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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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werfen sich wegen esui in hoffnungslose Kämpfe und sterben mit einem Lachen auf den Lippen. Esui zieht ebenfalls Frauen zu Geliebten, die schlecht für sie sind — Männer, die schlechte Väter wären, Frauen des Feindes. Das Senmiten-Wort, das dem am nächsten kommt, ist Lust, wenn man die Abweichungen Mordlust und Lebenslust mit in Betracht zieht. Trotzdem schließen sie die vielschichtige Bedeutung von esui noch nicht hinreichend ein. Es ist Herrlichkeit, es ist Torheit. Es ist alles, das nicht sinnvoll, nicht vernünftig und keinesfalls sicher ist — aber ohne esui hat das Leben keinen Sinn.
    Ich glaube, dass esui mich zu Nahadoth hinzieht. Vielleicht ist es das auch, was ihn zu mir hinzieht.
    Aber ich schweife ab.
    »... aber dann wäre es ein Leichtes für einen anderen von hohem Geblüt, die Herausgabe der Nachricht zu befehlen.«
    »Glaubt Ihr wirklich, dass ich mich auf Eure Intrigen einlassen würde? Nachdem ich schon seit zwei Jahrzehnten zwischen Re- lad und Scimina lebe?« Viraine rollte mit den Augen. »Mir ist es doch egal, wer von Euch Dekartas Nachfolger wird.«
    »Das nächste Familienoberhaupt könnte Euer Leben einfacher machen. Oder schwerer.« Ich sagte das in neutralem Ton und überließ es ihm, ob er eine Drohung oder ein Versprechen hörte. »Ich würde meinen, dass die ganze Welt ein Interesse daran hat, wer auf dem Steinthron endet.«
    »Sogar Dekarta unterliegt einer höheren Macht«, erklärte Viraine. Während ich mich fragte, was in Gottes Namen das im Zusammenhang mit unserer Diskussion zu bedeuten hatte, schaute er in das Loch hinter dem Metallgitter, und das Licht spiegelte sich in seinen Augen. Dann veränderte sich sein Ausdruck, so dass ich sofort wachsam wurde. »Kommt«, sagte er. Er zeigte auf das Gitter. »Schaut.«
    Ich runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Ich möchte etwas wissen.«
    »Was?«
    Er sagte nichts und wartete. Schließlich seufzte ich und ging zu dem Rand des Gitters.
    Zuerst sah ich nichts. Dann ertönte wieder ein hohles Stöhnen, und etwas schlurfte in Sichtweite. Es bedurfte meiner ganzen Kraft, nicht wegzurennen und mich zu übergeben.
    Man nehme ein menschliches Wesen. Man verdrehe die Extremitäten und zerre an ihnen wie an Lehm. Dann füge man neue hinzu, die Gott weiß welchen Sinn erfüllen sollen. Man hole einige seiner Innereien aus dem Körper und erhalte sie weiterhin funktionstüchtig. Man versiegele den Mund und ... Elysiumva- ter. Gott aller Götter.
    Und das Schlimmste war: Ich konnte immer noch die Intelligenz und das Bewusstsein in den verzerrten Augen sehen. Sie hatte ihm nicht einmal die Flucht in den Wahnsinn erlaubt.
    Ich konnte meine Reaktion nicht völlig verbergen. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf meiner Stirn und meiner Oberlippe, als ich aufsah und Viraines forschendem Blick begegnete.
    »Nun?«, fragte ich. Ich musste schlucken, bevor ich sprechen konnte. »Ist Eure Neugier befriedigt?«
    Die Art, wie er mich anschaute, hätte mich auch gestört, wenn wir nicht über dem gequälten, verstümmelten Beweis seiner Macht gestanden hätten. In seinen Augen war eine Art Lust zu sehen, die nichts mit Sex zu tun hatte, aber alles mit ... womit? Ich konnte es nicht erraten, aber es erinnerte mich unangenehm an die menschliche Gestalt von Nahadoth. Er ließ meine Finger genauso nach dem Messer verlangen.
    »Ja«, sagte er leise. Er lächelte nicht, aber ich konnte ein triumphierendes Glitzern in seinen Augen sehen. »Ich wollte wissen, ob Ihr überhaupt eine Chance habt, bevor ich Euch helfe.«
    »Und Euer Urteil lautet ... ?« Aber ich wusste es bereits.
    Er zeigte in die Grube. »Kinneth hätte das Ding ansehen können, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie hätte das sogar selber tun können und sich daran erfreut ...«
    »Ihr lügt!«
    »... oder zumindest hätte sie überzeugend so getan, als ob es ihr Freude bereitet. Der Unterschied wäre egal gewesen. Sie hatte das Zeug, Dekarta zu schlagen. Ihr habt es nicht.«
    »Vielleicht nicht«, fuhr ich ihn an. »Aber wenigstens habe ich noch eine Seele. Was habt Ihr im Austausch für Eure bekommen?«
    Zu meiner Überraschung schien Viraine seine Schadenfreude zu vergehen. Er sah hinunter in die Grube. Das düstere Licht ließ seine Augen farblos und älter als die Dekartas erscheinen.
    »Nicht genug«, sagte er und ging weg. Er ging an mir vorbei in den Flur und zum Aufzug.
    Ich folgte ihm nicht. Stattdessen ging ich zur gegenüberliegenden Wand des Raums, setzte mich, lehnte mich an und

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