Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
Vom Netzwerk:
Küchentisch des Ledbetter-Hauses zusammengestellt hatte. »Ich besitze die Übertragungsurkunde für Fair Acres, die ich Ihnen als Sicherheit geben würde, falls wir zu einer Einigung gelangen«, erklärte sie.
    Raymond Withers, der ihr aufmerksam lauschte, trommelte nur hin und wieder mit seinen feisten Bürofingern auf seinen Schreibtisch. Von einem Regal hinter ihm grinste Isabelle in unterschiedlichen Posen und Lebensaltern Mary von oben herab aus Zierrahmen an. Als Mary geendet hatte, schwieg er eine Weile, ohne dass sein Gesichtsausdruck etwas verraten hätte. Schließlich runzelte er die Stirn. »Bis zu einem
gewissen Grad können wir Ihnen behilflich sein«, erklärte er. »Allerdings sind wir mit Sicherheit nicht in der Lage, Ihre Finanzierungslücke ganz zu schließen.«
    »Was heißt das?«, fragte Mary mit klopfendem Herzen. Emmitt brummte etwas und setzte sich aufrechter hin.
    »Die Bank kann Ihnen vierzig Prozent des Grundstückswerts leihen, der seit dem Krieg und dem drastischen Verfall der Baumwollpreise deutlich gesunken ist. Lassen Sie mich rechnen …« Withers warf einen Blick auf die Urkunde. »Es handelt sich um zwei Teile. Ihr heutiger Wert einschließlich des Hauses, sämtlicher Gebäude und Ausrüstungsgegenstände beläuft sich auf …« Er schrieb den Betrag auf ein Blatt Papier und schob es ihr über den Schreibtisch hin.
    Mary sah sich die Summe an. »Aber Fair Acres ist das Doppelte wert!«, rief sie entsetzt aus. Ein Darlehen auf dieser Berechnungsgrundlage würde nur einen geringen Teil ihrer Kosten decken. Sie reichte das Blatt Papier Emmitt.
    »Für Sie vielleicht, jedoch nicht für die Bank, fürchte ich«, erwiderte Withers.
    Emmitt räusperte sich. »Gib dir einen Stoß, Raymond. Du kannst sicher was drehen. Schließlich kontrollierst du den Vorstand. Wenn Mary ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, und selbst wenn du ihr fünfzig Prozent des wahren Werts von Fair Acres leihst, verkauft ihr den Grund immer noch mit Gewinn.«
    Raymond Withers überlegte einen Moment. »Nun, eine Bedingung könnte den Vorstand umstimmen, vorausgesetzt, Miss Toliver lässt sich darauf ein.«
    Mary schöpfte Hoffnung. »Und die wäre?«
    »Dass Sie Ihren Boden nicht wieder mit riskanter Baumwolle bepflanzen. Erdnüsse, Sorghum, Zuckerrohr, Mais, Reis – es gibt jede Menge Pflanzen, ja sogar Vieh, die sich für dieses Land eignen. Möglicherweise würden wir uns bereit erklären,
Ihnen den gewünschten Betrag zur Verfügung zu stellen, wenn Sie zustimmen, den gesamten Grund aussichtsreicher zu bepflanzen. So hätte die Bank eine bessere Sicherheit für die Rückzahlung des Geldes.«
    »Darauf werde ich mich keinesfalls einlassen«, antwortete Mary, empört darüber, dass der Mann es wagte, einer Toliver einen solchen Vorschlag zu machen. »Somerset ist eine Baumwollplantage …«
    »War eine Baumwollplantage«, korrigierte Withers sie. »Sie würden gut daran tun, diese Sicht der Dinge zu akzeptieren, Miss Toliver. Die Zeit der Baumwolle ist vorbei in East Texas. Der Wettbewerb auf dem Weltmarkt wird einfach zu stark. Indien, Afrika, von Ägypten ganz zu schweigen, produzieren genauso viel und eine bessere Qualität als der ganze Baumwollgürtel zusammengenommen und verkaufen obendrein zu einem günstigeren Preis.« Er schwieg kurz. »Und haben Sie von den synthetischen Fasern Rayon und Nylon gelesen, die irgendwann die Baumwolle in der Kleiderherstellung ablösen werden?«, fragte er. »Synthetics sind leichter und haltbarer als Baumwolle und lassen sich billig herstellen. Das sind ziemlich viele Gründe, die gegen eine Pflanze sprechen, welche kaum dem Baumwollkapselkäfer widersteht und noch weniger den Naturgewalten – wie Sie ja selbst erlebt haben.«
    Withers lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Finger über seiner Weste. »Wenn Sie sich bereit erklären würden, etwas anderes als Baumwolle zu pflanzen, könnte ich den Vorstand vermutlich überreden, den gebotenen Darlehensbetrag um zehn Prozent zu erhöhen. Wenn nicht, bleibt es bei vierzig Prozent des Schätzpreises.«
    Mary war sprachlos. Wieder räusperte Emmitt sich. »Und welche andere Möglichkeit gibt es für sie, das zu bekommen, worum sie bittet, Raymond?«
    »Tja …« Withers löste die Finger voneinander und antwortete Emmitt, als wäre Mary überhaupt nicht da. »Wenn sie jemanden findet, der den Darlehensvertrag mit ihr unterzeichnet, könnten wir ihr das Geld vielleicht leihen. Besagte Person sollte

Weitere Kostenlose Bücher