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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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uns noch nicht kennengelernt«, sagte er.
    »Ich habe Sie zweimal gewählt«, behauptete Simeon.
    »Danke, aber das sagen alle, nachdem man gewonnen hat.« Ozzie hatte in die Datenbank gesehen und wusste verdammt genau, dass Simeon Lang gar nicht als Wähler registriert war.
    »Ich schwör’s.«
    »Tank hat mich angerufen. Er sagt, Sie sollen sich nicht mehr blicken lassen, okay? Sie sollen dort keinen Krach mehr an fangen.«
    »Die haben mich beklaut.«
    »Ein gefährlicher Laden. Sie kennen die Regeln. Es gibt keine. Halten Sie sich fern von dort.«
    »Ich will mein Geld zurück.«
    »Das Geld können Sie vergessen. Wollen Sie heim oder heute Nacht hierbleiben?«
    »Lieber nach Hause.«
    »Dann los.«
    Simeon fuhr ohne Handschellen neben Ozzie auf dem Beifah rersitz. Ein Deputy folgte mit Simeons Pick-up. In den ersten zehn Minuten sprachen sie kein Wort, während Ozzies Funk durch den Wagen krächzte. Ozzie stellte das Gerät schließlich ab und sagte: »Es geht mich ja nichts an, Simeon, aber diese Anwälte aus Memphis haben hier nichts verloren. Ihre Frau sieht jetzt schon nicht gut aus, zumindest aus der Sicht der Leute im County. Wenn das ein Geschworenenprozess wird, haben Sie ein Problem.«
    Simeons erster Impuls war, ihm zu sagen, dass er sich raushalten solle. Doch sein Hirn war betäubt, und seine Wange tat weh. Er wollte sich nicht streiten. Es war viel zu cool, vorn neben dem Sheriff in diesem Riesenwagen zu sitzen und nach Hause chauffiert zu werden.
    »Haben Sie gehört?«, fragte Ozzie. In anderen Worten: Sag was, Mann.
    »Was würden Sie denn tun?«, fragte Simeon.
    »Sie müssen diese Anwälte loswerden. Jake Brigance wird den Prozess für Sie gewinnen.«
    »Er ist ein Anfänger.«
    »Fragen Sie mal Carl Lee Hailey.«
    Simeon konnte nicht schnell genug denken, um zu widersprechen. Wobei es in diesem Fall nichts zu widersprechen gab. Für die Schwarzen in Ford County war das Urteil im Hailey-Prozess heilig.
    Ozzie drängte weiter. »Sie wollen wissen, was ich tun würde? Also, ich würde mich am Riemen reißen und keinen Ärger machen. Glauben Sie vielleicht, das hilft – saufen, rumhuren und Geld beim Kartenspielen verlieren? Alle schauen auf Ihre Frau. Die Weißen sind jetzt schon misstrauisch, und es wird über kurz oder lang zum Geschworenenprozess kommen. Das Letzte, was Sie brauchen, ist Ihr Name in der Zeitung, wegen Trunkenheit am Steuer oder einer Schlägerei oder was weiß ich. Also?«
    Saufen, rumhuren und spielen. Simeon kochte vor Wut. Er war sechsundvierzig und nicht gewohnt, von einem Mann abgekanzelt zu werden, der nicht sein Chef war.
    »Reißen Sie sich zusammen, okay?«, sagte Ozzie.
    »Was ist mit der Anklage wegen Trunkenheit am Steuer?«
    »Die habe ich für sechs Monate auf Eis gelegt. Aber ein Verstoß, und Sie stehen sofort vor Gericht. Tank ruft mich an, sobald Sie durch seine Tür kommen. Klar?«
    »Kapiert.«
    »Noch was. Der Lastwagen, den Sie von Memphis nach Houston und El Paso fahren, wem gehört der?«
    »Einer Firma in Memphis.«
    »Hat die Firma einen Namen?«
    »Mein Chef hat einen Namen, aber ich weiß nicht, wer sein Chef ist.«
    »Glaube ich nicht. Was ist in dem Lkw?«
    Simeon wurde still und sah aus dem Seitenfenster. Nach einer Weile sagte er: »Es ist eine Spedition. Wir transportieren alles Mögliche.«
    »Auch heiße Ware?«
    »Natürlich nicht.«
    »Und warum ermittelt dann das FBI ?«
    »Ich hab kein FBI gesehen.«
    »Noch nicht, aber ich habe vorgestern einen Anruf bekommen. Die haben Ihren Namen genannt. Hören Sie, Simeon, wenn das FBI Sie hochnimmt, können Sie und Lettie das mit dem Geschworenenprozess vergessen. Kapieren Sie das nicht, Mann? Das gibt Schlagzeilen. Verdammt, die ganze Stadt redet sowieso über nichts anderes als über Lettie und Mr. Hubbards Testament. Wenn Sie Mist bauen, dürfen Sie von den Geschworenen keine Sympathie mehr erwarten. Ich bin nicht mal sicher, ob die Schwarzen noch zu Ihnen halten würden. Das sollten Sie sich durch den Kopf gehen lassen.«
    Was ist mit dem FBI ?, hätte Simeon am liebsten gefragt, aber er sagte nichts und blickte weiter aus dem Fenster. Sie fuhren schweigend, bis sie kurz vor seinem Haus ankamen. Um ihm eine Demütigung zu ersparen, erlaubte Ozzie ihm, in den Pick-up umzusteigen. »Seien Sie am Mittwochmorgen um neun Uhr bei Gericht«, sagte er. »Jake soll sich um den Papierkram kümmern. Wir lassen die Sache erst mal ruhen.«
    Simeon bedankte sich, stieg um und fuhr langsam los.
    Er zählte

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