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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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näher an die Tür, um zuzuhören, doch dann bemerkte mich einer von T'vrils Leuten. Er gab T'vril wohl irgendein Zeichen, denn T'vril schaute sofort in meine Richtung. Einen halben Atemzug lang starrte er mich an, dann sagte er zu seinen Leuten: »Danke, das wäre dann alles.«
    Ich trat beiseite, damit die Gruppe Bediensteter sich auflösen und durch die Tür davongehen konnte, was sie mit flinker Tüchtigkeit und ohne viel Geplapper taten, wie ich wenig überrascht feststellte. T'vril erschien mir als jemand, der alles fest im Griff hatte. Nachdem das Zimmer sich geleert hatte, verbeugte T'vril sich vor mir und schloss hinter uns aus Rücksichtnahme auf meine Stellung die Tür.
    »Wie kann ich Euch helfen, Cousine?«, fragte er.
     
    Ich wollte ihn nach dem Schacht fragen und worum es dabei ging. Dann auch nach dem Signal, worum es dabei ging — und warum sein Personal so aussah, als ob er gerade eine Hinrichtung angekündigt hätte. Es war allerdings offensichtlich, dass er es vorzog, nicht darüber zu sprechen. Seine Bewegungen wirkten leicht gekünstelt, als er mich auf einen Stuhl vor seinen Schreibtisch winkte und mir einen Wein anbot. Ich sah, dass seine Hand zitterte, während er ihn eingoss, bis er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, und die Karaffe abstellte.
    Er hatte mein Leben gerettet, und dafür schuldete ich ihm Höflichkeit. Also sagte ich nur: »Was glaubt Ihr, wo Lord Relad sich jetzt gerade aufhält?«
    Er öffnete den Mund, um zu antworten und hielt dann stirnrunzelnd inne. Ich sah, dass er in Erwägung zog, mir mein Vorhaben auszureden, sich dann aber dagegen entschied. Er klappte seinen Mund zu und sagte dann: »Höchstwahrscheinlich auf der Sonnenbank. Er verbringt den größten Teil seiner Freizeit dort.«
    T'vril hatte mir das am Tag zuvor während meiner Führung durch den Palast gezeigt. Die obersten Etagen von Elysium gipfelten in einer Vielzahl von Plattformen und luftigen Türmen, von denen die meisten Wohnungen und Unterhaltungsräume für Vollblut-Arameri enthielten. Das Solarium war einer dieser Unterhaltungsräume: ein riesiger Raum mit Glasdach, voll tropischer Pflanzen, kunstvoller Sofas, Grotten und Pools zum Baden oder für ... andere Dinge. T'vril war mit mir während der Führung nicht allzu weit hineingegangen, aber ich hatte durch die Palmwedel hindurch eine Bewegung wahrgenommen und einen unmiss- verständlichen Aufschrei der Begeisterung. Ich hatte T'vril nicht gedrängt, mich näher hinschauen zu lassen, aber wie es schien, hatte ich jetzt keine andere Wahl.
    »Danke«, sagte ich und stand auf.
    »Wartet«, sagte er und ging hinter seinen Schreibtisch. Er durchwühlte einige Schubladen, richtete sich dann auf und hielt ein kleines, hübsch bemaltes Keramikfläschchen in den Händen. Er gab es mir.
    »Versucht, ob das hilft«, sagte er. »Er könnte sich eimerweise davon kaufen, wenn er wollte, aber er mag es, bestochen zu werden.«
    Ich steckte das Fläschchen in die Tasche und prägte mir die Information ein. Aber die ganze Unterhaltung warf eine neue Frage auf. »T'vril, warum helft Ihr mir?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es«, antwortete er und klang plötzlich erschöpft.
    »Es ist offensichtlich zu meinem Nachteil — das Fläschchen hat mich ein Monatsgehalt gekostet. Ich habe es aufbewahrt, bis ich einmal einen Gefallen von Relad benötige.«
    Ich war jetzt reich, deshalb notierte ich in meinem Gedächtnis, drei dieser Fläschchen zu bestellen und sie T'vril als Entschädigung zu schicken. »Warum dann?«
    Er sah mich lange an, vielleicht, weil er sich über die Antwort erst selbst klar werden musste. Schließlich seufzte er. »Weil es mir nicht gefällt, was sie Euch antun. Weil Ihr wie ich seid. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Wie er? Ein Außenseiter? Er war hier aufgewachsen und hatte genauso viel Verbindung zur Zentralfamilie wie ich, aber er würde in Dekartas Augen nie ein wahrer Arameri sein. Oder meinte er, dass ich die einzige andere anständige, ehrliche Seele an diesem Ort war? Falls das der Wahrheit entsprach.
    »Habt Ihr meine Mutter gekannt?«, fragte ich.
    Er sah überrascht aus. »Lady Kinneth? Ich war noch ein Kind, als sie uns für Euren Vater verließ. Ich kann nicht sagen, dass ich noch viel von ihr weiß.«
    »An was erinnert Ihr Euch?«
    Er lehnte sich an den Schreibtischrand, verschränkte die Arme und dachte nach. In dem elysiumeigenen Licht glänzte sein geflochtenes Haar wie ein Kupferseil. Die Farbe hätte vor Kurzem noch

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