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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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Ahnung. Sieht aus, als hätte jemand eine Decke stricken wollen, wäre aber nicht damit fertig geworden. Das war bestimmt nicht Tante Mary. Sie musste im Mädchenpensionat Petit Point lernen und hat Handarbeiten seitdem gescheut wie der Teufel das Weihwasser.«
    Taylor ließ die Finger über die cremefarbenen Streifen gleiten. »Sie dürften von jemandem gestrickt worden sein, der ihr so wichtig war, dass sie sie aufbewahrte. Vielleicht von ihrer Mutter?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe Tante Mary nie von ihrer Mutter sprechen hören, aber mit Sicherheit hätte die keine rosafarbenen Bänder für die Decke ihrer Tochter gewählt.«
    »Warum nicht?«
    »Weil bei unseren Familien – den Tolivers, Warwicks und DuMonts – Rosa für Unversöhnlichkeit steht. Mit Rot bitten wir um Verzeihung, mit Weiß gewähren und mit Rosa verwehren wir sie. Deshalb muss dies das Werk von jemandem außerhalb der Familie sein.«
    Taylor sah Rachel fragend an. »Und wie funktioniert das? Hisst ihr Fahnen auf dem Dach, um eure Gefühle auszudrücken?«
    Rachel lachte. »Nein. Wir geben einander Rosen.« Sie griff in den Karton und holte ein Buch heraus. »Der Text hier erklärt es besser, als ich es könnte, und auch, warum der Toliver-Name und Somerset mir so viel bedeuten.«
    Taylor las den Titel laut: »Rosen. Interessant. Ich fange gleich heute Abend mit dem Lesen an.« Er zog einen Küchenstuhl heran. »Aber setz dich erst mal. Leg zwei Spalten mit den Überschriften A und B an«, wies er sie an und holte Block und Bleistift aus seiner Aktentasche. »›A‹ steht für die Verteidigerseite, ›B‹ für die des Klägers. Wenn dieser Fall tatsächlich vor Gericht kommt, werden die Geschworenen nur die Fakten hören und bewerten. Wir müssen sicherstellen, dass sie für uns sprechen, und alles vorhersehen, was der Gegner zu seiner Verteidigung vorbringen wird. Du sagst, Percy wollte dir erklären, warum deine Großtante ihm die Plantage hinterlassen hat. Du hättest dich mit ihm treffen sollen, Rachel …«
    »Nein! Das interessiert mich nicht.«
    »Auch nicht, wenn es seiner Sache hilft?«
    »Wie das? Wenn unser Erfolg davon abhängt, ob der Verkauf legal oder illegal war, möchte ich sehen, welche schlagenden Argumente er gegen mich vorbringen kann.«
    Taylor schob ihr Block und Stift hin. »Genau das sollst du mit Hilfe der beiden Spalten feststellen. Schreib Percys Namen neben das A und deinen neben das B.«
    Rachel tat ihm den Gefallen. »Ich glaube, ich weiß, worauf du hinauswillst. Was soll ich unter dem von Percy notieren?«
    »Wenn du das fragen musst, kommt diese Übung genau richtig. Percy Warwick ist ein angesehener und beliebter Geschäftsmann, der sich sein Leben lang an die Regeln gehalten hat. Sein Ruf ist makellos.«
    »Bis jetzt.« Rachel schrieb »makelloser Ruf« unter A. »Und B?«
    »Sag du mir das.«
    Sie bedachte ihn mit einem verletzten Blick. »Ich bin vielleicht nicht so angesehen und beliebt, aber dafür ehrlich.«
    »Zweifellos«, meinte Taylor, »doch die Verteidigung wird dich als Mädchen aus einem armen Elternhaus in West Texas darstellen, zu dem die reiche Großtante Zuneigung fasste. Sie hat dich eingekleidet, dir Bildung ermöglicht, dir einen Job gegeben, dich geliebt und dir ein großzügiges Erbe hinterlassen. Was hätte sie noch für dich tun sollen? Und jetzt möchtest du das Grundstück, das sie Percy Warwick mitten in der Weltwirtschaftskrise der Dreißiger verkauft hat. Der konnte so Hunderten von Leuten in Howbutker Arbeit verschaffen und die beiden Menschen, die für deinen Vater sorgten, vor dem finanziellen Ruin bewahren.«
    »Na schön«, sagte Rachel. »Sympathien darf ich mir also nicht erwarten – für mich sprechen nur die harten Fakten. Aber ich bin nicht hinter seinem Besitz her, sondern möchte lediglich Somerset. Ich habe dich angeheuert, Percy und seine Anwälte davon zu überzeugen, dass sie vor Gericht keine Chance haben, Taylor.«
    Taylor stellte seine Tasse vorsichtig auf der Untertasse ab. »Wenn wir mit dieser Liste fertig sind, gelangst du vielleicht zu der Erkenntnis, dass ich nicht in der Lage sein werde, sie davon zu überzeugen. Ich kann lediglich dafür sorgen, dass ihnen Folgendes klar ist: Du wirst ihn tatsächlich verklagen, wenn Percy sich nicht auf dein Angebot einlässt. Vergiss nicht, Rachel: Egal, ob du siegreich aus dem Verfahren hervorgehst – Somerset hast du auf jeden Fall verloren. Das Gericht kann Percy nicht zwingen, dir die Plantage

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