Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
Vom Netzwerk:
Mündelabrechnungen zu reden. Aber der Alte konnte nicht eine einzige Erklärung abgeben. Wenn man ihn zum Vormund ernannt habe, so war das nicht seine Schuld; und da übrigens Herr Baillehache alles gemacht hatte, müsse man sich an Herrn Baillehache wenden. Zudem übertrieb er seine Verstörtheit noch, sobald er merkte, daß man gegen Geierkopfs arbeitete. Das Alter und das Bewußtsein seiner Schwäche lieferten ihn bei seiner Kopflosigkeit und Feigheit allen aus. Warum also sollte er sich mit Geierkopfs überwerfen? Zweimal schon wäre er beinahe zu ihnen zurückgekehrt nach gruseligen Nächten, in denen er gezittert hatte, weil er gesehen, wie Jesus Christus und Bangbüx in seiner Stube herumstrichen, ihre nackten Arme sogar unter das Kopfkissen steckten, um ihm die Papiere zu stehlen. Todsicher würde man ihn schließlich auf dem Schloß ermorden, wenn er nicht eines Abends ausrückte. Da die Große nichts aus ihm herausbekommen konnte, schickte sie den Erschrockenen wieder fort und schrie, er werde vor Gericht kommen, wenn man sich am Erbteil der Kleinen vergriffen habe. Delhomme, den sie dann als Mitglied des Familienrates in Angst und Schrecken versetzte, kehrte so krank nach Hause zurück, daß Fanny hinter seinem Rücken angelaufen kam und sagte, sie würden lieber aus ihrer Tasche dazulegen, als es zu einem Prozeß kommen zu lassen. Die Sache kam in Gang, das begann spaßig zu werden.
    Es fragte sich, ob man zuerst die Angelegenheit der Besitzaufteilung in Angriff nehmen oder sofort zur Heirat schreiten mußte. Die Große dachte zwei Nächte darüber nach, dann sprach sie sich für die unverzügliche Heirat aus: wenn Françoise mit Jean verheiratet war und, von ihrem Mann unterstützt, ihren Anteil forderte, würde das Geierkopfs Ärger vermehren. Alsdann erledigte sie die Dinge Hals über Kopf, bekam wieder Beine wie eine junge Göre, befaßte sich mit den Papieren ihrer Nichte, ließ sich Jeans Papiere aushändigen, regelte alles auf der Bürgermeisterei und in der Kirche, trieb den Eifer sogar so weit, daß sie ihnen das nötige Geld lieh gegen ein von beiden unterzeichnetes Schriftstück, auf dem die doppelte Summe eingetragen war, wegen der Zinsen nämlich. Das Herz aber zerriß es ihr bei den Gläsern Wein, die notwendigerweise während der Vorbereitungen angeboten werden mußten, aber sie hatte ja ihren zu Essig gewordenen Wein, ihren Vetternverscheucher, der so ungenießbar war, daß man ihm nur mit größter Zurückhaltung zusprach. Sie beschloß, daß wegen des Ärgers in der Familie kein Essen stattfinden sollte: die Messe und lediglich ein Schluck Vetternverscheucher, um auf das Glück des Ehepaares abzustoßen. Die Charles, die eingeladen wurden, entschuldigten sich und schützten die Sorgen vor, die ihnen ihr Schwiegersohn Vaucogne bereite. Beunruhigt legte sich Fouan ins Bett, ließ ausrichten, er sei krank. Und von den Verwandten erschien nur Delhomme, der gern einer von Françoises Trauzeugen sein wollte, um die Achtung zu bezeigen, die er für Jean, diesen guten Kerl, hegte. Jean brachte seinerseits nur seine Trauzeugen mit, Hourdequin, seinen Herrn, und einen der Knechte vom Gehöft. Rognes war in heller Aufregung, diese so mir nichts, dir nichts bewerkstelligte Heirat, die mit so vielen Schlachten schwanger ging, wurde von jeder Tür aus belauert. Auf der Bürgermeisterei übertrieb Macqueron in Gegenwart des früheren Bürgermeisters die Formalitäten, war ganz aufgeblasen von seiner Wichtigkeit. In der Kirche gab es einen peinlichen Zwischenfall, Abbé Madeline fiel in Ohnmacht, während er seine Messe las. Es ging ihm nicht gut, er sehnte sich nach seinen Bergen zurück, seit er in der ebenen Beauce lebte, wo ihm die religiöse Gleichgültigkeit seiner neuen Pfarrkinder das Herz zerriß, wo er durch die Klatschereien und unausgesetzten Streitereien der Frauen so durcheinandergebracht wurde, daß er nicht einmal mehr wagte, ihnen mit der Hölle zu drohen. Sie hatten gespürt, daß er schwach war, sie mißbrauchten das sogar, um ihn in Fragen des Gottesdienstes zu tyrannisieren. Jedoch Cœlina, Flore, alle Frauen bekundeten großes Mitleid, daß er mit der Nase auf den Altar gefallen war, und sie erklärten, das sei für die Neuvermählten ein Zeichen des kurz bevorstehenden Todes.
    Man hatte beschlossen, daß Françoise weiter bei der Großen wohnen sollte, solange die Teilung nicht vollzogen war, denn sie bestand mit dem Willen eines starrköpfigen Mädchens darauf, das Haus zu

Weitere Kostenlose Bücher