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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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stolz darauf, wachsam zu sein.
    »Kann sein, dass sie uns nicht hineinlassen«, murmelte ich und schloss zu dem Lord der Finsternis auf. Ich hatte Schwierigkeiten, mit ihm mitzuhalten — er nahm zwei Stufen auf einmal.
    Nahadoth antwortete nicht und wurde auch nicht langsamer. Ich hörte das laute, widerhallende Geräusch des großen Riegels, der hochgezogen wurde, und dann öffneten sich die Tore — von alleine. Ich stöhnte, als mir klar wurde, was er getan hatte. Natürlich gab es Geschrei und Gerenne, als wir hindurchgingen und den Rasen von Sar-enna-nems Vorhof betraten. Zwei Gruppen
    Wachen stürzten aus den Türen des uralten Gebäudes. Eine war die Torkompanie, bestehend aus Männern, da es sich um eine niedere Position handelte, die nur schiere Gewalt erforderte.
    Die andere Kompanie war die stehende Wache, die aus Frauen und einigen wenigen Männern, die sich die Ehre verdient hatten, bestand. Man konnte sie an den weißen Tuniken unter der Rüstung erkennen. Sie wurden von einem bekannten Gesicht angeführt: Imyan, eine Frau aus meinem Somem-Stamm. Sie schrie in unserer Sprache, als sie den Vorhof erreichte, und die Kompanie teilte sich auf, um uns zu umzingeln. Schnell standen wir in einem Kreis aus Speeren und Pfeilen, die alle auf unser Herz zeigten.
    Nein — ihre Waffen zeigten auf mein Herz, wie ich feststellte. Keine zielte auf Nahadoth.
    Ich stellte mich vor Nahadoth, um es einfacher für sie zu machen und meine Freundschaft zu signalisieren. Einen Moment lang war es merkwürdig, in meiner eigenen Sprache zu sprechen. »Schön, dich zu sehen, Captain Imyan.«
    »Ich kenne Euch nicht«, sagte sie knapp. Beinahe hätte ich gelächelt. Als Mädchen hatten wir allen möglichen Unfug zusammen angerichtet; jetzt war sie genauso dienstbeflissen wie ich.
    »Du hast gelacht, als du mich das erste Mal gesehen hast«, sagte ich. »Ich wollte meine Haare länger wachsen lassen, wollte wie meine Mutter aussehen. Du sagtest, dass es aussah wie gedrehtes Baummoos.«
    Imyan kniff die Augen zusammen. Ihre eigenen Haare — lang und wunderbar Darre-glatt — waren in einem ordentlich geflüchteten Knoten an ihrem Hinterkopf festgesteckt. »Was macht Ihr hier, wenn Ihr Yein e-ennu seid?«
    »Du weißt, dass ich nicht länger ennu bin«, sagte ich. »Die Itempaner haben es die ganze Woche verkündet, durch Mundpropaganda und durch Magie. Sogar Hochnord dürfte das inzwischen vernommen haben.«
    Imyans Pfeil schwankte zögernd und wurde dann gesenkt. Die anderen Wachen folgten ihrem Beispiel und senkten ebenfalls ihre Waffen. Imyans Blick ging zu Nahadoth, dann zurück zu mir, und zum ersten Mal war ein Hauch von Nervosität in ihrer Haltung. »Und das hier?«
    »Ihr kennt mich«, sagte Nahadoth in unserer Sprache.
    Niemand zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen. Darre- Wachen sind dafür zu gut ausgebildet. Aber ich sah einige unbehagliche Blicke, die in der Gruppe hin und her gingen. Naha- doths Gesicht, wie ich zu spät bemerkte, war wieder unruhig und ein wässriger Schleier, der sich im Fackellicht veränderte. So viele neue Sterbliche, die man verführen konnte.
    Imyan erholte sich zuerst. »Lord Nahadoth«, sagte sie schließlich. »Willkommen zurück.«
    Zurück? Ich starrte erst sie und dann Nahadoth an. Aber dann grüßte mich eine mehr als bekannte Stimme, und ich stieß den Atem aus, den ich unwillkürlich angehalten hatte.
    »Ihr seid allerdings willkommen«, sagte meine Großmutter. Sie kam die kurze Treppe herunter, die in den Wohnbereich von Sar-enna-nem führte, und die Wachen bildeten eine Gasse für sie. Die Großmutter war eine überdurchschnittlich kleine, ältere Frau. Sie trug eine Schlaftunika, aber ich bemerkte, dass sie sich die Zeit genommen hatte, ihr Messer umzugürten. So klein sie auch war — leider hatte ich ihre Größe geerbt —, sie war umgeben von einer Aura der Stärke und Autorität, die beinahe greifbar war.
    Sie neigte ihren Kopf vor mir, als sie näher trat. »Yeine. Ich habe dich vermisst, aber nicht so sehr, dass ich erwartet hätte, dich so bald wiederzusehen.« Sie warf Nahadoth einen Blick zu, dann mir. »Kommt.«
    Das war es. Sie drehte sich um, um den Säuleneingang zu betreten, und ich ging ihr nach — das heißt, ich wollte es, aber dann sprach Nahadoth.
    »Sonnenaufgang ist in diesem Teil der Welt früher«, sagte er. »Ihr habt eine Stunde.«
    Ich drehte mich herum und war aus vielfältigen Gründen überrascht. »Ihr begleitet uns nicht?«
    »Nein.« Und er

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