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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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riechen konnten, seine völlige Selbstvergessenheit oder mein eigener Leichtsinn.
    Allerdings war ich bisher noch nicht erwischt worden. Ich hätte mich wieder ducken und hinter einem Baum verstecken können und wäre wahrscheinlich unbemerkt davongekommen. Aber vielleicht bot sich hier eine Gelegenheit. Ein Bruder Seiminas würde Direktheit von seinem neuesten Rivalen sicherlich zu schätzen wissen.
    Also wartete ich, bis er fertig war. Er drehte sich um, wollte gehen und hätte mich wahrscheinlich immer noch nicht gesehen, wenn ich mich in dem Moment nicht geräuspert hätte.
    Relad schreckte zusammen, drehte sich herum und blinzelte mich drei Atemzüge lang aus trüben Augen an, bevor einer von uns sprach.
    »Cousin«, sagte ich schließlich.
    Er stieß einen langen Seufzer aus, der schwer zu deuten war. War er ärgerlich? Resigniert? Vielleicht beides. »Ach so. Du hast gelauscht.« »Ja.«
    »Bringt man euch das in eurem Dschungel so bei?«
    »Das und noch mehr. Ich dachte, ich sollte bei dem bleiben, was ich am besten kann, Cousin, da es bisher niemand für angebracht hielt, mir zu sagen, wie man die Dinge auf Arameri-Weise handhabt. Ich hatte gehofft, dass du mir dabei helfen könntest.«
    »Dir helfen ...« Er lachte und schüttelte dann den Kopf. »Na, dann komm. Du magst eine Barbarin sein, aber ich möchte mich wie ein zivilisierter Mann hinsetzen.«
    Das klang vielversprechend. Relad erschien jetzt schon vernünftiger als seine Schwester, aber das war auch nicht weiter schwer. Erleichtert folgte ich ihm durch das Unterholz auf die Lichtung. Es war ein schöner, kleiner Ort, so sorgfältig landschaftlich gestaltet, dass er natürlich wirkte, bis auf die Tatsache, dass er zu perfekt war. Ein großer Felsbrocken, der genau die richtige Form hatte, um als Liegestuhl zu dienen, nahm die eine Seite des Platzes ein. Relad, der ohnehin nicht ganz sicher auf seinen Füßen war, ließ sich mit einem tiefen Seufzer hineingleiten.
    Auf der anderen Seite befand sich eine Badewanne, in der höchstens zwei Leute bequem Platz fanden. Dort saß eine junge Frau: hübsch, nackt und mit einem schwarzen Balken auf der Stirn. Eine Dienerin also. Sie sah mir in die Augen und schaute dann mit vornehmer Ausdruckslosigkeit fort. Eine weitere junge Frau, die ein so durchsichtiges Gewand trug, das sie auch nackt hätte sein können, kauerte bei Relads Sessel und hielt ein Tablett mit einem Becher und einer Flasche hoch. Nun wunderte es mich nicht mehr, dass er sich hatte erleichtern müssen, die Flasche war nicht gerade klein und fast leer. Es war erstaunlich, dass er noch geradeaus laufen konnte.
    Für mich gab es keine Sitzgelegenheit, also verschränkte ich die Hände hinter meinem Rücken, stand da und schwieg höflich.
    »Nun gut«, sagte Relad. Er nahm ein leeres Glas und musterte es, als ob er die Sauberkeit überprüfen wollte. Es war offensichtlich schon benutzt worden. »Was im Namen der unbekannten Dämonen willst du?«
    »Wie ich bereits sagte, Cousin: Hilfe.«
    »Warum sollte ich dir helfen wollen?«
    »Vielleicht könnten wir uns gegenseitig helfen«, antwortete ich. »Ich habe kein Interesse daran, Großvaters Thronfolgerin zu werden. Aber ich wäre durchaus bereit, einen anderen Kandidaten unter den richtigen Umständen zu unterstützen.«
    Relad nahm die Flasche, um das Glas zu füllen, aber seine Hand zitterte so sehr, dass er ein Drittel verschüttete. Welch eine Verschwendung. Ich musste dem Drang widerstehen, sie ihm abzunehmen und richtig einzuschenken.
    »Du bist für mich nutzlos«, sagte er schließlich. »Du würdest mir nur im Weg stehen — oder noch schlimmer, mich ihr gegenüber verletzlich machen.« Wir brauchten nicht klarzustellen, wer mit »ihr« gemeint war.
    »Sie kam hierher, um sich wegen einer ganz anderen Sache mit dir zu treffen«, sagte ich. »Glaubst du, es war Zufall, dass sie mich in dem Zusammenhang erwähnte? Mir scheint, dass eine Frau nicht einen Rivalen mit dem anderen erörtert — es sei denn, sie hofft, die beiden gegeneinander auszuspielen. Vielleicht sieht sie uns beide als Bedrohung an.«
    »Als Bedrohung?« Er lachte und warf dann das Glas voll was- immer-es-war weg. Er konnte es so schnell nicht probiert haben. »Bei den Göttern! Du bist genauso dumm wie hässlich. Und der alte Mann glaubt wirklich, dass du ihr ebenbürtig bist? Unfassbar.«
    Eine heiße Welle durchfuhr mich, aber ich hatte in meinem Leben schon Schlimmeres gehört, also blieb ich ruhig. »Ich will ihr nicht

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