Die Erben von Hammerfell - 5
modisch auszusehen wie er.«
»Und dafür solltest du den Göttern danken«, erwiderte Conn geradeheraus. »Ich finde, er sieht wie ein Narr aus wie eine aufgeputzte Puppe für das Puppenhaus eines kleinen Mädchens.«
»Unter uns gesagt, ich bin ganz deiner Meinung, Conn«, flüsterte Floria. »Mir würde es nie einfallen, mein Haar so zu färben und mit Kleister zu frisieren!«
Dann wandte sich Gavin ihnen mit einem unbefangenen Lächeln wieder zu, und Conn schämte sich ein bißchen. Trotz all seiner Marotten, was die Kleidung betraf, mochte Conn ihn lieber als jeden anderen von Alastairs Freunden. Alastair pflegte Conn erbarmungslos mit seinem bäuerlichen Geschmack aufzuziehen, auch nachdem Conn seinen ländlichen Anzug abgelegt hatte und ebenso gutgeschnittene Kleidung trug wie Alastair. Doch Conn war nicht zu überreden, seine Finger mit den modischen Ringen zu schmücken oder juwelenbesetzte und kunstvoll geschlungene Halstücher zu tragen. Seltsamerweise war Gavin der einzige aus dem Kreis von Alastairs Freunden, der Conn wegen seiner Verachtung der Mode nicht foppte. Jetzt ergriff er Conns Hand und sagte herzlich: »Guten Abend, Vetter; ich freue mich, daß du bei uns sein kannst. Floria, hat meine Mutter Lady Erminie benachrichtigt, daß die Königin heute abend herkommen wird?«
»Ja, das hat sie«, antwortete Floria, »aber ich fürchte, die Königin wird nichts davon haben. Sie ist zu schwerhörig, um viel Genuß an der Musik zu finden, und zu lahm, um zu tanzen.«
»Oh, das macht weiter nichts«, erklärte Gavin fröhlich. »Sie wird mit den anderen alten Damen Karten spielen und alle jungen Mädchen küssen, und sofern genug Süßigkeiten da sind – und Lady Erminies Koch ist mit Recht berühmt -, wird es ihr an nichts fehlen.« Zögernd betastete er sein Haar. »Ich fürchte, der Regen hat meine Kapuze durchdrungen, und mein Haar ist naß. Wie sieht es aus, Freunde?«
»Wie eine Kugel aus Federn, die bei einem Wettbewerb im Bogenschießen als Ziel aufgestellt ist«, neckte Conn ihn. »Wenn das Schießen losgeht, solltest du dich besser in einem Schrank verstecken, sonst wird man auf dich anlegen.« Gavin, nicht im mindesten beleidigt, grinste breit.
»Perfekt! Genau diesen Eindruck soll die Frisur erwekken, Vetter.« Er ging in den Hauptraum und beugte sich über Erminies Hand. »Meine Lady.«
»Ich freue mich, daß du kommen konntest, Gavin.« Erminie lächelte den Kinderfreund ihres Sohnes mit echter Zuneigung an. »Werden wir dich heute abend singen hören?«
»Oh, sicher«, versprach Gavin. »Aber ich hoffe, auch Alastair wird uns etwas vortragen.«
Ein wenig später nahm Gavin, umgeben von seinen Freunden, an der großen Harfe Platz und spielte. Dann winkte er Alastair zu sich, und nach einer kurzen geflüsterten Beratung sang Alastair ein melodisches Liebeslied. Er sah Floria dabei an.
»Ist das eins deiner Lieder, Gavin?« erkundigte sich Fiona.
»Nein, dieses nicht. Das ist ein Volkslied aus Asturien. Aber du lagst mit der Frage gar nicht so falsch; ich habe viele Lieder in dem alten Stil dieses Landes geschrieben«, antwortete Gavin. »Und Alastair singt sie besser als ich. Singst du auch, Conn?«
»Nur ein paar Lieder aus den Bergen«, sagte Conn.
»Oh, sing doch; ich liebe die alten Melodien«, drängte Gavin, aber Conn weigerte sich lächelnd.
Später, als man zu tanzen begann, weigerte er sich ebenfalls. »Ich kann nur die Bauerntänze, du würdest dich meiner schämen, Bruder, und ich würde dir vor deinen feinen Freunden Schande machen.«
»Floria wird es dir nie verzeihen, wenn du nicht mit ihr tanzt«, versuchte Alastair ihn zu überreden. Doch dem Brauch entsprechend führte er Floria zu dem ersten Paartanz auf die Tanzfläche. Gavin stand neben Conn und sah den beiden nach.
»Ich wollte nicht nur höflich sein, als ich dich zu singen bat«, sagte Gavin. »Ich werde der Volkslieder aus den Bergen niemals müde; der größte Teil meiner Musik ist in diesem Stil geschrieben. Wenn du in dieser Gesellschaft nicht singen möchtest – und das kann ich dir nicht verübeln, denn abgesehen von Alastair ist hier nicht einer, der wirklich etwas von Musik versteht -, könntest du mich vielleicht einmal bei mir zu Hause besuchen und dort für mich singen. Möglicherweise kennst du Lieder, die mir unbekannt sind.«
»Ich will darüber nachdenken«, erklärte Conn vorsichtig. Er mochte Gavin, aber wenn seine Stimme auch ebenso klar wie die seines Bruders war, hatte er sich doch nie als
Weitere Kostenlose Bücher