Die Erben von Hammerfell - 5
Bilder von Orten, an denen ich nie gewesen bin, und von Gesichtern, die ich niemals gesehen habe. Weißt du viel über laran und die Kunst des Sternensteins, Mutter?«
»Ich habe während der letzten siebzehn Jahre als Technikerin im Thendara-Turm gearbeitet«, erzählte Erminie. »Doch ich habe schon daran gedacht, den Turm zu verlassen, wenn Floria besser ausgebildet ist und meinen Platz dort einnehmen kann, und wieder zu heiraten.«
Floria errötete. »Nein, Verwandte, das möchte Alastair nicht.«
»Es ist aber deine Sache, das zu entscheiden, Kind«, mahnte Erminie. »Was für ein Jammer, deine Arbeit um der Selbstsucht eines Mannes wegen aufzugeben!«
»Die Wahrheit ist, daß wir nur sehr wenig Zeit hatten, darüber zu sprechen«, sagte Floria. Wieder blickte sie Conn an. »Und Ihr, Verwandter, Ihr seid doch Telepath. Seid Ihr bereits in einem Turm ausgebildet worden?«
Conn schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe in den Bergen gelebt und keine Gelegenheit dazu gehabt. Außerdem hatte ich anderes im Sinn, zum Beispiel, meine Leute gegen Storns Schurkenstreiche zu verteidigen.«
Erminie kam zu Bewußtsein, daß das Gespräch sich weit von dem entfernt hatte, was sie hatte fragen wollen. »Dann weiß Storn, daß du am Leben bist?«
»Ja, und die Blutrache ist von neuem entflammt. Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Mutter. Viele Jahre lang hat er geglaubt, unser ganzer Clan sei ausgestorben.«
»Ich hatte gedacht – gehofft -, Storn halte uns alle für tot, und deshalb werde die Fehde einschlafen. Allerdings habe ich geschworen, deinem Bruder zu seinem Recht zu verhelfen.«
»Die Fehde wäre wohl eingeschlafen, Mutter, hätte ich mich damit zufriedengegeben, in meinem Versteck zu bleiben und zuzusehen, wie unsere Leute unterdrückt werden«, sagte Conn. »Aber vor noch nicht vierzig Tagen habe ich ihn wissen lassen, daß er mit einem Hammerfell rechnen müsse, wenn er mit dem Plündern und Brennen fortfahre.« Er berichtete von dem Überfall auf Storns Leute.
»Das kann ich dir nicht zum Vorwurf machen!« erklärte Erminie, beugte sich zu ihm herüber und umarmte ihn. In diesem Augenblick betrat Alastair den Garten. Er sah die Frauen mit den Hunden auf dem Weg sitzen und Conn in den Armen seiner Mutter, und instinktiv begriff er, was sich dort abspielte.
Um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Seine erste Regung war die der Freude. Er pfiff den Hunden, und sie kamen angerannt. Erminie sprang sofort auf. »Oh, Alastair, es ist etwas Wundervolles geschehen!«
»Ich bin Lord Valentin auf dem Hof begegnet.« Er schenkte Conn sein offenes, bezauberndes Lächeln.
»Du bist also mein Zwilling«, sagte er nachdenklich. »Willkommen, kleiner Bruder… du weißt, daß ich der ältere bin?«
»Ja.« Conn fand es ziemlich merkwürdig, daß Alastair es für notwendig hielt, davon zu sprechen, noch bevor sie einander kennengelernt hatten. »So ungefähr um zwanzig Minuten.«
»Zwanzig Minuten oder zwanzig Jahre – das bleibt sich gleich«, sagte Alastair mit dunkler Stimme und umarmte ihn. »Was tust du in der Stadt?«
»Ich hatte etwas vor, das du, wie ich hoffe, an meiner Stelle tun wirst«, gab Conn zurück. »Ich wollte den Hastur-König bitten, daß er mir helfe, unser Land zurückzuerobern und unsere Leute zu schützen.«
»Da bin ich dir wieder zuvorgekommen«, sagte Alastair. »Denn ich habe darüber bereits mit König Aidan gesprochen, und er hat mir seine Hilfe zugesagt.« Er lächelte, und die Zwillinge blickten einander an wie Spiegelbilder, von denen eins rauh und das andere glatt war.
»Du warst es also!« rief Conn aus. »Ich glaubte, mir sei es bestimmt, ihn um Hilfe anzugehen.«
Alastair zuckte die Schultern. Er hatte keine Ahnung, was Conn mit seinem laran gesehen hatte.
»Ich freue mich, daß du dich unserer Mutter vorgestellt hast«, sagte Alastair. »Und der Lady Floria, meiner versprochenen Frau, die bald deine Schwägerin sein wird.«
Schon wieder! dachte Conn. Warum reibt er es mir dauernd unter die Nase, daß er älter ist als ich und mir in allen Dingen voraus? Sicher, er ist der richtige Herzog von Hammerfell. Solange ich von seinem Tod überzeugt war, hatte ich jedes Recht, mich Herzog zu nennen, aber nun, da ich weiß, daß er lebt, muß ich mein Bestes tun, um ihn zu unterstützen. Er verbeugte sich und sagte formell: »Mein Bruder und mein Lord.«
Alastair drückte ihn fest an sich: »Solcher Förmlichkeiten bedarf es nicht zwischen uns, Bruder. Dafür ist noch Zeit genug, wenn ich
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