Die Erben von Hammerfell - 5
Himmel abgezeichnet hatte, grau und ungebrochen, und seine Mutter und sein Vater standen auf einem grünen Rasen voller Blumen, und die alte Juwel, damals erst ein tolpatschiger Welpe, wuselte um die Füße seiner Mutter.
Nun, davon war nichts mehr vorhanden. Alastair betrachtete die Überreste der Feste seiner Ahnen und fühlte sich plötzlich leer und krank. Er hatte den ganzen Weg mit magischer Kraft zurückgelegt – für das hier? Sein Verstand sagte ihm, daß er mit seiner Suche fortfahren und Markos irgendwo aufspüren mußte – unauffindbar konnte der Mann ja nicht sein! Aber vom Gefühl her kam er sich ebenso zerschmettert vor wie die Ruinen rings um ihn, wie ein aufgeschlitzter Sack mit Sägemehl, aus dem der Inhalt hinausrinnt. Er stand in den Ruinen seines Vaterhauses und konnte nichts anderes denken als: Ich hätte Conn gehen lassen sollen, er wüßte jetzt, was zu tun ist.
Alastair versuchte seine Gedanken zu ordnen und sich zusammenzureißen – er hatte keinen Grund, überrascht zu sein, er hatte lange Zeit gewußt, daß die Burg in Trümmern lag. Tatsächlich ist meine früheste Erinnerung der Brand von Hammerfell.
Er konnte nicht hier stehenbleiben und sich selbst bemitleiden; er mußte Markos finden und endlich mit der Arbeit beginnen, deretwegen er im Auftrag von König Aidan hergekommen war. Er mußte feststellen, welche Armee darauf wartete, daß der Herzog von Hammerfell kam, um sein Land und seine Burg zurückzuerobern. Obwohl, dachte er bitter, kaum noch so viel von der Burg übrig ist, daß eine Zurückeroberung sich lohnen würde.
In Thendara gab es ein altes Sprichwort: Die längste Reise beginnt mit einem einzigen Schritt. Und ein Gutes hatte es, dachte er kläglich, wenn man dermaßen ernüchtert wurde: Alles, was er tat, würde ein Schritt in die richtige Richtung sein, denn so, wie es jetzt um Hammerfell stand, konnten sich die Dinge nur verbessern.
Er griff nach den Zügeln seines Pferdes und stieg auf. Unten im Tal konnte er ein paar Rauchsäulen sehen, die auf ein Dorf schließen ließen, und dort würde er sicher jemanden finden – im Schatten der abgebrannten Burg waren es wahrscheinlich Hammerfell-Pächter, die Hammerfell Treue schuldeten oder einmal geschuldet hatten.
Der Weg bergab kam ihm steiler vor als der bergauf. Er mußte das Pferd zu einem langsamen Schritt anhalten, und am Rand des Dorfes – eine Ansammlung von Häuschen, die aus dem hiesigen rötlichen Stein erbaut waren - blieb er stehen und sah sich nach dem Zeichen einer Schenke oder vielleicht gar eines Gasthofes um. Ein Gebäude, ein bißchen größer als die anderen, hatte ein Schild mit drei Blättern und einer Krone. Er lenkte sein Pferd dorthin und band es an die Querstange. Conns Pferd, welcher Zauber es auch so schnell hierhergebracht haben mochte, würde sicher nicht davonlaufen, aber man mußte die Leute ja nicht darauf aufmerksam machen, daß es mehr als ein normales Pferd war.
In dem Gebäude war ein kleiner Schankraum mit dem üblichen Schankraumgeruch. Zu dieser Tageszeit war er leer bis auf ein paar sehr alte Männer, die in der Kaminecke dösten, und eine stämmige Frau mit Haube und Schürze hinter der Theke.
»Mein Lord«, sagte sie und hob die Augen so keck, daß Alastair das Gefühl hatte, sie kenne ihn. Ja, natürlich, sie kannte ja sicher Conn.
»Kann ich zu dieser Stunde etwas zu essen bekommen? Und Futter für meinen Hund…«
»Es ist eine gebratene Hammelkeule da, nicht allzu zart
- es war ein altes Tier -, aber es wird schon gehen, und etwas Hundekuchen habe ich auch.« Sie machte einen verwirrten Eindruck. »Wem?«
»Für mich, nicht für den Hund.«
»Klar«, sagte sie, »aber ich habe einmal einen Mann gekannt, der hatte seinem Hund beigebracht, Wein zu trinken, und er lief herum und schloß Wetten darauf ab. Doch ich werde ihm eine Schüssel Bier geben, wenn Ihr möchtet, das ist gut für Hunde. Jedenfalls behaupten das die Hundezüchter, vor allem, wenn es eine Hündin ist, die Welpen säugt.«
»Sie hat keine Welpen«, erwiderte Alastair, »aber gebt ihr Hundekuchen und eine Schüssel Bier. Mir wird der Braten, oder was Ihr sonst habt, schon schmecken.« Raffinierte Speisen konnte er an einem Ort wie diesem schließlich nicht erwarten. Er nahm seinen Teller und setzte sich in eine Ecke. Der Wein war nicht sehr gut; als Juwels Schüssel mit dem Bier kam, rief er der Frau zu, sie solle ihm auch Bier bringen. Es war ein gutes, nahrhaftes Landbier, sehr sättigend und wärmend. Er
Weitere Kostenlose Bücher