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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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mehr, dass die Leute trotz ihrer Vorsicht von ihrer Beziehung wussten. Vermutlich hatte die Köchin der Warwicks irgendeiner anderen Köchin von den Mahlzeiten für zwei erzählt, die Mister Percy weiß Gott wohin mitnahm. Da er nie mit einer anderen Schönen des Ortes gesehen wurde, lag die Vermutung nahe, dass er etwas mit Mary Toliver hatte, der Frau, die er, bevor er
in den Krieg gezogen war, in aller Öffentlichkeit geküsst hatte.
    Doch was machte das schon, dachte Mary, wenn sie und Percy ohnehin bald heirateten? Sie holte tief Luft. Was meinte sie mit »wenn«?
    Percy wartete bereits in der Hütte auf sie. Er hatte sich nicht einmal Zeit genommen, etwas anderes anzuziehen, und war nur aus seinem Sakko geschlüpft, hatte die Krawatte gelockert und die Ärmel hochgekrempelt. Er öffnete die Tür, sobald er ihren Einspänner erblickte, und ging hinaus, um ihr herunterzuhelfen.
    »Wie schön, dich endlich wieder in den Armen zu halten«, seufzte er, nachdem er sie leidenschaftlich geküsst hatte.
    Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals. »Ich freue mich auch«, sagte sie.
    Sie gingen hinein, und Percy schenkte ihnen zwei Gläser Eistee ein. Eine Brise wehte vom See herüber, die die Schwüle nach dem Regen erträglicher machte. Als er ihr den Tee reichte, meinte er: »Ich freue mich wahnsinnig, dich hier zu haben, aber wahrscheinlich bist du hundemüde und möchtest dich ausruhen. Solltest du das nicht lieber zu Hause tun?«
    Mary setzte sich in einen der beiden Sessel. »Ich musste dich sehen, Percy.«
    »Das hört sich bedenklich an.«
    »Ja. Ich stecke in Schwierigkeiten.«
    Percy nahm stirnrunzelnd einen Schluck Tee und setzte sich ein ganzes Stück von ihr entfernt aufs Sofa. Mary deutete das als schlechtes Omen. Er ahnte also, warum sie gekommen war. »Raus mit der Sprache«, forderte er sie auf.
    Sie schluckte. Um ruhiger zu werden, trank sie von dem kühlen Tee. »Ich bin heute mit Emmitt bei der Bank gewesen, um über ein Darlehen zu verhandeln. Wir haben mit Raymond Withers gesprochen …« Als er nicht auf den Namen
reagierte, beeilte sie sich, ihm von dem geringen Wert zu berichten, mit dem er den Grund veranschlagte, und verschwieg bewusst die Bedingung des Bankiers, dass sie zur Sicherung des Darlehens etwas anderes pflanzte als Baumwolle. »Der Betrag, den er mir zur Verfügung stellen will, deckt nicht mal die Kosten für das Saatgut«, übertrieb sie, »und reicht keinesfalls als Überbrückung für ein ganzes Jahr.«
    »Und wie sieht der nächste Schritt aus?«, fragte er, ohne den Blick von ihr zu wenden.
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als Farbe zu bekennen. »Er ist bereit, mir den benötigten Betrag zu leihen, wenn du den Vertrag mit unterschreibst.«
    In der nun folgenden Stille klang das Klimpern des Eises in Percys Glas laut wie ein Schuss. »Und was hast du ihm gesagt?«
    »Dass ich ihm Bescheid gebe.«
    »Ich hätte erwartet, dass du dich gleich entscheidest. Wir haben eine Abmachung.«
    Mary beugte sich vor. »Ja, ich weiß, aber dies ist kein Verstoß gegen unsere Abmachung. Ich brauche nur deine Unterschrift. Das ist nicht das Gleiche, wie wenn ich dich um Geld bitten würde. Du kannst bei der Sache nichts verlieren, nicht einmal, wenn ich meinen Verpflichtungen nicht nachkomme.«
    »Wie das?«
    »Wenn wir noch eine schlechte Ernte kriegen, verkaufe ich Fair Acres, vielleicht sogar einen Teil von Somerset, und du bekommst jeden Penny zurück. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Percy stand auf. Er sah aus wie ein riesiger Stier, der mit geblähten Nüstern über den Boden stampfte. »Dein Wort«, wiederholte er. »Das hast du mir hier in diesem Raum dafür gegeben, dass du mich niemals darum bitten würdest, dir
wegen Somerset unter die Arme zu greifen. Du hast versprochen, darauf zu verzichten und dich mit deiner Rolle als meine Ehefrau zufriedenzugeben.«
    »Percy, das ist nicht das Gleiche. Du leihst mir kein Geld für Somerset. Ich bitte dich lediglich um deine Unterschrift.«
    »Haarspalterei, und das weißt du auch. Was passiert ist, tut mir wirklich leid, Mary, aber ich muss dich an unsere Abmachung erinnern.«
    Mary erhob sich mit leichenblassem Gesicht. »Dann wirst du mir also nicht helfen?«
    »Nein. Ich setze meine Unterschrift nicht unter den Vertrag.«
    Percy rollte die Ärmel herunter. Er wollte gehen! Mary trat einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Hände auf seine Brust, um ihn mit ihren weiblichen Reizen zu locken. »Percy, ich weiß, es sieht aus, als würde

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