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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Ich bin eine Tayber. Clyde und Cypress sind meine Eltern. Ich habe sechs Geschwister.« Lettie klang, als müsste sie sich verteidigen, was sie ärgerte. Sie schuldete diesem Fremden keine Erklärung, selbst wenn er tatsächlich ihr Cousin sein sollte.
    »Nach deiner Theorie sieht es so aus, als könnte meine Mut ter eine Rinds aus Ford County sein«, sagte Portia. »Was sich aber nicht beweisen lässt.«
    »Oh, meiner Meinung nach ist sie ganz bestimmt eine Rinds«, widersprach Charley, der verzweifelt versuchte, seinen Stand punkt zu vertreten. Er klopfte auf seine Unterlagen, als ent hielten diese die unbestrittene Wahrheit. »Wir sind vermutlich Cousins siebten oder achten Grades.«
    »So wie alle anderen Schwarzen im Norden von Mississippi«, murmelte Portia vor sich hin. Die Frauen rückten vom Tisch ab. Shirley, eine von Cypress’ Töchtern, kam mit der Kaffeekanne und schenkte ihnen nach.
    Charley schien sich nicht beirren zu lassen und schwatzte weiter drauflos, als sich das Gespräch anderen Dingen als Stammbäumen und zweifelhafter Familiengeschichte zuwandte. Er war des Geldes wegen gekommen und hatte seine Hausausgaben gemacht. Seine Detektivarbeit hatte Lettie mehr Informationen über ihre wahren Vorfahren gebracht als alles andere, aber es gab nicht genügend Beweise, um Gewissheit zu haben. Da waren immer noch zu viele Lücken, zu viele Fragen, die nicht beantwortet werden konnten.
    Portia hielt sich im Hintergrund und hörte zu. Sie hatte schon genug von seinen Diamantringen und seinen geschliffenen Manieren, aber seine Recherchen faszinierten sie. Sie und Lucien – und jetzt auch Lettie – verfolgten die durch nichts zu begründende Theorie, dass Lettie mit der Familie Rinds ver wandt war, der das Land gehört hatte, das 1930 in den Besitz der Hubbards übergegangen war. Falls sich das beweisen ließ, erklärte es vielleicht, warum Seth Hubbard Lettie in seinem Tes tament bedacht hatte. Oder auch nicht. Es konnte auch Dutzende andere Fragen aufwerfen, von denen einige sich vielleicht als nachteilig erwiesen. War irgendetwas davon vor Gericht zulässig? Luciens Meinung nach wahrscheinlich nicht, trotzdem konnte es nutzen, wenn sie weitersuchten.
    »Wo kann man hier am besten Mittag essen?«, fragte Charley plötzlich. »Ich führe die Damen zum Mittagessen aus. Auf meine Rechnung.«
    Auf was für Ideen Leute aus Chicago kamen! In Clanton aßen Schwarze nur selten außer Haus, daher war der Vorschlag, an einem Samstag in ein Restaurant zu gehen, in Begleitung eines charmanten jungen Mannes, der noch dazu die Rechnung übernehmen wollte, einfach unwiderstehlich. Sie waren sich schnell eilig, dass es Claude’s sein sollte, ein kleines Restaurant am Clanton Square, das einem Schwarzen gehörte. Jake aß dort jeden Freitag und hatte einmal sogar Portia mitgenommen. Samstags grillte Claude Schweinekoteletts, und das Restaurant war immer brechend voll.
    Das letzte Mal, dass Lettie in einem neuen Cadillac gefahren war, war an dem Morgen gewesen, an dem sie Seth ins Büro gefahren hatte, einen Tag bevor er sich umgebracht hatte. Er hatte sie dazu gedrängt, das Auto zu fahren, und sie war furchtbar nervös gewesen. Sie erinnerte sich gut daran, als sie jetzt vorn im Wagen neben Charley saß. Ihre drei Töchter ließen sich in das weiche Leder der Rückbank sinken und bewunderten die umfangreiche Innenausstattung, während sie ins Stadt zentrum fuhren. Charley quasselte pausenlos, fuhr langsam, damit jeder seinen Wagen bewundern konnte, und brachte das Gespräch nach wenigen Minuten auf ein höchst profitables Bestattungsinstitut in der South Side von Chicago, das er kaufen wollte. Portia sah Phedra an, die Clarice ansah. Charley ertappte sie im Rückspiegel dabei, hörte aber nicht auf zu reden.
    Seiner Mutter zufolge – sechsundachtzig, bei guter Gesundheit, ausgezeichnetes Gedächtnis – habe ihr Zweig der Familie Rinds in der Nähe der anderen gelebt und zusammen mit ihnen eine ansehnliche Gemeinde gebildet. Im Laufe der Zeit seien sie jedoch wie viele andere weggezogen und nach Norden gegan gen, auf der Suche nach Jobs und einem besseren Leben. Einmal aus Mississippi weg, hätten sie nicht mehr zurückkehren wollen. Die, die schon in Chicago gewesen seien, hätten Geld geschickt, damit die anderen nachkommen könnten, und mit der Zeit seien dann alle Mitglieder der Familie Rinds entweder fortgegangen oder gestorben.
    Das Bestattungsinstitut könne eine Goldgrube sein.
    Das kleine Restaurant war

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