Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

einzeln und schwach, sondern eine starke Acht seid. «
    Die Heroldin sah von einem Gesicht zum nächsten. » Könnt Ihr es sehen? « , fragte sie sehr leise. » Spürt Ihr die Macht? «
    Eria atmete zitternd ein. » Ich spüre sie « , sagte sie.
    » Ich fühle mich wie ein Stäubchen « , flüsterte Tisanthe, » wie ein winziger Funke in etwas Riesigem. «
    » Es fühlt sich an, als ob man in einem Fluss aus Licht schweben würde. « Val war geradezu überschwänglich.
    » Es ist all das und weit mehr « , sagte Jehane Mor. » Ihr müsst Teil davon sein, aber lasst Euch nicht davon überwältigen. Ihr seid weder die Diener der Acht noch ihr Meister, sondern wie Fische, die in einem ewigen Strom schwimmen. Ihr könnt mit dem Strom schwimmen oder gegen den Strom, solange Ihr die Richtung bestimmt. «
    » Wenn auf Euch Druck ausgeübt wird, müsst Ihr Euch, Eure Gedanken, Euren Geist in die Acht werfen. Ganz gleich, was sonst geschieht, Ihr müsst als Einheit in dem Strom bleiben, um den Schild aufrechtzuerhalten. Vergesst nie, dass die Zusammenarbeit Euch stark macht. Sobald Ihr zulasst, dass Ihr aus dem Strom gerissen werdet, seid Ihr wieder allein und verletzbar. «
    » Und die, die darin bleiben « , schloss Jehane Mor, » werden nicht länger Acht sein. Ihr könnt Euch als Sechs oder Vier neu formieren, doch die größte Kraft liegt in der endlosen Schleife. Alles unter Acht wird immer wesentlich schwächer sein. « Sie sah in ihre ernsten Gesichter und leuchtenden Augen. » Glaubt Ihr, dass Ihr das könnt? Den Schild aufrechterhalten? «
    » Wir werden es versuchen « , sagte Eria mit ernstem Gesicht. Torin schüttelte den Kopf.
    » Natürlich können wir das « , sagte er. » Es scheint nicht so schwierig zu sein. «
    » Nein « , stimmte Terithis vorsichtig zu. » Doch wie lange müssen wir ihn aufrechterhalten? «
    » Bis wir zurückkehren « , sagte Tarathan abschließend. » Die Zeit vergeht auf der psychischen Ebene anders, und wir wissen nicht, wie lange wir fort sein werden. Es könnte sich hier um Minuten handeln, doch genauso gut um Stunden. «
    » Also doch nicht so einfach « , sagte Var. Eria straffte ihre Schultern.
    » Wir werden einfach unser Bestes geben müssen « , sagte sie.
    » Nein « , sagte Asantir hinter ihnen. » Ihr seid Derai und werdet das tun, was nötig ist. Ihr werdet diesen Schild so lange, wie die Herolde ihn brauchen, aufrechterhalten. «
    Alle zuckten zusammen, denn niemand hatte sie kommen hören. Ihr scharfer Blick musterte sie. Alle erröteten und zappelten nervös herum. » Schwester Korriya sagte mir, dass Ihr die Besten des Tempels seid « , sagte Asantir, » und sie hat Euch erwählt, um Eurem Grafen und Eurem Haus zu dienen. Ich zweifle nicht daran, dass Ihr ihr Vertrauen nicht enttäuschen werdet. «
    Niemand sprach oder sah die anderen an. Doch alle Novizen setzten sich ein wenig aufrechter hin. Asantir hatte sich bereits wieder an die Herolde gewandt. » Wir haben hier alles für die Verteidigung vorbereitet. Seid Ihr bereit für Euer Gedankenwandeln? «
    » Das sind wir « , sagten die Herolde wie aus einem Munde. Ihre Stimmen verschmolzen wieder zu einer. Sie berieten sich kurz mit den Priestern und legten sich dann Seite an Seite hin. Tarathans Kopf wies in Richtung der Haupttür, Jehane Mors zu der Hintertür. Beide Herolde verschränkten die Arme über der Brust. Jehane Mors Hände waren leer, doch Tarathan hielt in jeder Hand ein Schwalbenschwanzschwert. Die Schwerter glänzten im sanften Licht der Kegel. Die Wachen beobachteten mit einer Mischung aus Neugier und Ablehnung, wie die Priester eine Acht um die Herolde herum formten.
    Eria, Tisanthe, Var und Torin nahmen die inneren Positionen bei den Füßen und Köpfen der Herolde ein. Terithis, Armar, Serin und Ilor bildeten die äußeren Kurven der Acht. Sie setzten sich im Schneidersitz mit dem Rücken zu den Wachen auf den Boden. Ihre Gesichter wirkten bedrückt. Das Licht der Kegellampen umfing sie und ließ die Acht aufleuchten.
    Tarathan sah zu Asantir auf. » Seid wachsam « , sagte er, » denn der Feind ist nah. «
    Sie nickte. Dann schlossen beide Herolde die Augen und wirkten wie aus Stein gemeißelt inmitten des Schweigens, das von den Acht ausging. Der Ehrenhauptmann musterte sie lange und rief dann vier Wachen zu sich. » Das hier ist Eure Verantwortung « , sagte sie ihnen. » Ich will, dass niemand diese Acht erreicht, es sei denn, Ihr wäret alle vier tot. « Garan nickte mit ernstem, düsterem