Die Erbin
als jeder Einzelne von ihnen während einer langen Karriere verdienen konnte. Dann wurde geflüstert, und jemand lachte leise über eine witzige Bemerkung.
»Ich wende mich jetzt an die Parteien, die das Testament angefochten haben«, sagte Richter Atlee. »Bei der Durchsicht der Offenlegung ist mir aufgefallen, dass Sie unter Umständen vorhaben könnten, die Echtheit der Handschrift anzuzweifeln. Sie haben hier zwei Sachverständige mit diesem Spezialgebiet aufgeführt, und ich gehe davon aus, dass die antragstellende Partei eigene Sachverständige beauftragen muss. Ich habe mir die mit der Hand verfassten Dokumente angesehen, als da wären das Testament, die Anweisungen für die Beerdigung, den Brief, den Mr. Hubbard auf seinem Küchentisch hinterlassen hat, und den Brief an Mr. Brigance mit Datum 1. Oktober. Ich habe mir auch die übrigen eingereichten Handschriftenmuster angesehen. Mr. Lanier, Mr. Rush, haben Sie vor, die Behauptung aufzustellen, dass dieses Testament nicht von Seth Hubbard geschrieben wurde?« Der Ton in seiner Stimme ließ wenig Zweifel daran, was er davon hielt.
Rush und Lanier standen langsam auf. Keiner der beiden war sonderlich erpicht darauf, die Frage zu beantworten. »Euer Ehren, diesen Punkt diskutieren wir noch«, erwiderte Lanier schließlich.
»Dann diskutieren Sie gefälligst schneller«, fuhr Richter Atlee ihn an. »Damit verschwenden Sie Ihre und meine Zeit. Es sieht doch ein Blinder, dass das seine Handschrift ist. Jeder Sachverständige, der in diesen Gerichtssaal kommt und etwas anderes behauptet, wird von den Geschworenen ausgelacht und vom Gericht auf der Stelle abgelehnt werden.«
Und damit war das Thema Handschrift erledigt. Sie setzten sich wieder. »Und was hat er sonst noch entschieden?«, flüsterte Lanier seinem Helfer, Lester Chilcott, zu.
Richter Atlee sah Jake an und brummte: »Mr. Brigance, gibt es Fortschritte bei der Suche nach Ancil Hubbard? Fünf Prozent des Nachlasses ist eine Menge Geld.«
Wem sagen Sie das, Euer Ehren, wollte Jake erwidern, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde und sich, wenn auch etwas nervös, von seinem Platz erhob. »Eigentlich nicht, Euer Ehren. Bis jetzt hat die Suche nach ihm nicht viel ergeben. Anscheinend hat Ancil schon vor langer Zeit damit angefangen, verschiedene Namen zu benutzen. Wir haben keinen Beweis dafür gefunden, dass er tot ist, aber auch nichts, was beweisen könnte, dass er noch lebt.«
»Danke schön. Als Nächstes steht auf meiner Liste die Diskussion über den Geschworenenpool. Es ist jetzt acht Jahre her, seit ich das letzte Mal den Vorsitz bei einem Prozess mit einer Jury innehatte, und ich gebe zu, dass ich ein wenig aus der Übung bin. Ich habe mit Richter Noose, Richter Handleford und einigen anderen gesprochen und daher exzellente Ratgeber an meiner Seite. Sie scheinen der Meinung zu sein, dass ein Pool mit einhundert potenziellen Geschworenen ausreicht. Meine Herren?«
Keine Reaktion.
»Sehr schön. Ich werde den Geschäftsstellenleiter anweisen, die entsprechende Anzahl Namen nach dem Zufallsprinzip aus den Wählerlisten zu ziehen, und Ihnen die Liste zwei Wochen vor Prozessbeginn zur Verfügung stellen, die gleiche Vorgehensweise wie am Circuit Court. Es gelten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen hinsichtlich eines nicht geneh migten Kontakts zu den potenziellen Geschworenen. Wir haben es mit einem Fall von großem öffentlichen Interesse zu tun, meine Herren, und manchmal glaube ich fast, dass jeder in diesem County bereits eine Meinung dazu hat.«
Jake stand auf. »In diesem Fall, Euer Ehren, sollten wir vielleicht eine Verlegung des Verhandlungsortes erwägen«, schlug er vor.
»Es ist Ihre Entscheidung, eine Verlegung zu beantragen. Bis jetzt habe ich nichts Schriftliches gesehen.«
»Ich habe noch keine Verlegung beantragt. Ich stelle lediglich Vermutungen an. Wenn die meisten unserer potenziellen Geschworenen über den Fall informiert sind, scheint es angebracht zu sein, den Verhandlungsort zu verlegen.«
»Mr. Lanier«, sagte Richter Atlee, während er die anderen Anwälte ansah. »Mr. Rush. Mr. Zeitler. Möchte jemand?«
Wade Lanier erhob sich sichtlich frustriert. »Bis jetzt hat es bei einer Testamentsanfechtung in Mississippi noch nie eine Verlegung des Verhandlungsortes gegeben. Bei keinem einzigen Fall. Das haben wir recherchiert.« Plötzlich fing Lester Chilcott an, in seinem Aktenkoffer zu wühlen. »Und es scheint mir etwas verallgemeinernd zu sein, wenn
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