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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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ebenbürtig sein«, sagte ich schärfer, als es mir lieb war, aber ich glaubte nicht, dass ihn das kümmerte. »Ich will nur aus diesem gottvergessenen Palast lebend herauskommen.«
    Er warf mir einen Blick zu, von dem mir schlecht wurde. Er war nicht zynisch oder gar hämisch, nur entsetzlich nüchtern. Du wirst hier nie herauskommen, sagte der Ausdruck in seinen Augen und dem müden Lächeln. Du hast keine Chance.
    Anstatt dies allerdings auszusprechen, sprach Relad mit einer Sanftheit, die mich noch mehr aus der Fassung brachte als sein Hohn. »Ich kann dir nicht helfen, Cousine. Aber ich werde dir einen Ratschlag geben, wenn du ihn hören willst.«
    »Gerne, Cousin.«
    »Die bevorzugte Waffe meiner Schwester ist Liebe. Wenn du jemanden oder etwas liebst, sei vorsichtig. Sie wird dich dort angreifen.«
    Ich runzelte verwirrt die Stirn. Ich hatte keine Liebhaber in Darr und auch keine Kinder in die Welt gesetzt. Meine Eltern waren bereits tot. Ich liebte natürlich meine Großmutter und meine Onkel, Cousinen und einige Freunde, aber ich konnte nicht erkennen, wie ...
    Ah. Es wurde sonnenklar, wenn man darüber nachdachte. Darr selber. Es gehörte nicht zu Seiminas Gebieten, aber sie war eine Arameri; nichts war außerhalb ihrer Reichweite. Ich würde Möglichkeiten finden müssen, um mein Volk zu beschützen.
    Relad schüttelte den Kopf, als ob er meine Gedanken lesen konnte. »Du kannst das, was du liebst, nicht schützen, Cousine — nicht für immer. Nicht völlig. Deine einzige wirkliche Verteidigung ist, gar nicht erst zu lieben.«
    Ich schaute ihn finster an. »Das ist unmöglich.« Wie konnte ein Mensch so leben?
    Er lächelte, und das jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Wie dem auch sei. Viel Glück.«
    Er winkte die Frauen heran. Beide erhoben sich von ihren Plätzen, gingen zu seinem Sofa und erwarteten seine Befehle. Dann bemerkte ich es: Beide waren groß, patrizisch, auf die flache, eckige Amn-Weise hübsch und dunkelhaarig. Sie sahen nicht exakt wie Scimina aus, aber eine gewisse Ähnlichkeit war vorhanden.
    Relad betrachtete sie mit einer solchen Bitterkeit, dass er mir einen Moment lang leid tat. Ich fragte mich, wen er geliebt und verloren hatte. Und ich fragte mich, wann ich beschlossen hatte, dass Relad für mich ebenso nutzlos war, wie ich für ihn. Es war besser, allein zu kämpfen, als sich auf diese leere Hülle zu verlassen.
    »Danke dir, Cousin«, antwortete ich und neigte meinen Kopf. Dann überließ ich ihn seinen Fantasien.
    Auf dem Weg zurück in mein Zimmer machte ich kurz bei T'vrils Büro Halt und gab ihm das Keramikfläschchen zurück. T'vril legte es wortlos beiseite.
     

 

     
     

     
    Eninnenungen
     
    Es gibt eine Krankheit, die Wandelnder Tod heißt. Diese Krankheit verursacht Zuckungen, furchtbares Fieber, immer wieder Bewusstlosigkeit und in ihrem Spätstadium eine merkwürdige, manische Verhaltensweise. Das Opfer erhebt sich zwanghaft von seinem Krankenbett und läuft umher — irgendwohin, und sei es nur innerhalb der eigenen vier Wände. Laufen, während das Fieber steigt und dadurch die Haut des Opfers reißt und blutet; laufen, während das Gehirn abstirbt. Und dann immer noch ein bisschen laufen.
    Im Laufe der Jahrhunderte gab es viele Ausbrüche des Wandelnden Todes. Als die Krankheit das erste Mal auftauchte, starben Tausende, weil niemand wusste, wie sie sich verbreitet. Durch das Laufen nämlich. Die Infizierten laufen ungehindert immer dorthin, wo gesunde Menschen sind. Sie vergießen ihr Blut und sterben dort — so wird die Krankheit weitergegeben. Jetzt sind wir schlauer. Jetzt bauen wir eine Mauer um die Orte, die der Tod berührt hat, und verschließen unsere Herzen vor den Schreien der Gesunden, die innerhalb der Mauern gefangen sind. Wenn sie nach ein paar Wochen immer noch leben, lassen wir sie heraus. Es gibt durchaus Überlebende. Wir sind nicht grausam.
    Jeder weiß, dass der Wandelnde Tod nur die arbeitenden Klassen befällt. Priester, Adlige, Gelehrte, reiche Händler ... es ist nicht nur, dass sie Wachen haben und die Mittel, sich in ihren Zitadellen und Tempeln in Quarantäne zu begeben. In den frühen Jahren gab es keine Quarantäne, und sie starben trotzdem nicht. Die Reichen und Mächtigen waren immun, es sei denn, sie waren erst kürzlich aus den unteren Klassen aufgestiegen.
    Selbstverständlich ist eine solche Seuche nicht natürlichen Ursprungs.
    Als der Tod, kurz bevor ich geboren wurde, nach Darr kam, erwarteten alle, dass mein

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