Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
Vom Netzwerk:
begriff sie alles, und er war bleich, seine Augen waren weit aufgerissen, seine Lippen zitterten.
    »Du bist es gewesen, du hast die Falltür aufgemacht, und du hast ihn gerufen, damit er sich zu Tode stürzt!«
    Erschüttert über diesen Auftritt, war Jean zurückgetreten. Übrigens schienen die beiden bei der Heftigkeit der Leidenschaft, die sie hinriß, nicht mehr zu wissen, daß er da war.
    Tron, der den Kopf gesenkt hielt, gestand dumpf:
    »Ja, ich bin es gewesen ... Er hatte mich rausgeschmissen, ich hätte dich nicht mehr gesehen, das konnte nicht sein ... Und dann habe ich mir schon früher gedacht, daß uns nichts mehr im Wege stünde, zusammen zu leben, wenn er sterben würde.«
    Sie hörte ihm zu, starr vor Entsetzen, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Er, er ließ mit zufriedenem Grunzen raus, was er tief in seinem harten Schädel gewälzt hatte, die demütige und blutgierige Eifersucht des Knechtes auf den Herrn, dem man zu gehorchen hatte, den heimtückischen Plan zu einem Verbrechen, um sich den Besitz dieses Weibes zu sichern, das er für sich allein haben wollte.
    »Ich hab geglaubt, du würdest dich freuen, wenn das klappt ... Und ich hab dir nichts davon gesagt, ich wollte nicht, daß du dich damit abquälst ... Und nun, da er nicht mehr ist, komme ich dich holen, damit wir auf und davon gehen und heiraten.«
    Da platzte Jacqueline mit roher Stimme los:
    »Du, aber ich liebe dich nicht, ich will dich nicht! – Ach, du hast ihn umgebracht, um mich zu kriegen! Du mußt noch dümmer sein, als ich gedacht habe. Eine solche Dummheit, bevor er mich geheiratet und das Testament gemacht hat! – Du hast mich ruiniert, du hast mir das Brot vom Munde weggenommen. Mir hast du die Knochen zerbrochen! Du Vieh! begreifst du das? – Und du glaubst, daß ich mit dir gehen werde! Hör mal, sieh mich richtig an, willst du mich zum Narren halten?«
    Nun hörte er ihr zu mit offenem Mund, bestürzt über diesen Empfang, auf den er nicht gefaßt war.
    »Weil ich mit dir geschäkert habe, weil wir zusammen unser Vergnügen fanden, bildest du dir ein, daß du mich immerzu anöden kannst ... Wir und heiraten! Ach nein! Ach nein! Ich würde mir einen schlaueren aussuchen, wenn es mich nach einem Mann gelüstete ... So! – Hau ab! Du machst mich krank ... Ich liebe dich nicht, ich will dich nicht. Hau ab!«
    Zorn schüttelte ihn. Was denn? Er sollte für nichts und wieder nichts getötet haben? Sie gehörte ihm, er würde sie am Hals zu packen kriegen und wegtragen.
    »Du bist eine tolle Hure«, schimpfte er. »Was nichts daran ändert, daß du mitkommst. Sonst rechne ich mit dir ab, wie ich mit dem andern abgerechnet habe.«
    Die Cognette ging mit geballten Fäusten auf ihn zu.
    »Versuch's doch mal!«
    Er war sehr stark, dick und groß, und sie war sehr schwach, mit ihrem schmächtigen Wuchs, dem schlanken Leib eines hübschen Mädchens. Aber er wich zurück, so sehr schien sie ihn in Angst und Schrecken zu versetzen mit ihren Zähnen, die drauf und dran waren zuzubeißen, ihren scharfen Blicken, die wie Messer blitzten.
    »Es ist aus, hau ab! – Ehe ich mit dir gehe, würde ich lieber niemals mehr einen Mann ansehen ... Hau ab, hau ab, hau ab!«
    Und Tron haute ab, ging rückwärts dabei, zog sich zurück wie ein fleischfressendes und feiges Tier, das aus Furcht weicht und heimtückisch seine Rache auf später verschiebt. Er sah sie an, er sagte noch:
    »Tot oder lebendig, dich kriege ich!«
    Als er aus dem Gehöft hinaus war, seufzte sie auf: den war sie los. Als sie sich dann zitternd umdrehte, war sie keineswegs erstaunt, Jean zu sehen, und sie schrie in einer Anwandlung von Offenheit:
    »Ach, der Schurke, wie gerne würde ich ihn von den Gendarmen schnappen lassen, wenn ich nicht Angst hätte, daß man mich mit ihm zusammen einlocht!«
    Jean war zu Eis erstarrt.
    Übrigens versagten der jungen Frau nun die Nerven: sie bekam keine Luft mehr, sie sank ihm schluchzend in die Arme und wiederholte immer wieder, sie sei unglücklich, oh, unglücklich, sehr unglücklich! Ihre Tränen flossen endlos, sie wollte bedauert werden, geliebt werden, sie hing sich an ihn, als sehne sie sich danach, daß er sie forttrage und behalte.
    Und er begann schon sehr verdrießlich zu werden, als der Schwager des Toten, der Notar Baillehache, den ein Knecht vom Gehöft benachrichtigt hatte, aus seinem Kabriolett in den. Hof sprang.
    Da rannte Jacqueline auf ihn zu und breitete ihre Verzweiflung aus.
    Jean, der aus der Küche

Weitere Kostenlose Bücher