Die Erbin
haben wollen, aber weitaus mehr, als sie bekommen werden, wenn die Gegenseite gewinnt. Was halten Sie davon?«
»Die Kirchengemeinde nimmt den Vorschlag sicher an«, meinte Jake.
»Wir würden leer ausgehen«, meldete sich Zack Zeitler, der Anwalt von Herschels Kindern.
»Wir auch«, protestierte Joe Bradley Hunt, der Anwalt, der Ramonas Kinder vertrat.
»Ja, natürlich«, erwiderte Richter Atlee. »Aber man kann getrost davon ausgehen, dass die Kinder von einem solchen Vergleich in nicht unerheblicher Weise profitieren würden. Ihre Eltern kommen unverhofft zu Geld, da wird doch sicher etwas an die nächste Generation gehen. Vielleicht könnten Sie es zur Auflage machen, dass ein Teil des Geldes treuhänderisch für die Kinder verwaltet wird. Nur eine Idee.«
»Vielleicht«, stieß Zeitler hervor, der die anderen Anwälte mit Blicken durchbohrte, als wollten sie ihm an die Kehle.
»Interessanter Vorschlag«, murmelte Wade Lanier. »Ich glaube, meine Mandanten wären damit einverstanden.«
»Mein Mandant auch«, sagte Stillman Rush.
Der Richter kaute auf dem abgenutzten Stiel seiner Pfeife herum und sah Jake an, der wegen des überraschenden Vorschlags des Richters innerlich kochte. Er hatte von der spontanen Sitzung über einen Vergleich nichts gewusst und absolut keine Ahnung gehabt, dass sein alter Freund ein paar Zahlen auf den Tisch legen wollte. »Mr. Brigance?«, fragte Richter Atlee.
»Meine Herren, Sie haben alle Kopien von Seth Hubbards Brief an mich, den er mir zusammen mit seinem Testament zugeschickt hat«, erwiderte Jake. »Seine Anweisungen an mich sind unmissverständlich. Seine Wünsche bezüglich seiner beiden erwachsenen Kinder könnten nicht klarer sein. Ich schlage vor, dass Sie den Brief und das Testament noch einmal lesen. Ich vertrete den Nachlass, und ich habe meinen Marschbefehl. Meine Aufgabe besteht darin, mich an Mr. Hubbards Testament zu halten und dafür zu sorgen, dass seine Kinder nichts bekommen. Ich habe keine andere Wahl. Und daher werde ich einem Vergleich oder einem Kompromiss gleich welcher Art nicht zustimmen.«
»Sollten Sie das nicht mit Ihrer Mandantin besprechen?«, wollte Stillman wissen.
»Mein Mandant ist der Nachlass, der durch Mr. Quince Lundy, den Verwalter, vertreten wird.«
»Ich rede von Lettie Lang.«
»Ich vertrete Lettie Lang nicht. Wir haben die gleichen In teressen, die Bestätigung des handschriftlichen Testaments, aber ich bin nicht ihr Anwalt. Das habe ich allen klargemacht, vor allem ihr. Als betroffene Partei hat sie das Recht, sich einen Anwalt zu nehmen, was sie bereits versucht hat, aber wie wir ja alle wissen, ist dieser Anwalt im Gefängnis gelandet …«
»Irgendwie vermisse ich den alten Booker«, unterbrach Wade Lanier, was ihm ein paar Lacher einbrachte.
»Ich möchte noch einmal betonen, dass ich nicht ihr Anwalt bin«, fuhr Jake fort.
»Ja, sicher, Jake, jedenfalls nicht offiziell«, meinte Stillman, »aber zurzeit haben Sie mehr Einfluss auf Lettie als alle anderen. Noch dazu ist ihre Tochter Assistentin oder Sekretärin oder was auch immer in Ihrer Kanzlei.«
»Ich habe noch mehr Mitarbeiter.«
»Jake, Sie wollen uns doch nicht erzählen, dass Lettie nicht sofort Ja sagen würde, wenn Sie ihr sagen, dass sie in zwei Monaten, ach was, in zwei Wochen mit über drei Millionen aus der Sache rauskäme«, sagte Wade Lanier.
»Ich weiß nicht, was sie tun würde. Sie hat ihren Stolz und glaubt, dass die anderen in der Stadt sie verachten. Sie will vor Gericht.«
»Mit drei Millionen Dollar dürfte sich die Verachtung leichter ertragen lassen«, spottete Lanier.
»Vielleicht, aber einem Kompromiss werde ich nicht zustimmen. Wenn es das Gericht wünscht, werde ich als Anwalt für den Nachlass zurücktreten, aber solange ich hier bin, bin ich nicht befugt, einen Vergleich zu akzeptieren.«
Richter Atlee zündete seine erloschene Pfeife wieder an und blies noch etwas Rauch in die Luft. Dann stützte er sich auf die Ellbogen, beugte sich vor und sagte: »Meine Herren, ich glaube, er hat recht. Wenn bewiesen wird, dass dieses Testa ment gültig ist, das heißt, wenn die Geschworenen glauben, dass Mr. Hubbard im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war und nicht auf unzulässige Weise beeinflusst wurde, haben wir keine andere Wahl, als den Bestimmungen des Testaments zu folgen. Es ist unmissverständlich. Die erwachsenen Kinder bekommen nichts.«
Vielleicht, dachte Wade Lanier insgeheim, aber ihr wisst noch nicht, was ich weiß. Ihr
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