Die Erbin Der Welt erbin1
härter. »Dein Vater hatte unmissverständlich klargemacht, dass es reichen musste.«
Und dann verstand ich: Sie hatte meiner Mutter nie geglaubt. »Was glaubst du, was der Grund dafür war?«
»Deine Mutter war voller Wut. Sie wollte jemanden verletzen, und mit meinem Sohn zusammenzusein half ihr, das zu erreichen.«
»Jemand in Elysium?«
»Ich weiß es nicht. Warum interessiert dich das, Yeine? Das Jetzt ist wichtig, nicht die Vergangenheit von vor zwanzig Jahren.«
»Ich glaube, dass das, was damals geschehen ist, sich auf heute auswirkt«, sagte ich und überraschte mich damit selber — aber es war die Wahrheit, wie ich endlich begriff. Vielleicht hatte ich das die ganze Zeit gespürt. Und mit diesem Eröffnungszug bereitete ich meinen Angriff vor. »Nahadoth war schon einmal hier, wie ich sehe.«
Das Gesicht meiner Großmutter behielt sein übliches, strenges Stirnrunzeln bei. »Lord Nahadoth, Yeine. Wir sind keine Amn, wir respektieren unsere Erschaffer.«
»Die Wachen haben geübt, wie sie sich ihm zu nähern haben. Schade, dass ich nicht dabei sein durfte; ich hätte die Übung gebrauchen können, bevor ich nach Elysium ging. Wann war er das letzte Mal hier, Beba?«
»Bevor du geboren wurdest. Er kam einmal, um Kinneth zu besuchen. Yeine, das ist nicht ...«
»War es, nachdem Vater sich von dem Wandelnden Tod erholt hatte?«, fragte ich. Ich sprach leise, obwohl das Blut in meinen Ohren rauschte. Ich wollte mich zu ihr hinüberbeugen und sie schütteln, aber ich riss mich zusammen. »War das die Nacht, in der sie mir das angetan haben?«
Bebas Stirnrunzeln intensivierte sich; aus der anfänglichen Verwirrung wurde Sorge. »Antun ... Ar? Wovon redest du? Du warst zu dem Zeitpunkt noch gar nicht geboren; Kinneth war gerade erst schwanger. Was hast ...«
Und dann brach sie ab. Ich sah, wie die Gedanken in ihrem Kopf rasten, und dann weiteten sich ihre Augen, und sie starrte mich an. Ich sprach mit diesen Gedanken, um das Wissen, das ich dahinter spürte, herauszukitzeln.
»Mutter versuchte mich zu töten, nachdem ich geboren war.« Ich wusste jetzt, warum, aber da gab es noch mehr zu wissen, etwas, das ich noch nicht aufgedeckt hatte. Ich konnte es fühlen. »Sie haben sie ein paar Monate nicht mit mir alleine gelassen, erinnerst du dich?«
»Ja«, flüsterte sie.
»Ich weiß, dass sie mich liebte«, sagte ich. »Und ich weiß, dass Frauen manchmal im Kindbett durchdrehen. Was immer der Grund dafür war, dass sie damals Angst vor mir hatte ...« Fast erstickte ich an der Verschleierung dieser Tatsachen. Ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen. »... es verschwand, und sie war danach eine gute Mutter. Aber du musst dich doch gefragt haben, Beba, warum sie solche Angst vor mir hatte. Und mein Vater muss sich gefragt haben ...«
Ich brach ab, als mich schlagartig die Erkenntnis traf. Das war eine Wahrheit, die ich nicht in Betracht gezogen hatte ...
»Niemand fragte sich.«
Ich schrak zusammen und wirbelte herum. Nahadoth stand fünfzig Fuß entfernt im Eingang von Sar-enna-nem, dessen dreieckige Form ihn einrahmte. Durch das Mondlicht hinter ihm erschien er wie eine Silhouette, aber wie immer konnte ich seine Augen sehen.
»Ich tötete alle, die mich in der Nacht mit Kinneth gesehen hatten«, sagte er. Wir hörten ihn beide so deutlich, als ob er direkt neben uns gestanden hätte. »Ich tötete ihre Zofe, das Kind, das uns Wein servierte, und den Mann, der bei deinem Vater saß, als er sich von der Übelkeit erholte. Ich tötete drei Wachen, die versuchten, die Befehle dieser alten Frau zu belauschen.« Er nickte in Bebas Richtung, und sie versteifte sich. »Danach wagte es keiner mehr, sich deinetwegen irgendetwas zu fragen.«
Also habt Ihr Euch entschlossen, zu reden?, hätte ich ihn gerne gefragt, aber dann tat meine Großmutter etwas so Unerwartetes, so Unglaubliches, so Dummes, dass mir die Worte im Hals stecken blieben. Sie sprang auf die Füße, stellte sich vor mich und zog ihr Messer.
»Was habt Ihr Yeine angetan?«, schrie sie. Ich hatte sie noch nie in meinem Leben so wütend gesehen. »Zu welcher Gemeinheit haben die Arameri Euch angestiftet? Sie gehört mir, sie gehört zu uns, Ihr hattet kein Recht!«
Nahadoth lachte, und die Wut, die in diesem Geräusch lag, traf mich wie ein Peitschenhieb und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Hatte ich gedacht, er sei nur ein verbitterter Sklave, eine bemitleidenswerte Kreatur, die von Trauer geschüttelt wurde? Ich war eine
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