Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
etwas Brauchbares dabei.« Er zog seine Jacke aus, krempelte die Ärmel hoch und füllte den Kessel mit Wasser. »Hunger?«
»Nein, aber ich versuch trotzdem, was runterzukriegen. Ich brauche Kraft.« Sie rieb sich die Arme. »Nicht nur für den Kampf gegen die Warwicks, sondern auch zum Aufwärmen.«
Taylor ließ den Blick über die klinisch saubere weiße Küche wandern. »Sonderlich wohl fühlt sich eine Baumwollpflanzerin in diesem Iglu sicher nicht.«
»Deine Gesellschaft entschädigt dafür, doch lange werde ich hier sowieso nicht bleiben – nur bis Montag.«
»Ach.« Taylor schaltete den Herd ein. »Und dann?«
»Fahre ich nach Howbutker und ziehe in das Ledbetter-Haus auf der Plantage. Percy hat bestimmt nichts dagegen. Jetzt wird es als Büro des Verwalters genutzt, aber ich habe vor, es als Wohnhaus für mich zu renovieren. Ich wollte immer schon auf Somerset leben.«
Taylor holte Tassen und Untertassen aus einem Schrank. »Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein, dass Percy auf deinen Vorschlag eingeht.«
»Du etwa nicht? Wie sollen die Warwicks sich deiner Meinung nach denn gegen meine Forderungen wehren?«
Taylor, der sie nicht zu hören schien, holte die Plastikbehälter mit dem Mittagessen aus den Tüten. »Shrimpssalat für dich, frittierte Shrimps für mich.«
»Warum beantwortest du meine Frage nicht?«, erkundigte sie sich, als er das kochende Wasser in die Teekanne gab.
»Weil du bestimmt nicht hören willst, dass das kein Kinderspiel wird«, antwortete er. »Und weil ich dir den Appetit nicht verderben möchte. Reden wir doch später drüber.«
Nach dem Essen verlangte Taylor die Kopien der Urkunden aus dem Grundbuchamt. »Hat Matt Warwick gesagt, warum Percy das Grundstück deines Vaters gekauft hat, obwohl er wusste, dass das Betrug ist?«
»Ja. Deine Vermutung hat sich bestätigt. Die Zeiten waren schlecht.« Sie erzählte ihm, was Matt ihr erklärt und dass Ollie DuMont nichts von dem betrügerischen Hintergrund der Transaktion geahnt hatte.
»Warum hat er nicht einfach ein Darlehen bei Percy aufgenommen, wenn er in einem finanziellen Engpass steckte?«, erkundigte sich Taylor.
Rachel erzählte ihm von dem Prinzip der Familien, niemals voneinander zu leihen. »Percy hat Matt gesagt, dass Ollie eher das Geschäft aufgegeben hätte, als einen Cent von ihm anzunehmen.«
»Und warum glaubst du ihm nicht?«
Rachel runzelte die Stirn. »Was für einen Unterschied macht es, ob ich ihm glaube oder nicht? Ich bezweifle nicht, dass Percy Onkel Ollie helfen wollte, doch sein Hauptinteresse galt wohl dem Wohl seiner eigenen Firma. Dieses Grundstück war ideal für seine Papiermühle; er hat Onkel Ollies Problem als Möglichkeit gesehen, es sich unter den Nagel zu reißen.«
»Das klingt nicht nach dem Percy Warwick, den ich kenne.«
Rachel rückte wütend mit ihrem Stuhl zurück. »Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Taylor?«
»Auf deiner, Rachel, aber es ist mein Job, den Advocatus Diaboli zu spielen und dir die Schwachstellen deiner Argumentation aufzuzeigen, damit wir vorbereitet sind – denn die Verteidigung findet sie, darauf kannst du Gift nehmen. Sie wird Percys Handeln in positivem Licht präsentieren und betonen, dass es für einen Mann seines Kalibers nicht ungewöhnlich ist …«
»Und du wirst dagegenhalten, dass man das Verbrechen unabhängig von seinen positiven Absichten sehen muss, richtig?«
»Ja«, sagte Taylor, stand auf und tätschelte ihre Schulter. »Ich hol mal die beiden Kartons rein.«
Während sie den Inhalt der Schachteln durchgingen, tranken sie heißen Tee. Taylor war der Meinung, dass die Kladden die Unterschrift von Miles in ausreichendem Maße belegten, und arbeitete sich auf der Suche nach etwas, das Percy weiter unter Druck setzen könnte, durch den zweiten Karton. Percys Briefe und Nachrichten an Mary würden diesen Zweck erfüllen, stellte er schließlich fest, denn sie belegten ihre Affäre sowie Marys Liebe zu Percy, die sie dazu veranlasst hatte, die Plantage ihm und nicht Rachel zu vermachen.
»Das nimmt die Geschworenen für uns ein«, meinte Taylor. »Der Richter wird sie anweisen, sich nicht von ihren Emotionen leiten zu lassen, aber sie sind auch nur Menschen. Dass du wegen Percy nicht als Erbin zum Zug gekommen bist, ist zwar irrelevant für den Fall, erklärt jedoch, warum du etwas möchtest, das einmal deiner Familie gehört hat.« Taylor wickelte die Strickstreifen und rosafarbenen Satinbänder aus. »Was ist das?«
»Keine
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