Die Erde
und des Viehs. Der Verkauf wurde durch Maueranschläge auf den zweiten Sonntag des Monats festgelegt: er würde in seinem Büro erfolgen, und die Kaufbedingungen besagten, daß der Meistbietende das Recht habe, noch am selben Tage die Nutznießung des ersteigerten Besitzes anzutreten. Nach dem Verkauf würde der Notar schließlich die verschiedenen Abrechnungen zwischen den gemeinsamen Erben vornehmen. Alles das wurde ohne Erörterung angenommen.
Aber in diesem Augenblick wurde Fouan, auf den man wartete, weil er der Vormund war, durch einen Schreiber hereingeführt, der Jesus Christus am Eintreten hinderte, weil der Kerl so besoffen war. Obwohl Françoise seit einem Monat großjährig war, waren die Mündelabrechnungen noch nicht erfolgt, was die Dinge verzwickter machte; und es wurde notwendig, das zu erledigen, um den Alten von seiner Verantwortlichkeit zu entbinden. Er schaute sie alle an, die einen wie die anderen, mit seinen weit aufgerissenen Äuglein; er zitterte in seiner wachsenden Angst, Unannehmlichkeiten zu bekommen und sich vor Gericht geschleppt zu sehen.
Der Notar las die Kostenabrechnung vor. Alle hörten zu mit zuckenden Augenlidern, hatten Angst, nicht immer zu verstehen, fürchteten, wenn ihnen ein Wort entging, ihr Unglück liege in diesem Wort.
»Habt ihr Einwände zu machen?« fragte Herr Baillehache, als er geendet hatte.
Sie saßen verstört da. Was für Einwände? Vielleicht vergaßen sie was, um das sie nun gebracht wurden.
»Verzeihung«, erklärte die Große jäh, »aber das macht ganz und gar nicht Françoises Abrechnung aus! Und mein Bruder muß sich wirklich die Augen zugehalten haben, wenn er nicht gemerkt hat, daß sie bestohlen worden ist!«
Fouan stammelte:
»He? Was? – Ich habe ihr nicht einen Sou weggenommen, das schwöre ich vor Gott!«
»Ich sage, daß Françoise seit der Heirat ihrer Schwester, was bald fünf Jahre her ist, bei dem Ehepaar als Magd geblieben ist und daß man ihr ihren Lohn schuldet.«
Bei diesem unvorhergesehenen Schlag sprang Geierkopf von seinem Stuhl auf. Sogar Lise blieb die Luft weg.
»Lohn! – Wieso? Einer Schwester! – Ach ja, das wäre aber saumäßig!«
Herr Baillehache mußte sie zum Schweigen bringen, indem er bestätigte, daß die Minderjährige vollkommen das Recht habe, Lohn zu fordern, falls sie es wolle.
»Ja, ich will«, sagte Françoise. »Ich will alles, was mir zusteht.«
»Und was sie gegessen hat, he?« schrie Geierkopf außer sich. »Bei der reichte Brot und Fleisch nicht lange. Man kann sie betasten, vom Mauernablecken ist sie nicht so fett geworden, die Faulenzerin!«
»Und die Wäsche, und die Kleider?« fuhr Lise wütend fort. »Und die Wascherei? In zwei Tagen machte sie einem ein Hemd dreckig, so sehr schwitzte sie!«
Verärgert entgegnete Françoise:
»Wenn ich so geschwitzt habe, so doch wohl deshalb, weil ich gearbeitet habe.«
»Schweiß, der trocknet, der macht nicht dreckig«, fügte die Große hinzu.
Abermals schritt Herr Baillehache ein. Und er setzte ihnen auseinander, daß da eine Aufrechnung zu machen sei, der Lohn auf einer Seite, das Essen und der Unterhalt auf der anderen. Er hatte eine Feder genommen, er versuchte, nach ihren Angaben diese Rechnung aufzustellen. Aber das wurde furchtbar.
Von der Großen unterstützt, stellte Françoise Forderungen, schätzte ihre Arbeit sehr teuer ein, zählte alles auf, was sie im Hause besorgt hatte: die Kühe, und den Haushalt, und das Geschirr, und die Felder, auf denen ihr Schwager sie wie einen Mann anstellte.
Außer sich, vergrößerten Geierkopfs ihrerseits die Kostenrechnung, zählten die Mahlzeiten, logen hinsichtlich der Kleidungsstücke, forderten sogar das Geld für die Geschenke, die sie an den Geburtstagen gemacht hatten. Doch trotz ihrer Gier ergab es sich, daß sie ihr hundertsechsundachtzig Francs schuldig blieben. Ihnen zitterten die Hände, ihre Augen flammten, und sie suchten, was sie noch abziehen könnten.
Man wollte gerade die Zahl annehmen, als Geierkopf schrie: »Augenblick mal! Und der Arzt, als sie ihre Blutungen nicht bekam ... Er ist zweimal gekommen. Das macht sechs Francs.«
Die Große wollte nicht, daß man sich nach diesem Sieg der anderen einige, und sie stieß Fouan an, verlangte, daß er sich erinnere, wie viele Tage in der Woche die Kleine damals, als er im Hause wohnte, für Hourdequins Gehöft gearbeitet hatte. Waren es fünf oder sechs Tage zu dreißig Sous?
Françoise schrie sechs, Lise fünf, beide so heftig, als
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