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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Stadtleben.
    Niemand war anwesend, obwohl es früher Abend war. Ich kannte Nahadoth gut genug, um den Verdacht zu hegen, dass dies Absicht war.
    »Ist Gemd allein?« Ich nickte in Richtung der Türen.
    »Nein. Er hat einige Wachen, Kollegen und Ratgeber bei sich.«
    Natürlich. Planen bedeutete Zusammenarbeit. Ich schaute finster drein und riss mich dann zusammen: Ich konnte das nicht tun, wenn ich wütend war. Mein Ziel war es, zu verzögern — Frieden, so lange wie möglich. Wut würde da nicht helfen.
    »Bitte versuche, niemanden zu töten«, murmelte ich, als wir auf die Tür zugingen. Nahadoth gab keine Antwort, aber die Halle wurde dunkler, und die Schatten wirkten im flackernden Licht der Fackeln scharf wie Rasierklingen. Die Luft fühlte sich schwer an.
    Dies hatten meine Armeri-Vorfahren auf Kosten ihres eigenen Fleisch und Blutes gelernt: Der Lord der Finsternis kann nicht beherrscht werden. Er kann nur losgelassen werden. Wenn Gemd mich dazu zwang, auf Nahadoths Macht zurückzugreifen ...
    Es war besser, zu beten, dass das nicht nötig sein würde.
    Ich schritt voran.
    Die Türen schwangen von selbst auf, als ich mich ihnen näherte, und schlugen gegen die Wände. Aufgrund des Lärms, der dadurch entstand, hätte eigentlich Gemds halbe Palastwache herbeieilen müssen, wenn sie nicht so unfähig gewesen wäre. Ich durchschritt dieTür und sorgte so für einen angemessen verblüffenden Auftritt. Ein Chor überraschter Rufe und Flüche begrüßte mich. Männer, die um einen großen, mit Papieren bedeckten Tisch gesessen hatten, versuchten, auf die Füße zu kommen, einige griffen nach ihren Waffen, andere starrten mich nur sprachlos an. Zwei von ihnen trugen dunkelrote Umhänge, die ich als dieTracht derTok-Krieger erkannte. Also das war eins der Länder, mit denen Menchey sich verbündet hatte. Am Kopfende des Tisches saß ein Mann, der ungefähr sechzig Jahre alt war: prächtig gekleidet, die Haare schwarzgrau meliert und ein Gesicht wie aus Kieselsteinen und Stahl. Er erinnerte mich an Dekarta, aber nur aufgrund seiner Haltung. Die Mencheyev waren auch ein Volk von Hochnord, und sie sahen mehr wie Darre denn wie Amn aus. Er stand halb auf, dann blieb er, wo er war — mehr ärgerlich als überrascht.
    Ich fixierte meinen Blick auf ihn, obwohl ich wusste, dass Menchey — genau wie Darr — mehr von seinem Senat als von seinem Häuptling regiert wurde. Auf vielfältige Art waren wir nur Galionsfiguren, er und ich. Aber in dieser Konfrontation war er der Schlüssel.
    »Minister«, sagte ich auf Senmite. »Seid gegrüßt.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Ihr seid dieses Darre-Mist- stück.«
    »Eine von vielen, ja.«
    Gemd wandte sich an einen seiner Männer und murmelte etwas. Der Mann huschte davon. Zweifellos, um die Wachen zu kontrollieren und herauszufinden, wie ich hineingelangt war. Dann drehte Gemd sich wieder um, sein Blick war abschätzend und argwöhnisch.
    »Jetzt seid Ihr nicht unter vielen«, sagte er langsam. »Oder doch? Ihr könnt nicht so töricht gewesen sein, alleine zu kommen.«
    Ich konnte gerade noch verhindern, dass ich mich umsah. Natürlich würde Nahadoth sich nicht zeigen. Die Enefadeh hatten sich immerhin bereit erklärt, mir zu helfen. Aber den Lord der Finsternis hinter mir wie einen überdimensionalen Schatten stehen zu haben, das hätte das bisschen Autorität, das ich in den Augen dieser Männer hatte, untergraben.
    Aber Nahadoth war da. Ich konnte ihn spüren.
    »Ich bin gekommen«, sagte ich. »Nicht ganz alleine — aber welche Arameri ist schon jemals ganz alleine, nicht wahr?«
    Einer seiner Männer, der fast so prächtig gekleidet war wie Gemd, kniff seine Augen zusammen. »Ihr seid keine Arameri«, sagte er. »Sie haben Euch bis vor ein paar Monaten nicht einmal anerkannt.«
    »Habt Ihr deswegen dieses Bündnis ins Leben gerufen?«, fragte ich und ging nach vorne. Einige der Männer versteiften sich, aber die meisten nicht. Ich bin nicht sehr einschüchternd. »Ich kann den Sinn darin nicht erkennen. Wenn ich für die Arameri so unwichtig bin, dann ist Darr doch keine Bedrohung.«
    »Darr ist immer eine Bedrohung«, grollte ein anderer Mann. »Ihr männerverschlingenden Huren ...«
    »Genug«, sagte Gemd, und der Mann verstummte.
    Gut, er war also nicht nur eine Galionsfigur.
    »Also geht es nicht darum, dass die Arameri mich adoptiert haben?« Ich nahm den Mann, den Gemd zum Schweigen gebracht hatte, ins Visier. »Ah, ich verstehe. Es geht um alten Groll. Der letzte

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