Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
Vom Netzwerk:
kannte ich viel zu gut, um nicht zu wissen, was dahinter verborgen war. Auch McKinley und Compton schwiegen. Norton sagte gerade: »Edom Promotorium - im Südwesten anstatt im Norden. McKinley, nehmen Sie Lawrenson mit und machen Sie Aufnahmen.« Eineinhalb Stunden später stand die Libelle - so nannten wir unsere Flugmaschine - auf der sandigen Ebene. Beim Anblick aus der Höhe des Observatoriums sah sie wie eine silberweiß und rot gestreifte Scheibe aus. Lawrenson, im Geländeanzug, schob die durchsichtige Schutzscheibe zurück und stieg ein. Nach wenigen Minuten drang das zischende Geräusch der Düsen bis herauf ins Observatorium. Die Libelle verschwand in einer Wolke von Staub.
    Als sich der Staub ein wenig verzogen hatte, sah ich die Libelle unbeweglich in der Höhe von zwanzig Metern schweben. Dann stieg sie langsam höher und beschrieb in der Höhe von hundert Metern einen Kreis, senkte sich nieder und landete auf demselben Platz, von dem sie aufgestiegen war. Dieses Manöver vollführte sie fünfmal. Dann wurden noch zwei Stunden der Kontrolle der Bordinstrumente gewidmet. Strenggenommen sollten die Prüfungen der Libelle viel länger dauern, doch wir mußten unbedingt die genaue Lage der Basis feststellen. Niemand konnte wissen, wie lange das heutige ideale Wetter anhalten würde. Nach der Meldung Lawrensons, daß die Versuche ohne Zwischenfälle verlaufen seien, gab der Kapitän Starterlaubnis.
    In eine neue Staubwolke gehüllt, stieg die Libelle mit Lawrenson und McKinley an Bord von der Basis auf, zog einen Kreis und flog nach Süden. Nach wenigen Minuten war am dunklen Firmament nur noch ein fliegender Stern zu sehen.
    Nach eineinhalb Stunden kehrte die Libelle zur Basis zurück. Während die Mechaniker Sheldon und Trott die Maschine in den Schuppen des dritten Lastschiffes schoben und Mc Kinley und Lawrenson sich in der Überdruckkabine umzogen, bearbeitete Compton die Fotoaufnahmen, nach denen die genaue Lage der Basis bestimmt werden sollte. O'Brien schien am meisten gespannt zu sein.Die Aufnahmen wurden in der Navigationskabine sorgfältig studiert. Nach der Identifizierung wesentlicher Einzelheiten, die aufgrund der von den automatischen Sonden während der Vorbereitungszeit des Projektes Alfa gemachten Aufnahmen in die Karten eingezeichnet worden waren, konnte der Kapitän den wirklichen Landungspunkt genau einzeichnen; er lag am Äquator im Gebiet der Wüste Edom, ungefähr sechshundert Kilometer nördlich von der geplanten Landungsstelle in Deucalionis Regiol Das war eine niederschmetternde Feststellung. Wenn wir also in das Gebiet von Deucalionis Regio gelangen wollten, mußten wir durch mehr als dreihundert Kilometer Wüste vordringen und weitere dreihundert Kilometer durch das wild zerklüftete Gebiet Sinus Sabaeus. Ich war bei den Vermessungen in der Navigationskabine nicht dabei. Dort waren nur der Kapitän, O'Brien, McKinley und Glennon. Ich weiß nicht, was dort vorgefallen ist und habe es eigentlich nie richtig erfahren. Glennon kam mit starrem Gesichtsausdruck aus der Kabine. Er war seit diesem Augenblick der schweigsamste Mann der Expedition. Sogar der gesprächige McKinley wollte nichts verraten. Ich erinnerte mich an den abnormalen Verlauf des Landungsmanövers und an die Bemerkung O'Briens, daß dem Haupttechniker aus Angst ein Fehler unterlaufen könne.
    Um die Situation entsprechend zu erwägen, berief der Kapitän alle Expeditionsmitglieder zu einer Beratung ein. Weil der unvorhergesehene Landungsplatz vor allem das Programm der wissenschaftlichen Forschung betraf, leitete O'Brien die Beratung. Sie dauerte fünf Stunden. O'Brien bestand darauf, daß die Expedition versuchen müsse, das Gebiet Deucalionis Regio zu erreichen. Vorläufig hatte jedoch niemand eine klare Vorstellung, wie ein solcher Versuch gesichert werden könne. Der Kapitän trat von dem Augenblick an, als O'Brien die Leitung übernommen hatte, sehr schroff auf. Er betonte, daß es seine Pflicht sei, den Erfolg der wissenschaftlichen Expedition mit allen Kräften zu sichern, gab aber gleichzeitig zu verstehen, daß er kein unnötiges Risiko dulden werde. Die technischen Mittel, mit denen der Versuch gesichert werden konnte, waren nicht die schwache Seite des Plans; hatten wir doch vier
    Raupenschlepper mit Anhängern, eine große fahrbare Klimatisationskabine auf einem Raupenschlepper, die Libelle, genügend Treibstoffe und Nahrungsmittel, einwandfrei funktionierende Sauerstoffgeräte und eine vollkommene

Weitere Kostenlose Bücher