Die Erben von Hammerfell - 5
verantwortlich für alle diese Menschen, und so nahm er sich vor, daß er, sollte Alastair kein Verständnis für sie aufbringen, versuchen würde, seinen Bruder von dem, was recht war, zu überzeugen.
Storn starrte ihn an. Dann sagte er gehässig: »Ich vermute, Ihr seid Hammerfells Bruder, der andere Zwilling. Ihr seid also der Mann, der meine Soldaten den ganzen Sommer über verfolgt und meine Anweisungen sabotiert hat.«
Conn antwortete: »Heute nacht, Sir, hatten wir keine Gelegenheit, Eure Anweisungen zu sabotieren. Ist es ein Verbrechen, einer Frau und sechs kleinen Kindern bei strömendem Regen ein Dach über dem Kopf zu gewähren?«
Der alte Mann hatte den Anstand, bei diesen Worten zu erröten, aber er fuhr fort: »Eure Männer haben die Anarchie unterstützt – meine Pächter zum Aufstand und zur Rebellion aufgehetzt.«
»Nichts dergleichen haben sie getan«, verwahrte sich Conn dagegen. »Ich bin diesen Sommer über in Thendara gewesen – und in meinem ganzen Leben ist es mir nicht in den Sinn gekommen, irgendwen zum Aufstand oder zur Rebellion aufzuhetzen.«
»Und vermutlich habt Ihr auch meinen Neffen nicht getötet?« fragte der alte Mann gereizt.
Conn erschrak. In der Hitze dieses Streitgesprächs hatte er die Blutrache selbst völlig vergessen. Und so antwortete er: »Es stimmt, wir haben Dom Rupert im Kampf getötet. Aber er war bewaffnet und griff mich und meine Männer auf einem Boden an, der seit Jahrhunderten zu Hammerfell gehört. Ich empfinde deswegen keine Schuld. Man kann mir eine Blutrache, die begonnen hat, als Ihr und ich noch gar nicht geboren waren, nicht zum Vorwurf machen. Ich habe diese Feindschaft geerbt – und ich habe es Euch zu danken, daß sie mein einziges Erbe war, Sir.«
Storn musterte ihn grimmig. »Daran mag etwas Wahres sein. Allerdings habe ich jahrelang geglaubt, die Fehde sei dadurch beigelegt worden, daß niemand mehr am Leben sei, der sie fortführen könne.«
»Das stimmt eben nicht«, erwiderte Conn. »Ich bin hier, um Euch, Lord Storn, zu sagen, daß, wenn Ihr den Kampf wünscht, mein Bruder und ich…« Er verstummte. Ihm war eingefallen, daß sich Alastair in diesem Augenblick unter Storns Dach befand. In der plötzlich eingetretenen Stille dachte auch Storn daran und sagte schnell: »Ihr braucht keine Angst um Euren Bruder zu haben. Er ist mein Gast unter dem Feuerfrieden, und er hat meiner Großnichte, meiner einzigen noch existierenden Verwandten, das Leben gerettet. Ich halte ihn für einen vernünftigen Menschen, und ich werde ihm das, was er für mich getan hat, sicher nicht mit Bösem vergelten.« Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: »Schließlich, junger Hammerfell, hat diese Blutrache lange genug gedauert - es sind nur noch wenige von uns übrig.«
»Ich verlange keine Gnade von Euch«, erklärte Conn heftig.
Storn zog die Augenbrauen zusammen. »Niemand wird Euch der Feigheit beschuldigen, junger Mann. Es gibt jedoch genug Ärger an unseren Grenzen, da sollten wir keine Feinde innerhalb unserer Tore haben. Die Aldarans und die Hasturs stehen immer bereit, unsere Domänen an sich zu reißen, während wir miteinander streiten …«
Das rief in Conn den Gedanken an König Aidan wach, den er – er wußte selbst nicht, warum – zu lieben begonnen hatte. Storn jedoch sprach von ihm, als sei er der schlimmere Feind von ihnen beiden. Er sagte steif: »Ich kann nicht für Hammerfell sprechen, Lord Storn. Es ist nicht meine Sache zu entscheiden, ob die Feindschaft zwischen unseren Häusern ehrenhaft fortgesetzt oder ehrenhaft beendet werden soll. Die Frage kann nur der Herzog von Hammerfell beantworten, mein Lord. Wenn Ihr der Blutrache ein Ende bereiten wollt…«
»Das müssen wir erst sehen«, warf Storn ein.
»Wenn die Blutrache ein Ende finden soll«, verbesserte Conn sich, »muß mein Bruder es sagen, nicht ich.«
Storn betrachtete ihn finster. »Mir scheint, Ihr und Euer Bruder seid wie der Mann, der mit seiner linken Hand nicht absprach, was er mit der rechten tat, und sich selbst entzweiriß, als er versuchte, sein Gespann in zwei verschiedene Richtungen zu lenken. Ihr und Euer Bruder, Ihr solltet unter Euch ausmachen, was Ihr wollt, und dann bin ich bereit, darüber zu verhandeln, ob Krieg zwischen uns herrschen soll.«
»Ich kann mich nicht gut mit meinem Bruder beraten, solange Ihr ihn auf Eurer Burg festhaltet, Sir.«
»Wie ich bereits erwähnte, ist er mein Gast, nicht mein Gefangener. Es steht ihm frei zu gehen, wann er will, aber ich
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