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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Aber vor ein paar Wochen, kurz bevor die Babys kamen, wurden wir vertrieben…«
Ein rauhbeinig wirkender junger Mann mit vom Wind zerzaustem rotblondem Haar und dunklen Augen trat neben die Frau und sagte zu Conn: »Ich habe immer gearbeitet, mein ganzes Leben lang, aber wenn sechs kleine Münder zu füttern sind, kann man nicht durchs Land ziehen. Da braucht man ein Heim, Sir. Und dann vertrieben zu werden… Ich habe nichts getan, um das zu verdienen, Sir, wirklich nicht. Und ich würde vor den alten Lord hintreten und ihn fragen, was ich verbrochen habe, daß man mich so behandelt.«
Conn wies mit dem Kopf zur Seite. »Da steht er. Frag ihn.« Der junge Mann senkte mit finsterer Miene den Kopf, aber schließlich wandte er sich Lord Storn zu. »Sir, warum? Was haben wir verbrochen, daß Ihr uns auf diese Weise auf die Straße jagt? Es ist jetzt schon das zweitemal.«
Storn hielt sich sehr aufrecht. Conn sah, daß er sich große Mühe gab, würdevoll zu sein. Es war wirklich schwer, das mitten auf der Straße in einem geflickten Nachthemd, das kaum die mageren alten Hinterbacken bedeckte, fertigzubringen. Er hatte irgendwo eine Pferdedecke aufgetrieben, hielt sie um seine Schultern fest und zitterte.
»Warum, Mann – wie ist dein Name? Geredd hat ihn mir nicht genannt, er sagte nur, du seist mit seiner älteren Tochter verheiratet.«
Der Mann berührte seine struppige Stirnlocke.
»Ewen, mein Lord.«
»Also, Ewen, dieser ganze Boden ist ausgelaugt. Er taugt nicht mehr für den Ackerbau oder die Milchwirtschaft, er ist nur noch für Schafe gut genug. Aber Schafe brauchen Platz – viele Morgen. Du bist doch Schafscherer, für dich wird es Arbeit in Hülle und Fülle geben, aber wir müssen all diese kleinen Höfe loswerden und große Flächen erhalten, siehst du das nicht ein? Das ist doch nur vernünftig – nur ein Dummkopf würde versuchen, hier in den Bergen dreißig kleine Höfe auf diesem ausgelaugten Boden zu betreiben. Es tut mir um euch alle wirklich leid, aber was kann ich machen? Wenn ich verhungere, weil ihr alle nicht mehr euren Lebensunterhalt verdienen könnt, geht es keinem von euch dadurch besser.«
»Aber ich verhungere nicht, und ich habe meine Pacht immer vollständig und auf den Tag pünktlich gezahlt«, erklärte Ewen. »Ich lebe nicht vom Ackerbau. Warum werde ich vertrieben?«
Erneut stieg Storn das Blut zu Kopf. Zornig antwortete er: »Ja, dir mag es ungerecht vorkommen. Aber mein Verwalter sagt mir, ich darf keine Ausnahmen machen. Wenn ich einen Kleinbauern bleiben lasse, ganz gleich, wie ehrenwert er ist – und zweifellos bist du einer der ehrenwertesten -, dann wird jeder von ihnen so reden, als habe er ein besonderes Recht zu bleiben, und einige sind mit der Pacht zehn Jahre im Rückstand, ja, sogar fünfzehn und zwanzig Jahre – seit der Zeit, als die großen Dürreperioden begannen. Ich bin kein Tyrann - ich habe einem jeden hier in mindestens einem schlechten Jahr die Pacht erlassen. Aber genug ist genug, irgendwann muß ein Ende gemacht werden. Mein Land taugt nicht mehr für den Ackerbau, und ich will keine Bauern mehr auf ihm haben. Es ist damit kein Gewinn zu machen – und es nützt euch Leuten nichts, wenn ich zugrunde gehe.«
Diese unausweichliche Logik und Klarheit beeindruckten Conn. Auf dem Hammerfell-Land hatte man dieselbe schwierige Situation. Würde es wirklich helfen, wenn man es jedem kleinen Pächter überließ, irgendwie am Leben zu bleiben oder unterzugehen? Gab Storn vielleicht nur der unangenehmen Notwendigkeit nach? Conn nahm sich vor, darüber einmal ausführlich mit Alastair zu reden - und vielleicht auch mit Lord Storn selbst. Schließlich leitete Storn seinen Besitz hier in den Bergen schon seit Jahrzehnten.
Aber es müßte ein Weg gefunden werden, in Härtefällen zu helfen, und wenn das Land für den Ackerbau ungeeignet und völlig Eigentum eines einzigen Mannes war, sollte er sich mit seinen Verwaltern und den Pächtern zusammensetzen und zu einem gemeinsamen Entschluß kommen, wie es am besten zu nutzen sei, statt allein für alle zu entscheiden, wie es Storn so bedenkenlos tat.
Genug. Er war nicht der Herzog von Hammerfell, auch wenn er dazu erzogen worden war. Er mußte sich mit Alastair beraten, und der Brauch verlangte, daß Alastair die Entscheidung traf. Ja, selbst dann, wenn es die falsche ist, sprach die innere Stimme, die Ehre und Gesetz bedeutete. Doch Markos hatte ihn dazu erzogen, sich immer wieder vor Augen zu halten: Ich bin

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