Die Erbin
Geschichte von dem anderen handschriftlichen Testament und den fünfzigtausend Dollar, die Lettie hätte bekommen sollen. Er verrate keine Namen, weil er nicht wolle, dass Stillman Rush das Ganze vermassele. Herschel war sprach los, aber auch fasziniert. Moment, es kommt noch besser. Inzwi schen habe Wade Lanier auch eine Schwarze gefunden, die Seth Hubbard wegen sexueller Belästigung verklagt habe.
Sieh dir an, was mein Anwalt zustande bringt, und dann vergleich das mal mit deinem. Dein Anwalt setzt sich nicht genug für dich ein, Herschel. Lanier weiß, wie Guerillakrieg geht; dein Anwalt ist ein Pfadfinder. Wir sollten uns verbünden. Lanier hat sogar schon ein Angebot gemacht: Wenn wir uns zusammentun, Rush loswerden und Lanier das Mandat für uns beide bekommt, reduziert er sein Honorar auf fünfundzwanzig Prozent der Vergleichssumme. Er hat vor, einen Vergleich zu er zwingen, vor allem angesichts dessen, was sein Privatdetektiv alles herausgefunden hat. Er wird den richtigen Moment abwarten und Jake Brigance mit allem konfrontieren, der unter dem Druck einknicken wird. Wir können in ein paar Monaten an das Geld kommen!
Herschel wand sich noch eine Weile, aber irgendwann war er damit einverstanden, ein Geheimtreffen mit Lanier zu vereinbaren und nach Jackson zu fahren.
Am Montag aß Simeon Lang gerade sein Abendessen, Schweine fleisch mit Bohnen aus der Dose und vier Scheiben altes Weiß brot, als der Wärter kam und ein Päckchen durch die Gitterstäbe steckte. »Frohes Lesen«, sagte er und ging wieder. Absender war die Kanzlei Harry Rex Vonner.
In dem Päckchen war ein Brief des Anwalts, adressiert an Simeon Lang, zurzeit wohnhaft im Gefängnis von Ford County, in dem Simeon kurz und bündig mitgeteilt wurde, dass er in der Anlage einen Scheidungsantrag finde. Für eine Antwort habe er dreißig Tag Zeit.
Er las die Papiere ganz langsam durch. Wozu sollte er sich beeilen? Wiederholte grausame und unmenschliche Behandlung, Ehebruch, böswilliges Verlassen, körperliche Misshandlung. Was spielte das noch für eine Rolle? Er hatte zwei Jungen getötet und war auf dem Weg nach Parchman, wo er viele Jahre bleiben würde. Sein Leben war vorbei. Lettie brauchte jemand anders. Seit sie ihn eingesperrt hatten, hatte sie ihn kein einziges Mal besucht, und er bezweifelte, dass sie ihn je wiedersehen wollte. Nicht hier und auch nicht in Parchman. Portia war vorbeigekommen, aber nicht lange geblieben.
»Was liest du da?«, fragte Denny vom oberen Stockbett. Denny, sein neuer Zellengenosse, war mit einem gestohlenen Auto erwischt worden. Simeon hatte schon genug von ihm. Er war lieber allein, obwohl es manchmal gar nicht so schlecht war, mit jemandem reden zu können.
»Meine Frau hat die Scheidung beantragt«, gab er Auskunft.
»Du Glücklicher. Ich habe schon zwei Scheidungen hinter mir. Sie drehen durch, wenn man im Gefängnis sitzt.«
»Wenn du meinst. Hattest du schon mal eine einstweilige Verfügung?«
»Ich nicht, aber mein Bruder. Das Miststück hat einen Richter davon überzeugt, dass er gefährlich ist, was er natürlich auch war, und der Richter hat zu ihm gesagt, dass er vom Haus weg bleiben und in der Öffentlichkeit Abstand halten muss. Hat ihn nicht gestört. Er hat sie trotzdem umgebracht.«
»Dein Bruder hat seine Frau getötet?«
»Ja, aber sie hat es sich selbst zuzuschreiben. Es war Tötung bei Vorliegen von Rechtfertigungsgründen, aber die Geschworenen haben das anders gesehen. Sie haben ihn wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz verurteilt.«
»Wo ist er jetzt?«
»Angola, Louisiana, zwanzig Jahre. So viel wirst du auch krie gen, sagt mein Anwalt.«
»Dein Anwalt?«
»Ja. Ich habe ihn heute Nachmittag gefragt, als er hier war. Er kennt deinen Fall, sagt, die ganze Stadt redet drüber, und alle sind furchtbar wütend. Er sagt, dass deine Frau nach der Testamentsanfechtung reich sein wird und dass sie dich für die nächsten zwanzig Jahre wegsperren werden. Und dass das Geld weg sein wird, bis du wieder draußen bist, weil sie auf einmal viele neue Freunde hat. Stimmt das?«
»Frag deinen Anwalt.«
»Wie hat es deine Frau eigentlich geschafft, in das Testament des Alten zu kommen? Angeblich hat er so um die zwanzig Millionen Dollar hinterlassen. Stimmt das?«
»Frag deinen Anwalt.«
»Mach ich. Ich wollte jetzt nicht, dass du dich aufregst oder so.«
»Ich rege mich nicht auf. Ich will nur nicht drüber reden, okay?«
»Alles klar, Mann.« Denny nahm sein Taschenbuch und las
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