Die Erben von Hammerfell - 5
bittet euch, zu Bett zu gehen; morgen früh wird er euch seine Aufwartung machen.«
»Ich habe gehört, was er gesagt hat, Markos«, bemerkte Erminie. Markos’ Augen strahlten vor Stolz.
»Seht, wie sie ihm folgen! Sie würden für ihren jungen Herzog sterben.«
Erminie fand, daß Markos die Situation sehr richtig beurteilte, abgesehen davon, daß Conn nicht ihr junger Herzog war… aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen, inwieweit dies Alastairs Rechte beeinträchtigen mochte.
»Wir wollen hoffen, daß sie nicht für ihn sterben müssen, jedenfalls nicht heute«, sagte sie. Alle Männer waren fort, mit Ausnahme von Markos, dem alten Diener und Gavin, der so gegen den Kamin gedrückt worden war, daß er sich nicht bewegen konnte. Jetzt stand er auf und wäre den anderen gefolgt, hätte Markos nicht mit dem Kopf geschüttelt.
»Nein, mein Lord, mein Herr will, daß Ihr hierbleibt und die Frauen beschützt. Stellt Euch vor, was passieren würde, wenn die Leute von Storn wüßten, daß sich die Herzogin hier verbirgt. Zumindest würden sie uns das Dach über dem Kopf anzünden.«
»Wie sie es schon einmal getan haben«, sagte Erminie. Es überraschte sie gar nicht, daß Conn mit den Männern, die er sein ganzes Leben lang kannte, auf der Stelle davongeritten war und vergessen hatte, daß Gavin existierte. Sie fühlte sich hier ganz sicher und war dem alten Mann dankbar, daß er mit seinen Worten Gavins Gesicht gerettet hatte.
In dem kleinen Raum war es sehr ruhig geworden. Nur das Feuer knisterte, und der Regen platschte auf das Kopfsteinpflaster der Dorfstraße. Erminie leerte ihren Weinbecher. Es war kein sehr guter Wem, aber sie machte sich sowieso nicht viel daraus. Sie sorgte sich um Conn, der bei diesem Wetter losgeritten war, und um die Männer, die ihm blindlings folgten und ihn für ihren rechtmäßigen Anführer hielten.
»Und das ist er auch!« Floria war den unausgesprochenen Gedanken Erminies gefolgt. »Er hat sich ihre Loyalität und Liebe verdient, und er wird sie immer besitzen, ganz gleich, was Alastair sich aus eigener Kraft erringt.«
Erminie sah die Weisheit in Fionas Worten, aber ihre Unruhe wurde dadurch nicht geringer.
»Auch ich liebe sie beide«, sagte Floria, »und ich sorge mich um beide. Conn macht sich Alastairs wegen noch mehr Gedanken, als Ihr es tut. Was meint Ihr wohl, warum er in solcher Hast fortgeritten ist?« Erminie versuchte gar nicht erst, darauf etwas zu erwidern; deshalb beantwortete Floria ihre eigene Frage. »Bis dies alles mit Alastair geregelt ist, widerstrebt es ihm, mit mir im selben Raum zu sein. Er liebt seinen Bruder und will ihn nicht betrügen.«
Endlich war es offen ausgesprochen, und Erminie war froh darüber. Sie und Floria hatten das Thema fast von dem Augenblick an, als Conn in Thendara aufgetaucht war, sorgfältig vermieden. Und seit dem Abend, an dem die geplante Verlobung nicht stattfinden konnte, hatte es permanent zwischen ihnen gestanden.
»Willst du ihn denn betrügen?«
»Nein, natürlich nicht. Ich bin mit ihm aufgewachsen, ich habe ihn immer gern gehabt. Deshalb war ich auch glücklich bei dem Gedanken, daß er mein Mann wird. Ich weiß, er mag mich und würde gut zu mir sein. Aber dann kam Conn nach Thendara, und jetzt ist alles anders geworden.«
Erminie wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie, der diese Art von Liebe und Erfüllung versagt geblieben war, fand keine Worte, und sie fühlte sich hilflos vor der jungen Frau.
»Ich wünschte, ich könnte sie beide heiraten.« Floria war den Tränen nahe. »Ich ertrage es nicht, Alastair weh zu tun, aber ohne Conn wird mein Leben leer und bedeutungslos sein.«
Gavin sagte mit seinem schalkhaften, gutmütigen Lächeln: »Wie ich gehört habe, wäre das hier in den Bergen vor hundert Jahren tatsächlich möglich gewesen.«
Floria errötete. »Das waren barbarische Zeiten. Sogar hier in den Bergen ist das heute nicht mehr erlaubt.« Oh wie konnte sie denn wählen zwischen ihrem alten Spielgefährten, den sie so lange als Bruder geliebt hatte, und seinem Zwilling, der ihm so ähnlich – und so völlig unähnlich war? Nicht nur, daß Conn mit ihr die Gabe des laran teilte und eine seelische Verbindung mit ihr herstellen konnte, zu der Alastair gar nicht fähig war – es war mehr als das. Floria hatte nicht gewußt, was Leidenschaft, was Begehren ist, bis Conn so unerwartet in ihr Leben und ihr Herz eindrang. Sie schämte sich, es zuzugeben, doch jetzt war ihr, als sei Conn wirklich
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