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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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mein Bruder Conn«, sagte Alastair. »Deshalb ist Juwel so unruhig! Sie wittert Conn und hatte nicht
erwartet, ihn hier zu sehen. Ich übrigens auch nicht; ich
dachte, er sei in Thendara.« Er zögerte. »Darf ich Euch
bitten, ihn zu empfangen, damisela?«
»Bringt ihn herein«, sagte Lenisa zu Dame Jarmilla, die
mißbilligend die Nase rümpfte, aber ging. Juwel raste hinter ihr her. Gleich war der Hund wieder da, tanzte und
sprang um Conn herum, der naß und schmutzig aussah,
denn der Regen hatte wieder begonnen und sich dann
auch noch in Graupeln verwandelt. In Conns Haar hatten
sich Eiszapfen gebildet.
Lenisa betrachtete ihn mit kindlichem Gekicher. »Das
ist bestimmt das erste Mal in der Geschichte von Stornhöhe, daß wir nicht nur einen, sondern gleich zwei Herzöge von Hammerfell unter unserem Dach haben. Nun,
ich nehme an, ihr könnt euch auseinanderhalten, auch
wenn es sonst niemandem gelingt. Welcher von euch ist
der, dem ich in der Schenke in Niederhammer begegnet
bin und der schuld ist, daß ich meinen Porridge mit Honig
nicht bekommen habe?«
»Das war ich.« Es ärgerte Alastair ein bißchen, daß sie
fragen mußte. »Das hättest du übrigens aus dem Benehmen des Hundes schließen können.«
»Wirklich? Sieh doch nur, wie das arme Mädchen deinen Bruder begrüßt. Man könnte meinen, sie sei ganz begeistert, ihren richtigen Herrn wiederzuhaben«, sagte Lenisa, und als sie Alastairs düstere Miene bemerkte, fügte
sie hinzu: »Du darfst mir nicht vorwerfen, daß ich euch
nicht unterscheiden kann, wenn offenbar nicht mal euer
eigener Hund, der euch beide viel besser kennt als ich, es
vermag.«
Das war so richtig, daß Alastair sich schuldig fühlte,
weil er sich darüber geärgert hatte, und die Folge war, daß
er nun auf Juwel zornig wurde, denn er fand, sie habe ihn
verraten. »Leg dich, Juwel!« befahl er scharf. »Benimm
dich.«
»Du hast keinen Grund, böse auf den Hund zu sein«,
sagte Conn grob. »Juwel hat nichts getan, dessen sie sich
schämen müßte. Aber nun zu dir. Dies ist bestimmt der
letzte Ort, Bruder, an dem ich erwartet hätte, dich zu finden. Du läßt es dir unter Storns Dach gutgehen, während
derselbe Storn unsere Leute aus ihren Häusern in den Regen jagt.«
Alastair erwiderte finster: »Ich habe darauf vertraut,
daß du dich in Thendara um unsere Mutter kümmerst. Du
hast sie also allein und ohne Schutz zurückgelassen?« »Unsere Mutter hat viele, die den Wunsch hegen, sie zu beschützen«, entgegnete Conn. »Aber sie ist heil und gesund hier, und Floria und Gavin sind bei ihr. Hast du geglaubt, wir würden alle in Thendara bleiben und nichts tun, obwohl wir wußten, daß du verletzt worden bist und
dich in der Gewalt von Storn befindest?«
»Nun ja, das habe ich geglaubt«, gestand Alastair.
»Schließlich bin ich hier nicht in Gefahr; Lord Storn ist äußerst höflich und gastfreundlich gewesen.«
»Das sehe ich«, bemerkte Conn trocken mit einem Seitenblick zu Lenisa. »Ist seine Enkelin in der Gastfreundschaft inbegriffen?«
Alastair sah ihn böse an. Conn konnte in schien Gedanken lesen, daß er mehr um Lenisas als um seinetwillen beleidigt war. Die Frage erhebe sich nicht, erklärte Alastair
von oben herab. Die damisela sei seine Gastgeberin und
habe freundlicherweise seine Wunden versorgt. Von etwas anderem sei nicht die Rede gewesen.
»Ich weiß nicht, welches Betragen gegenüber Frauen
bei euch in den Bergen üblich ist«, sagte Alastair vorwurfsvoll, »aber in Thendara würde man so nicht einmal
über die Tochter – oder die Großnichte – seines schlimmsten Feindes sprechen.«
»Immerhin finde ich dich zu dieser gottverlassenen
nächtlichen Stunde allein mit ihr. Bist du so schwer verletzt, Bruder, daß du die ganze Nacht eine Wächterin nö
tig hast?«
»In Thendara braucht ein Mann nicht an der Schwelle
des Todes zu stehen, bevor man ihm zutraut, sich in Anwesenheit einer Dame anständig zu benehmen«, gab Alastair zurück, und Conn las auch die ungesprochenen
Worte: Dieser mein Bruder wird immer ein Bauer bleiben
und von Takt und Galanterie nicht mehr wissen als sein eigener Hund.
»Trotzdem muß ich mit dir sprechen, Bruder. Können
wir also auf die Anwesenheit der damisela verzichten?«
fragte Conn.
»Was ich zu sagen habe, kann getrost in ihrer Anwesenheit oder in der Anwesenheit der Götter persönlich gesagt werden, denn es ist nichts als die reine Wahrheit«, erklärte
Alastair. »Bitte, geh nicht, Lenisa.«
Ich möchte sie nicht aus den Augen lassen.

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