als er starb?«
Darauf antwortete Conn ihm. »Die meisten Männer, die meinem Vater dienten, kehrten nach seinem Tod auf ihre eigene Scholle zurück. Führerlos konnten sie den Krieg gegen Storn nicht fortsetzen. Aber ein paar sind in der Nähe und in unserem Dienst geblieben, zum Beispiel diejenigen, die sich uns anschließen, wenn wir Storns Männer überfallen und sie daran zu hindern versuchen, die Häuser meiner Pächter niederzubrennen.«
»Deiner Pächter?« fragte Alastair leise. Offenbar hatte Conn ihn nicht gehört, aber König Aidan hob den Blick und sah die
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