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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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das!«
    Françoise wurde ganz blaß, so sehr empörte sie diese Lüge. Kalter Zorn hatte sie überkommen, mit ruhiger Bestimmtheit antwortete sie:
    »So, nun langt's aber ... Warte vierzehn Tage, und ich werde dir nicht mehr im Wege sein, falls es das ist, was du verlangst.
    In vierzehn Tagen bin ich einundzwanzig Jahre, und dann hau ich ab.«
    »Aha, du willst volljährig sein. Aha, das hast du dir also ausgeklügelt, um uns Scherereien zu machen! – Na schön, du Luder, nicht in vierzehn Tagen, augenblicklich wirst du abhauen ... Los, scher dich fort!«
    »Allerdings ... Bei Macqueron wird jemand gebraucht. Er wird mich gern nehmen ... Guten Abend!«
    Und Françoise ging fort, verzwickter war das nicht, es war weiter nichts zwischen ihnen vorgefallen.
    Geierkopf ließ die Hippe los, die er gerade schärfte, und stürzte herzu, um mit ein Paar Ohrfeigen Frieden zu stiften und sie noch einmal auszusöhnen. Aber er kam zu spät, er konnte in seiner Erbitterung nur seiner Frau einen Fausthieb versetzen, daß ihr das Blut aus der Nase troff. Himmelsakrament, diese Weiber! Was er gefürchtet hatte, was er so lange verhindert hatte! Die Kleine hatte sich verduftet, damit begann ein Haufen dreckiger Geschichten! Und er sah alles entfliehen, alles davongaloppieren, das Mädchen, die Erde.
    »Ich werde gleich zu Macqueron gehen«, brüllte er. »Sie muß doch heimkommen, und wenn ich sie mit Fußtritten in den Arsch zurückbringen müßte!«
    Bei Macqueron herrschte an diesem Sonntag helle Aufregung, denn man erwartete dort einen der Kandidaten, Herrn Rochefontaine, den Besitzer der Bauwerkstätten in Châteaudun. Während der letzten Legislaturperiode hatte Herr de Chédeville Mißfallen erregt, die einen sagten, weil er Seine freundschaftlichen Gefühle für die Orléanisten offen hinausposaunte, und die anderen, weil er in den Tuilerien Ärgernis erregt habe durch eine galante Geschichte: die junge Frau eines Huissiers66 der Abgeordnetenkammer sei trotz seines Alters verrückt nach ihm gewesen. Wie dem auch sei, die Gunst des Präfekten hatte sich von dem ausscheidenden Abgeordneten abgewandt, um sich Herrn Rochefontaine zuzuwenden, dem früheren Kandidaten der Opposition, dessen Bauwerkstätten soeben ein Minister besichtigt und der eine Broschüre über den Freihandel geschrieben hatte, die dem Kaiser sehr aufgefallen war. Verärgert darüber, daß man ihn so im Stich ließ, hielt Herr de Chédeville seine Kandidatur aufrecht, weil er sein Abgeordnetenmandat brauchte, um Geschäfte zu machen, und weil er mit den Pachtgeldern von La Chamade, das mit Hypotheken belastet und halbverfallen war, nicht mehr auskam. So kam es, daß sich infolge eines seltsamen Umstandes die Lage umgekehrt hatte, der Großgrundbesitzer wurde unabhängiger Kandidat, während sich der große Fabrikbesitzer als amtlicher Kandidat sah.
    Hourdequin blieb, obwohl er Bürgermeister von Rognes war, Herrn de Chédeville treu; und er hatte beschlossen, den Anweisungen der Behörde keine Beachtung zu schenken, war bereit, sogar offen zu kämpfen, falls man ihn zum Äußersten trieb. Zunächst einmal hielt er es für anständig, sich nicht wie eine Wetterfahne beim geringsten Pusten des Präfekten zu drehen; sodann glaubte er, da er die Wahl zwischen dem Anhänger des Schutzzolls und dem des Freihandels hatte, bei dem von der Landwirtschaftskrise verursachten Zusammenbruch seine Interessen schließlich auf Seiten des ersteren zu finden. Da ihn seit einiger Zeit die Kümmernisse, die Jacqueline ihm bereitete, und die Sorgen um das Gehöft daran gehindert hatten, sich um die Bürgermeisterei zu kümmern, ließ er die laufenden Angelegenheiten durch den Stellvertretenden Bürgermeister erledigen. Als das Interesse, das er an den Wahlen nahm, ihn wieder dazu brachte, den Vorsitz im Gemeinderat zu führen, war er deshalb auch erstaunt zu spüren, daß der Gemeinderat aufsässig und von feindseliger Unbeugsamkeit war.
    Das war eine heimlich von Macqueron mit der Vorsicht eines Wilden ausgeführte Arbeit, die schließlich ihren Zweck erreichte. In diesem reich gewordenen, der Untätigkeit verfallenen Bauern, der sich dreckig und schlecht gekleidet dahinschleppte und soviel freie Zeit hatte wie ein feiner Herr und dabei fast vor Langerweile verreckte, war nach und nach der Ehrgeiz, Bürgermeister zu sein, gewachsen, und dieser Ehrgeiz war hinfort der einzige Zeitvertreib seines Daseins. Und er hatte Hourdequin untergraben und dabei den zähen, in den Herzen aller

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