Die Erde
den Hof herum bis zum Stall kommen. Das ging anfangs, obwohl sich der Esel am Putz das Fell abschürfte. Zum Unglück wurde ihm dieses Schaben zweifellos unerträglich. Auf einmal befreite er sich von den Händen, die ihn ans Gemäuer preßten, er stürzte davon, machte Luftsprünge.
Der Vater hätte sich beinahe lang hingelegt, die beiden Brüder schrien: »Haltet ihn, haltet ihn!«
Da sah man im strahlenden Weiß des Mondes, wie Gédéon mit seinen beiden großen zerzausten Ohren in wahnsinnigem Zickzack im Hof umherrannte. Man hatte ihm zu sehr den Bauch durchgerüttelt, ihm war davon schlecht geworden. Ein erstes Aufstoßen brachte ihn zum Stehen, alles schwankte. Er wollte weitergehen, war aber festgepflanzt mit seinen steifen Beinen und fiel wieder um, streckte den Hals vor, eine furchtbare Dünung bewegte seine Flanken. Und schlingernd wie ein Trunkenbold, der seine Notdurft verrichtet, den Kopf bei jeder Anstrengung vorstoßend, kotzte er wie ein Mensch.
Ein ungeheures Lachen war unter den Bauern, die sich am Tor stauten, losgebrochen, während der Abbé, der einen schwachen Magen hatte, zwischen Suzanne und Berthe blaß wurde, die ihn unter entrüsteten Worten wegführten. Aber die beleidigte Haltung der Familie Charles brachte vor allem zum Ausdruck, wie sehr es den guten Sitten und sogar der einfachen Höflichkeit widersprach, die man den Vorbeikommenden schuldig ist, einen Esel in einem solchen Zustand zur Schau zu stellen. Elodie, die fassungslos war und weinte, hatte sich ihrer Großmutter an den Hals geworfen und fragte, ob der Esel sterben müsse. Und Herr Charles mochte mit seiner gebieterischen Stimme von ehedem, der Stimme eines Chefs, dem gehorcht wird, noch so sehr schreien: »Genug! Genug!«, der Kerl machte weiter, der Hof war voll vom tosend herausschießenden Schleusenwasser, einem richtigen roten Bach, der in den Tümpel floß. Dann rutschte Gédéon aus, sielte sich darin, machte die Schenkel breit, war so unanständig, daß niemals ein Saufsack, der quer über eine Straße ausgestreckt lag, die Leute so sehr angewidert hatte. Man hätte meinen mögen, dieser Schurke tue das absichtlich, um Schande über seine Herrschaft zu bringen. Das war zuviel. Lise und Françoise, die sich die Augen zuhielten, entflohen, flüchteten tief ins Haus.
»Genug doch! Tragt ihn weg!«
Es war tatsächlich kein anderer Ausweg möglich, denn Gédéon, der weich geworden war wie ein Lappen und schwerfällig vor Schläfrigkeit, schlief ein. Geierkopf rannte, um eine Tragbahre zu holen, sechs Männer halfen ihm, den Esel darauf zu laden. Man trug ihn weg, seine Glieder waren schlaff, sein Kopf baumelte, und er schnarchte bereits so herzhaft, daß es den Anschein hatte, als brülle er und schere sich immer noch einen feuchten Kehricht um die Leute.
Natürlich vergällte ihnen diese Begebenheit zunächst das Festmahl. Bald erholte man sich, schließlich erwies man dem neuen Wein sogar so ausgiebig Ehre, daß es gegen elf Uhr allen wie dem Esel erging. Alle Augenblicke mußte einer raus auf den Hof, um ein Geschäft zu verrichten.
Vater Fouan war sehr fröhlich. Vielleicht täte er trotz allem gut daran, wieder bei seinem Jüngsten in Kost zu gehen, denn sein Wein war gut in diesem Jahr. Er hatte ebenfalls mal rausgehen müssen, er wälzte das hin und her in seinem, Kopf in der stockfinsteren Nacht, da hörte er plötzlich Geierkopf und Lise, die nach ihm herausgekommen waren, sich nebeneinander an der Hecke hingehockt hatten und sich nun stritten, weil Geierkopf seiner Frau vorwarf, sie zeige sich nicht zärtlich genug zu seinem Vater. Verdammte Pute! Man müsse ihn umgarnen, um ihn wiederzukriegen und ihm seinen Schatz zu mopsen.
Der Alte, dem der Rausch verging und der wieder ganz nüchtern geworden war, machte eine Handbewegung, vergewisserte sich, ob man ihm auch nicht die Papiere aus der Tasche gestohlen hatte; und als sich zum Abschied alle geküßt hatten, als er sich wieder auf dem Schloß befand, war er fest entschlossen, nicht umzuziehen. Aber in derselben Nacht hatte er eine Vision, die ihn zu Eis erstarren ließ: Bangbüx schlich im Hemd durch die Stube, durchwühlte seine Unterhose, seinen Kittel, schaute sogar in seine Schuhe. Da Jesus Christus den Schatz, der aus dem Linsentopf verflogen war, nicht mehr gefunden hatte, schickte er seine Tochter los, die ihn mopsen sollte, wie Geierkopf sagte.
Da konnte Fouan plötzlich nicht mehr im Bett bleiben, so sehr machte das, was er gesehen hatte,
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