Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit. » Unsere Feinde haben anscheinend immer noch Zähne. Nun, wenn ich Wunder erwartet hätte, wären nur wir drei hier unten « , sagte sie trocken. Sie warf der kleinen Gruppe aus Wachen und Priestern einen Blick zu. Als sie sah, wie Novizin Eria Garan dabei half, seinen aufgeschnittenen Unterarm zu verbinden, zog sie die Augenbrauen leicht hoch. » Solange Ihr davon überzeugt seid, dass der Schutzschild noch hält, werden wir weitergehen. Doch wir haben uns seit Generationen nicht mit diesen physischen Gefahren auseinandersetzen müssen, und ich werde nicht aufgrund einer falschen Hoffnung Leben verschwenden. «
» Es gibt noch eine Art des Aufspürens « , sagte Tarathan langsam. » Doch wir müssten das jetzt ausprobieren, solange Jehanes Schild noch hält. « Er zögerte, doch Asantir wartete einfach ab. Ihr Schweigen war eine Frage. » Man kann bewusst auf der physischen Ebene suchen, oder man kann die psychische Ebene überprüfen. Wir nennen das Gedankenwandeln. Die Schamanen des Wintervolks tun das, wenn sie durch Rauch träumen. Doch es gibt nicht viele, die an ihre Fähigkeit heranreichen.«
» Oder die Stärke, sie sicher anzuwenden « , murmelte Jehane Mor.
Asantir runzelte die Stirn. » Aber auf der psychischen Ebene ist die Gefahr durch die Feinde sicherlich am größten? «
» Das stimmt « , sagte Taranthar. » Aber meine Kraft ist dort viel stärker, und meine Suche wird dadurch schneller. Und wegen der anderen Mächte, die jetzt ins Geschehen eingegriffen haben, läuft uns die Zeit davon. « Er sah Asantir geradewegs in die Augen. » Jehane muss gemeinsam mit mir wandeln, um mich auf der psychischen Ebene abzuschirmen. Doch angesichts der Gefahr hier muss die Suche auch im physischen Reich abgeschirmt werden. «
» Also tragen wir alle das erhöhte Risiko « , sagte Asantir. » Ich denke, das ist nur gerecht. « Sie sah sich zu den Priestern und Wachen um, die zuhörten. » Aber ist das weise? «
Jehane Mor folgte Asantirs Blick. » Es ist notwendig, Hauptmann. Und obwohl Eure Priester jung und nicht ausgebildet sind, so sind sie doch zu acht. Zusammen sollten sie stark genug sein, um uns auf dieser Ebene abzuschirmen. «
» Ich bin mir nicht sicher, ob ich ›sie sollten‹ beruhigend finde « , murmelte Asantir. Doch die Herolde sagten nichts. Sie sahen sie nur an, bis sie kurz nickte. » Dann möge Ornorith uns wohlgesinnt sein, da sie es mag, wenn man ein Risiko eingeht. Sagt mir, was wir tun müssen, um dieses Gedankenwandeln zu ermöglichen. «
Tarathan nickte. Sein Blick war so düster wie ihrer. » Wir müssen einen Platz finden, an dem Jehane Mor und ich in tiefe Trance verfallen können. Einen Ort, der gut zu verteidigen ist « , fügte er noch schnell hinzu.
Doch je weiter sie hinabstiegen, desto labyrinthischer wurde die Alte Burg. Jeder Durchgang erwies sich als lichtloses Loch, das in einen weiteren Flur mündete oder zu weiteren engen Wendeltreppen führte. Die Räume, die sie fanden, waren klein und hatten nur eine Tür. » Todesfallen! « , sagte Sarus. Niemand widersprach, obwohl ihnen wertvolle Zeit verloren ging. Als sie endlich einen Raum fanden, der groß genug für ihre Zwecke war, gab es mehr als nur einen erleichterten Seufzer. Er grenzte an einen der größeren Flure und besaß eine weitere kleine Tür, die zu einer der üblichen gewundenen Treppen führte.
Garan betrachtete die beiden Türen, die nur noch an ihren Scharnieren hingen, mit offenem Missfallen. » Das gefällt mir ganz und gar nicht. «
» Morsch « , sagte Sarus und schlug mit seiner Faust gegen eine Tür. » Wir müssen sehen, was wir tun können, um eine Art Barrikade zu errichten. «
Die nächsten Minuten vergingen in einem Wirbel aus Aktivitäten. Rucksäcke wurden vom Rücken geschwungen, und Asantir teilte die Wachen in zwei Gruppen ein. Ein Team unter der Leitung von Sarus wurde an der Treppentür abgestellt. Die Haupttruppe blieb bei Asantir am größeren Eingang. Die Herolde riefen die Priester zusammen. Jehane Mor schaute allen der Reihe nach ins Gesicht. Einige hielten ihrem Blick stand; andere aber senkten ihren Blick oder schauten weg. Die Stimme der Heroldin war gleichmäßig, während sie den Priestern sagte, was sie und Tarathan beabsichtigten – und was von ihnen erwartet wurde. Aller Augen wurden wieder auf sie gerichtet und waren fassungslos geweitet. Doch niemand sagte etwas.
» Nun? « , fragte Jehane Mor leise.
Die jungen
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