Die Erbin Der Welt erbin1
hinwegzuschauen. Und trotzdem bestehen du und Naha darauf, ihnen zu vertrauen ...«
Si'eh rollte mit den Augen. »Oh, bitte. Dann sag mir doch, Kurue, welcher deiner herausragenden, rein göttlichen Pläne hat uns denn freibekommen?«
Kurue schwieg gekränkt und drehte sich weg.
Ich bekam davon kaum etwas mit. Nahadoth und ich starrten uns immer noch an.
»Yeine.« Si'ehs kleine, weiche Hand berührte meine Wange und drehte meinen Kopf herum, damit ich ihn ansah. Seine Stimme war wieder in der kindlichen Stimmlage angekommen. »Alles in Ordnung bei dir?«
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Wir sind nicht sicher.«
Ich seufzte und entzog mich ihm, während ich versuchte, aufzustehen. Mein Körper fühlte sich ausgehöhlt an, ausgestopft mit
Baumwolle. Ich rutschte aus und ließ mich fluchend wieder auf meinen Knien nieder.
»Yeine ...«
»Wenn du mich wieder anlügen willst, dann gib dir keine Mühe.«
Ein Muskel an Si'ehs Kiefer zuckte, und er warf seinen Geschwistern einen Blick zu. »Es ist wahr, Yeine. Wir sind wirklich nicht sicher. Aber ... aus irgendeinem Grund ... Enefas Seele ist scheinbar in der Zeit, die sie in dir verbracht hat, nicht so weit genesen, wie wir gehofft hatten. Sie ist unversehrt«, und hier warf er Kurue einen bedeutsamen Blick zu, »genug, um ihren Zweck zu erfüllen. Aber sie ist sehr zerbrechlich ... zu zerbrechlich, als dass man sie gefahrlos herausholen könnte.«
Gefahrlos für die Seele, meinte er, nicht für mich. Ich schüttelte den Kopf und war zu müde, um zu lachen.
»Man kann nicht sagen, wie viel Schaden angerichtet wurde«, murmelte Kurue, drehte sich weg und ging in dem kleinen Zimmer auf und ab.
»Gliedmaßen, die man nicht benutzt, verkümmern«, sagte Zhakkarn leise. »Sie hat ihre eigene Seele, also gibt es keinen Bedarf für eine weitere.«
Das hätte ich euch auch sagen können, dachte ich säuerlich, wenn ich damals in der Lage gewesen wäre, Einspruch zu erheben.
Aber was zum Mahlstrom hatte all das für mich zu bedeuten? Dass die Enefadeh keinen weiteren Versuch unternehmen würden, die Seele aus meinem Körper zu entfernen? Gut, denn ich hatte kein Verlangen danach, diese Qual jemals wieder zu durchleben. Es bedeutete aber auch, dass sie jetzt mehr denn je an ihrem Plan festhalten würden, da sie das Ding anders nicht aus mir herausbekamen.
War das womöglich der Grund für all diese seltsamen Träume und Visionen? Weil die Seele einer Göttin in mir begann, zu zerfallen?
Dämonen und Finsternis. Wie eine Kompassnadel, die den Norden suchte, schwang ich herum, um Nahadoth anzusehen. Er hatte sich abgewendet.
»Was hast du vorhin gesagt?«, verlangte Kurue plötzlich zu wissen. »Uber Dekarta?«
Diese Angelegenheit schien eine Million Meilen weg zu sein. Ich kehrte ins Hier und Jetzt zurück und wandte ihr wieder meine Aufmerksamkeit zu. Dabei versuchte ich, den furchtbaren Himmel und das Bild von glänzenden Händen mit verdrehtem Fleisch, die nach mir griffen, aus meinen Gedanken zu verbannen.
»Dekarta veranstaltet einen Ball zu meinen Ehren«, antwortete ich, »in einer Woche. Um meine Benennung als eine der möglichen Erben zu feiern.« Ich schüttelte den Kopf. »Wer weiß? Vielleicht ist es ja nur ein Ball.«
Die Enefadeh sahen sich an.
»So bald schon«, murmelte Si'eh und schaute finster. »Ich wusste nicht, dass er es schon so bald tun würde.«
Kurue nickte vor sich hin. »Gerissener alter Bastard. Er wird die Zeremonie wahrscheinlich in der Morgendämmerung des nächsten Tages halten.«
»Ist es möglich, dass er herausbekommen hat, was wir vorhaben?«, fragte Zhakkarn.
»Nein«, sagte Kurue und schaute mich an, »oder sie wäre tot, und ihre Seele würde sich bereits in Itempas' Händen befinden.«
Bei dem Gedanken schauderte ich und zog mich endlich wieder auf die Füße. Ich wandte mich nicht wieder Nahadoth zu.
»Seid Ihr dann fertig damit, wütend auf mich zu sein?«, fragte ich und strich mir die Falten aus dem Rock. »Ich glaube, wir haben noch etwas zu tun.«
Sar-enna-nem
D ie Priester erwähnen den Krieg der Götter manchmal, hauptsächlich als eine Warnung vor Ketzerei. Wegen Enefa, sagen sie.
Wegen der Verräterin lagen Menschen und Tiere drei Tage lang hilflos und nach Luft ringend herum. Ihre Herzen schlugen immer langsamer, und ihre Bäuche blähten sich auf, als die Gedärme ihre Funktion einstellten. Pflanzen verwelkten und starben innerhalb von Stunden — riesige, fruchtbare Ebenen wurden
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