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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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Gedanken trat Garan vor und stand direkt vor ihr. Wahrscheinlich bemerkte nur Malian, die ganz dicht neben Asantir stand, wie diese sich anspannte, als der Wachmann seinen Dolch zog. Langsam zog Garan die Spitze des Dolchs über seine linke Handinnenfläche. Dabei wandte er den Blick nicht von Malian ab. Eine dünne Blutlinie zeigte sich. » Erwählte « , sagte er. » Schild von Mhaelanar, innig Geliebte der Neun. Mein Blut für Euer Blut, mein Leben für Euer Leben, mein Herz nur für Euch und die Sache der Derai, jetzt und bis an mein Lebensende. Wenn ich dabei versage, oder falls Euch durch meine Taten oder Worte Schaden zugefügt wird, möge das Blut bis zum letzten Tropfen aus meinem Körper fließen und meine Seele entblößt vor den Neun wandeln, ohne jemals Beistand oder Ruhe zu finden. «
    Malian spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. Sie streckte ihre Hand aus, um ihn zurückzuhalten. » Das ist ein Bluteid, Garan « , sagte sie. Ihre Stimme klang rau in der Stille. » Er bindet Euch über den Tod hinaus. Wisst ihr auch wirklich, was Ihr da tut? «
    Langsam und bedächtig steckte der Wachmann den Dolch weg. » Ich sah, was ich sah, Lady Malian. Für mich gibt es keinen Zweifel mehr. Ihr seid die Erwählte Mhaelanars, die Heldin, die in den alten Prophezeiungen angekündigt wurde, der Schild der Neun, der uns geschickt wurde. Ich habe meinen Eid geschworen. «
    Er trat zurück. Nerys … Nerys, der Schweigsame … Nerys, der Zurückhaltende, trat an seiner Stelle vor. Einer nach dem anderen folgten die Krieger, zogen ihre Dolche und schworen denselben Eid. Sogar der verdrießliche Kyr und der Feldwebel Sarus. Als sie fertig waren, streckte Eria schweigend ihre Hand nach Garans Dolch aus. Ebenso schweigend gab der Wachmann ihn in ihre Hände. Jetzt war es besiegelt: Alle Geweihten folgten Eria, genau wie die Krieger Garan gefolgt waren. Am Schluss hatten von den anwesenden Derai nur Kalan und Asantir den Eid nicht geschworen. Doch als Kalan den Versuch machte vorzutreten, schüttelte Malian leidenschaftlich den Kopf. » Wage es nicht! « , sagte sie. » Nicht du, Kalan. «
    Kalan blieb stehen. Sein Ausdruck war so komisch, dass Garan laut auflachte und die gespannte, ernste Atmosphäre brach. Für einen Moment lachte er allein. Doch dann brachen auch alle anderen in Gelächter aus und fielen sich in die Arme. Zunächst nur Krieger und Krieger, Priester und Priester. Doch dann streckte Asantir ihren freien Arm aus und zog Kalan heran. » Gut gemacht! « , sagte sie und schaute von seinem Gesicht zu Malians. Kalan war immer noch ein wenig zurückhaltend, doch Malian umarmte den Hauptmann vorbehaltlos, bis Asantir wegen des Drucks auf ihre verletzte Schulter zusammenzuckte und um Gnade bat. Garan schien zu denken, dass dies ein großartiges Beispiel war, und schloss seine Arme um die erstaunte Eria.
    » Garan verpasst nie eine Gelegenheit, ein hübsches Gesicht zu küssen « , sagte Lira, die selbst ein dunkles, hübsches Gesicht hatte. » Und ich bin genauso! « , fügte sie hinzu, ging auf Tarathan zu und küsste ihn auf den Mund. Der Herold sah kurz erschrocken aus. Doch dann lachte er und erwiderte ihren Kuss. Sie warf Nerys lachend einen halb trotzigen, halb triumphierenden Blick zu, während sie zurücktrat. Plötzlich hatten sich die Umarmungen, Glückwünsche und das Rückenklopfen ausgebreitet und schlossen alle ein.
    Malian schüttelte ungläubig den Kopf. » Ich kann nicht glauben, dass sie das getan haben! « , sagte sie zu Kalan. » Den Eid geschworen, meine ich, nicht das Küssen. Aber schau sie dir an! Man würde nicht denken, dass sie gerade den größten Eid geschworen haben, der sie über den Tod hinaus bindet! «
    Kalan sah sich um. Der Jubel und das Rückenklopfen ließen langsam nach. » Ich glaube, sie wissen es « , sagte er langsam.
    » Kalan hat recht « , sagte Asantir. » Und es ist nur recht und billig, dass sie diesen Moment haben, bevor wir die letzten Schritte in die Neue Burg machen und sie an ihren Eid gebunden sind. «
    Malian musterte sie. » Ihr habt ihn nicht geschworen « , bemerkte sie.
    Asantir nickte. » Ich bin der Ehrenhauptmann, Malian. Ich habe meine Eide schon vor langer Zeit geschworen. Wünscht Ihr, dass ich ebenfalls den Eid vor Euch ablege? «
    » Nein! « , sagte Malian mit Nachdruck. » Ich bin froh, dass Ihr es nicht getan habt – und Kalan auch nicht. Ich will nicht, dass die Leute herumlaufen und Bluteide schwören, ihre Hände aufschneiden und

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