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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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diesen ganzen Unsinn, auch wenn ich die Erbin der Nacht oder die Erwählte von Mhaelanar bin! Ich war nur überrascht « , sagte sie etwas ruhiger, » dass Ihr sie nicht aufgehalten habt. «
    Der Ehrenhauptmann betrachtete sie ernst. » Ich fände es nicht richtig, jemanden aufzuhalten, Krieger oder Priester, der solch einen Eid freiwillig für die Erbin der Nacht schwört. «
    Malian zögerte und fragte sich, ob das Ablegen dieses Eides die ganze Zeit von Asantir beabsichtigt gewesen war und sie zu diesem Zweck den Kreis gebildet hatte. Sie grübelte immer noch über diese Möglichkeit nach, als Kalan listig sagte: » Ich hoffe, dir ist klar, dass du bei mir deine letzte Chance gehabt hast, Erbin der Nacht. Ich werde nicht noch einmal anbieten, den Eid abzulegen. «
    Malian lachte. » Ich bin froh, dass Asantir und du mehr Vernunft habt. Außerdem bist du mein Freund « , fügte sie ernster hinzu. » Menschen können nicht dein Freund sein, wenn sie vor dir den Bluteid ablegen. «
    Kalan zuckte mit den Schultern und grinste. Doch Malian merkte, dass er erfreut war. Sie wandte sich wieder Asantir zu. » Für den Moment habe ich genug von der Alten Burg. Können wir heimkehren? «
    Der Ehrenhauptmann lächelte – nicht das schreckliche Lächeln des schwarzen Speers, sondern auf ihre trockene, freundliche Art – und salutierte. » Selbstverständlich. Der Weg ist frei, und der Ehrenplatz gebührt Euch und denen, die uns zurückgebracht haben: Kalan und den Herolden der Gilde. Also führt uns nach Hause, Erbin der Nacht! «
    Nachdem sie aufgebrochen waren, wurde es sehr still in der alten Hohen Halle. Der Staub setzte sich langsam, und die goldenen Staubkörnchen verschwanden. Einige Zeit später lief ein Zittern durch die Luft. Das Beben verging, und die Luft war wieder ruhig. Doch dann wurde sie wieder gestört. Zunächst gab es ein weiteres Zittern, dann öffnete sich in der Mitte der Halle ein schmaler Riss. Er war gerade breit genug, um einen Schatten bis auf den Boden hindurchsickern zu lassen. Der Schatten hielt inne und schwankte. Hinter ihm schloss sich der Riss.
    Langsam schlängelte sich der Schatten über den Boden und an den zerschlissenen Wandbehängen hinauf. Er verschmolz mit dem zerfallenen alten Stoff. Von der Reise durch die Zwischenebene ermüdet, bewegte der Schatten sich vorsichtig, damit seine Feinde ihn nicht bemerkten. Außerdem hatte er ein Tor zu diesem Ort öffnen müssen. Deshalb musste er sich jetzt ausruhen und neue Kraft sammeln. Diese dämmrige, heruntergekommene Halle war für diesen Zweck bestens geeignet. Niemand würde an diesen Ort kommen. Der Schatten zischte leise bei dem Gedanken. Das Geräusch war in der Stille unerwartet laut.
    Die Kreatur zischte erneut und zog sich noch weiter zurück. Sie wurde eins mit den Steinen der Wände, denn eins zu werden mit der Umgebung war Teil ihrer Stärke. Im Moment würde sie sich zurückhalten. Wenn sie am Zug war, würde es keine Fehler geben. Nicht wie bei Nirn und der Finsterschwinge. Beide hatten ihre Gegner unterschätzt. Dennoch, sie hatten ihren Zweck erfüllt, die Feinde von ihrer Anwesenheit abgelenkt und dem Goldenen Feuer für einige Zeit ausreichend Schaden zugefügt.
    Der Schatten dachte über den letzten Punkt zufrieden nach. Dann nistete er sich ein und wartete. Schließlich konnte er es sich leisten, Geduld zu haben. Selbst, wenn jemand käme und nachsah, würde er nichts sehen. Da war nur ein dunklerer Fleck im Schatten, der zu der Wand und den zerfetzten Behängen gehörte. Doch wie sich herausstellte, war der Schatten vollkommen sicher. Niemand kam.

TEIL II: SCHATTEN DES STURMS

15 Die Finsternis der Derai
    Mitternacht war längst vorbei, und es war still in der Burg der Winde. Dennoch glaubte der Graf der Nacht, dass es lange dauern würde, bis alle wieder ruhig schliefen. Er saß in einem Sessel vor dem Feuer in seinen Gemächern, war todmüde und steckte immer noch in der Rüstung, die er seit dem Angriff getragen hatte. So viel war in so kurzer Zeit geschehen. Das war ein deutliches Signal, dass ihre lange Wache auf dem Wall wirklich noch von Bedeutung war.
    » Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte daran ohnehin nicht zweifeln « , dachte er. » Man musste sich nur die ausgezehrte Landschaft ansehen, die sie umgab, und die widerlichen Kreaturen, die jeden Pass und jede dunkle Schlucht heimsuchten! «
    Der Graf seufzte und änderte seine Haltung. Er hatte wohl Glück gehabt, denn er hatte zumindest andere Länder und

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