Die Erben von Hammerfell - 5
in meine Pflicht hineingeboren worden wie Ihr in die Eure.«
»Ich glaube, ihr solltet besser zum Tanz zurückkehren, meine lieben Jungen. Selbst hier mag es Menschen geben, die nicht zu erfahren brauchen, was in dieser Nacht gesagt und versprochen worden ist. Aber verliert keine Zeit, in die Berge zu reiten und euren Clan zusammenzurufen.« Sorgfältig vermied Aidan, einen der beiden anzusehen, als er »euren Clan« sagte. Wie es auch ausgehen mochte, dachte er mit einem Gefühl, das der Verzweiflung sehr nahe kam, sie würden das unter sich regeln müssen, und er konnte redlicherweise weder für den einen noch für den anderen Partei ergreifen.
Der König erhob sich und winkte beiden, ebenfalls aufzustehen. Sie gingen wieder in den Saal, wobei Aidan ein Stückchen zurückblieb. Die Gäste sollen nicht alle mitbekommen, daß diese Konferenz stattgefunden hat.
Conn, der wußte, daß sein Zwilling nicht genug laran besaß, um den Gedanken des Königs zu folgen, wiederholte dies mit leiser Stimme. Alastair nickte und lächelte. »Oh, natürlich habt Ihr recht.«
Floria kam ihnen entgegen.
»Jetzt mußt du mit mir tanzen, das ist dir doch klar!« sagte sie temperamentvoll und zog Alastair in den Kreis. Conn, der sich nicht gut ausschließen konnte, machte voller Verlegenheit ebenfalls mit. Plötzlich fiel ihm ein, wie er beim Erntefest mit Lilla getanzt hatte und wie anders dies war. Dem folgte die Erinnerung an Markos, der ihn weggeholt hatte, und er errötete.
Eine Figur war beendet, sie blieben stehen, und Conn sah sich Floria gegenüber. Sie war erhitzt vom Tanzen und von den in ihr tobenden Gefühlen. Unter normalen Umständen hätte sie auf die Terrasse hinaustreten können, um sich ein bißchen abzukühlen, aber der Regen prasselte zu stark auf den gepflasterten Hof nieder. Die alte Hündin Juwel saß brav an der Tür. Floria ging zu ihr und streichelte sie, um einen Augenblick Zeit zu gewinnen, in dem ihr Herz sich beruhigen konnte. Dann sah sie, daß Conn in den Regen hinausgetreten war. Er wirkte beunruhigt. Seine Augen suchten die ihren und erfüllten sie mit einem seltsamen, tiefgehenden Kummer, der fast wie körperlicher Schmerz war.
Ich habe nicht das Recht, ihn zu trösten, nicht das geringste Recht, ihn auf diese Weise zu berühren.
Trotzdem erwiderte sie seinen Blick – was in Thendara für ein junges Mädchen an sich schon unschicklich war.
Verdammt sei die Schicklichkeit. Er ist mein Schwager!
Er kam zu ihr, und er sah abgespannt und erschöpft aus.
»Was ist, mein Bruder?« fragte sie ihn.
»Ich muß fort«, antwortete Conn. »Dem Geheiß des Königs folgend, muß ich nach Hammerfell zurückkehren, um alle wehrfähigen Männer, die ich dort habe, zusammenzurufen.«
»Nein!« Conn hatte nicht gemerkt, daß Alastair neben ihn getreten war. »Wenn einer geht, wenn der König wollte, daß einer gehen soll, bin ich das, Bruder. Ich bin Hammerfell, es sind meine Männer, nicht deine. Hast du das immer noch nicht begriffen?«
»Doch, Alastair.« Conn versuchte sich zu beherrschen. »Aber was du nicht begreifst…« Er seufzte. »Ich schwöre, es liegt nicht in meiner Absicht, dich von deinem Platz zu verdrängen, mein Bruder. Aber -« er suchte nach Worten, die Alastair verstehen würde »- ich nenne sie meine Männer, weil ich mein ganzes Leben unter ihnen verbracht habe. Sie akzeptieren mich, sie kennen mich – sie haben nicht einmal eine Ahnung, daß du existierst.«
»Dann sollten sie es besser bald erfahren«, erwiderte Alastair. »Schließlich…«
»Du kennst nicht einmal den Weg nach Hammerfell!« unterbrach ihn Conn. »Zumindest müßte ich mitkommen und ihn dir zeigen…«
»Bei dem Wetter?« fiel Floria ein und wies nach draußen, wo es in Strömen regnete und ein starker Wind herrschte.
»Ich werde schon nicht schmelzen, schließlich bin ich nicht aus Zucker. Ich habe mein ganzes Leben in den Hellers verbracht, und ich furchte mich nicht vor dem Wetter, Floria«, sagte Conn.
»Auf ein paar Stunden kann es doch nicht ankommen«, protestierte das Mädchen. »Ist es denn so dringend, daß einer von euch in einem Sturm und mitten in der Nacht aufbrechen muß? Soll denn unsere Verlobung nicht stattfinden, Alastair?«
»Das wenigstens soll geschehen«, gestand ihr Alastair erleichtert zu. »Ich will sehen, wo meine Mutter und dein Vater stecken. Sie sollen die letzte Entscheidung darüber treffen.« Er ging davon und ließ Floria und Conn allein zurück. Die beiden sahen sich verängstigt und
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