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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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weiß«, sagte er. »Aber was wirst du mir dafür zurückgeben?«
    »Was willst du denn?«
    Sein Lächeln verschwand, und sein Ausdruck wurde ganz ernst. »Ich sagte es schon einmal. Lass mich mit dir schlafen.«
    Ich starrte ihn an. Er schüttelte schnell seinen Kopf.
    »Nicht wie ein Mann es mit einer Frau tut.« Er sah bei dem Gedanken wirklich angewidert aus. »Ich bin ein Kind, du erinnerst dich?«
    »Du bist kein Kind.«
    »Soweit es Götter betrifft, bin ich eins. Nahadoth wurde geboren, bevor die Zeit überhaupt existierte; im Vergleich zu ihm sind ich und meine Geschwister Kleinkinder.« Er bewegte sich wieder und umschlang seine Knie mit den Armen. Dabei sah er sehr jung aus und sehr verletzlich. Aber ich war keine Närrin.
    »Warum dann?«
    Er stieß einen leisen Seufzer aus. »Ich mag dich einfach, Yeine. Muss es denn für alles einen Grund geben?«
    »Soweit es dich angeht, denke ich schon.«
    Er machte ein finsteres Gesicht. »Nun, das ist nicht so. Ich sagte es dir bereits — ich tue, was mir gefällt, was sich gut anfühlt, wie Kinder es eben tun. Dabei gibt es keine Logik. Sieh es ein oder lass es, wie du willst.« Dann stützte er sein Kinn auf ein Knie und schaute weg — er gab das schmollende Kind in Perfektion.
    Ich seufzte und versuchte zu überlegen, ob ich mich den Tricks der Enefadeh aussetzte, wenn ich Ja sagte, oder gar einer Ara- meri-Verschwörung. Schließlich dämmerte es mir: Beides spielte keine Rolle.
    »Ich nehme an, ich sollte mich geschmeichelt fühlen«, sagte ich und seufzte.
    Sofort hellte sich Si'ehs Miene auf, er hüpfte zu meinem Bett, schlug die Bettdecke zurück und klopfte mit der Hand auf meine Seite der Matratze. »Darf ich deine Haare bürsten?«
    Ich konnte nicht anders und musste lachen. »Du bist eine sehr, sehr merkwürdige Person.«
    »Unsterblichkeit wird sehr, sehr langweilig. Du wärest überrascht, wie interessant die kleinen Alltäglichkeiten des Lebens nach einigen Jahrtausenden sein können.«
    Ich ging zum Bett, setzte mich hin und bot ihm die Bürste an. Als er danach griff, fehlte nur noch, dass er schnurrte, aber ich hielt sie fest.
    Er grinste. »Ich habe das Gefühl, dass mir mein Handel gleich wieder um die Ohren fliegt.«
    »Nein. Aber wenn man mit einem Gauner einen Handel eingeht, sollte man klugerweise verlangen, dass er seinen Teil des Handels zuerst erfüllt.«
    Er lachte und ließ die Bürste los, um sich aufs Bein zu klatschen. »Du bist 50 witzig. Ich mag dich lieber als all die anderen Arameri.«
    Mir gefiel nicht, dass er mich als Arameri sah. Aber ... »Lieber als meine Mutter?«, fragte ich.
    Das ernüchterte ihn. Er ließ sich nieder und lehnte sich an meinen Rücken. »Ich mochte sie schon recht gern. Sie hat uns nicht oft herumkommandiert. Nur wenn sie musste, ansonsten ließ sie uns in Ruhe. Die Klugen unter ihnen neigten dazu, sich so zu verhalten, obwohl es auch Ausnahmen wie Scimina gibt. Es ist sinnlos, mit Waffen eine persönliche Beziehung aufzubauen.«
    Mir gefiel es ebenfalls nicht, dass die Beweggründe meiner Mutter so beiläufig abgetan wurden. »Vielleicht tat sie das aus Prinzip. Viele Arameri missbrauchen ihre Macht über euch. Es ist nicht recht.«
    Er hob seinen Kopf von meiner Schulter und sah mich einen Moment lang amüsiert an. Dann legte er ihn wieder ab. »Ich nehme an, das könnte es gewesen sein.«
    »Aber du glaubst es nicht.«
    »Suchst du die Wahrheit, Yeine? Oder Trost? Nein, ich glaube nicht, dass sie uns aus Prinzip in Ruhe gelassen hat. Ich glaube, Kinneth hatte einfach andere Sachen im Kopf. Man konnte ihn in ihren Augen sehen. Den Drang.«
    Ich stutzte und erinnerte mich. Stimmt, sie hatte einen getriebenen Eindruck gemacht — mit grimmiger, unnachgiebiger Entschlossenheit. Auch andere Dinge waren aufgeflackert, besonders dann, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Begehrlichkeit. Bedauern.
    Ich versuchte, mir ihre Gedanken vorzustellen, während sie mich manchmal mit diesem Blick ansah. Ich werde dich zu meinem Werkzeug machen, um es ihnen heimzuzahlen, vielleicht, obwohl sie noch besser als ich gewusst haben musste, wie gering meine Chancen darauf waren. Oder vielleicht: Wenigstens habe ich hier die Chance, eine Welt zu gestalten, und sei es auch nur die eines Kindes. Und jetzt, da ich gesehen hatte, wie Elysium und die Arameri waren, gab es noch eine weitere Möglichkeit. Ich werde dich vernünftig großziehen.
    Aber wenn sie diesen Blick während ihrer Zeit in Elysium bereits hatte, also lange

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