Die Erben von Hammerfell - 5
Brand von Hammerfell ums Leben gekommen und mein Bruder Conn sei der letzte überlebende Hammerfell. Mein jüngerer Bruder ist impulsiv, und leider muß ich sagen, daß es ihm an adligem Benehmen und guter Erziehung fehlt. Wenn er Euch gegenüber nicht mit dem schuldigen Respekt aufgetreten ist, kann ich Euch nur um Verzeihung für ihn bitten und versuchen, es wiedergutzumachen. Ich sehe keinen Grund, Sir, warum diese schreckliche und unvernünftige Blutrache auch in der nächsten Generation fortgesetzt werden sollte.« Alastair hoffte von Herzen, daß seine Ansprache seinen alten Feind versöhnlich stimme.
Lord Storn lächelte breit.
»Tatsächlich? Dann war es Euer Bruder, der in mein Land einfiel und meinen Neffen tötete? Und er hielt sich für den rechtmäßigen Herzog von Hammerfell? Wo ist er jetzt?«
»Soweit ich weiß, Sir, bei meiner Mutter in Thendara, wo ich die siebzehn Jahre seit dem Brand von Hammerfell gelebt habe. Erst vor nicht einmal vierzig Tagen begegneten wir uns wieder. Und ich kam in den Norden, um mich der Leute hier auf dem Land meiner Vorfahren anzunehmen.«
»Allein?«
»Ja, allein, ausgenommen…«plötzlich fiel es ihm ein.
»Mein Hund! Ich erinnere mich, daß ich die alte Juwel bellen hörte, als der Baum auf mich fiel. Hoffentlich ist sie nicht verletzt worden.«
»Das arme alte Ding hat es kaum zugelassen, daß wir Euch berührten, als wir Eure Verbrennungen behandeln wollten«, berichtete Lord Storn. »Sie ist in Sicherheit, ja. Wir hätten sie in meinen eigenen Zwinger gesteckt, aber meine Enkelin erkannte sie und brachte sie her.«
»Ich habe sie in der Schenke gesehen, und du weißt doch, daß wir uns angefreundet hatten«, warf Lenisa lächelnd ein.
»Meine Mutter würde es mir nie verzeihen, wenn Juwel etwas zustieße«, sagte Alastair.
Lord Storn ging zur Tür und öffnete sie. Lenisa sagte: »Dame Jarmilla, bitte holt Lord Hammerfells Hund her.« Zu Alastair gewandt, fügte sie hinzu: »Du siehst, Juwel ist in guten Händen – in denen meiner eigenen Gouvernante.«
Die Schwertfrau, die Alastair in der Schenke gesehen hatte, kam und hielt Juwel am Halsband fest. Aber als Alastair sich mühsam im Bett hochsetzte, riß sie sich von der Frau los, sprang aufs Bett und leckte ihm das Gesicht ab.
»Nicht doch, laß das, sei ein braves Mädchen!« Juwels Liebesbeweise verursachten Alastair beträchtliche Schmerzen. Er schob ihren Kopf zurück. »Ist ja gut, altes Mädchen, es ist nichts passiert. Wirklich, mir geht es gut. Und jetzt weg mit dir.« Er sah zu Lord Storn hoch. »Ich hoffe, sie hat niemanden von Eurem Haushalt gebissen, Sir.«
Juwel sprang vom Bett, legte sich neben dem Kopfende auf den Boden, die Augen auf Alastairs Gesicht gerichtet, und rührte sich nicht mehr.
»Nein«, antwortete Lord Storn, »obwohl ich glaube, daß sie, wäre Lenisa nicht dagewesen, jeden angegriffen hätte, der Euch nahe kam. Wir mußten sie in den Turm bringen, sonst hätte sie mit ihrem Bellen die ganze Umgebung aufgestört. Außerdem wollte sie nichts fressen; sie hat seit Eurem Unfall keinen Bissen zu sich genommen.«
»Sie hat das Essen und das Bier, das allen in der Halle gereicht wurde, als wir von der Brandbekämpfung zurückkamen, nicht angerührt«, berichtete Lenisa. »Vielleicht machte auch sie sich zu große Sorgen um dich.«
»Nein«, widersprach Alastair. »Meine Mutter und ich haben ihr beigebracht, Futter aus keiner anderen Hand als der unseren anzunehmen.«
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, meinte die Schwertfrau Jarmilla. »Wenn Ihr beide ums Leben kommen würdet, müßte das arme Ding verhungern.«
»Nun, bisher habe ich sie nie aus dem Blick verloren«, erwiderte Alastair. »Und man geht doch nicht davon aus, getötet oder verletzt zu werden.«
»Das ist richtig«, sagte Lord Storn lächelnd, »aber es gibt ein altes Sprichwort: ›Nichts ist sicher, außer dem Tod und dem Schnee des nächsten Winters.‹ Es bleibt einem nicht immer die Zeit, Verfügungen zugunsten der Nachkommen – oder der Hunde – zu treffen, bevor man getötet wird, heutzutage weniger denn je.«
»Das ist wohl wahr.« Alastair fiel plötzlich ein, daß er sich in der Gewalt desselben Lord Storn befand, der seinen Vater getötet und ihm das Dach über dem Kopf angezündet hatte, als er noch keine zwei Jahre alt war. Nun, nach dem, was er immer gehört hatte, war ein Gast in den Bergen heilig – aber war nicht sein älterer Bruder innerhalb dieser Mauern gestorben? War Mangel an Fürsorge
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